zum Hauptinhalt
Immer zuverlässig. Kobiaschwili ist ein Spieler, wie Trainer ihn mögen.

© dapd

Herthas Kobiaschwili: In aller Stille zum Rekord

Lewan Kobiaschwili spielt selten spektakulär, trotzdem wird er bei Hertha BSC sehr geschätzt. Und so winkt ihm noch in dieser Saison ein ganz besonderer Rekord.

Berlin - Lewan Kobiaschwili ist in diesen Wochen ein gefragter Mann bei Hertha BSC, aber dieser Zustand wird ganz sicher nicht mehr allzu lange anhalten. Das Interesse an seiner Person ist vor allem den Launen des Spielplans in der Fußball-Bundesliga geschuldet. Er bringt es mit sich, dass Kobiaschwili mit Hertha innerhalb von nur drei Wochen gegen Freiburg und Schalke antreten muss, die beiden Klubs, bei denen er vor seinem Wechsel nach Berlin angestellt war. Mehr Ex-Vereine gibt es in Deutschland nicht. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis Kobiaschwili, der stille Georgier, wieder aus dem Licht der Öffentlichkeit tritt und ausschließlich das tun kann, was ihm am liebsten ist: einfach nur Fußball spielen.

Bei Kobiaschwili sieht das selten spektakulär aus; spektakulär ist einzig die Ausdauer, mit der er sich auf höchstem Niveau etabliert hat. 320 Bundesligaspiele hat er seit seinem Debüt im September 1998 bestritten. „Ich bin stolz, dass ich so lange dabei bin“, sagt der 34-Jährige. „Ich genieße jeden Tag, jedes Training, jedes Spiel. Alles ist toll.“ 16 Einsätze fehlen ihm noch, um mit Zé Roberto gleichzuziehen, der der Einfachheit halber „Rekord-Ausländer der Bundesliga“ genannt wird. Kein Fußballer aus dem Ausland hat mehr Spiele in der Bundesliga bestritten als der Brasilianer. Im Moment liegt Kobiaschwili hinter Zé Roberto (336), Sergej Barbarez (330), Ole Björnmose (323) und Dede (322) auf Platz fünf – doch die kann er alle noch in dieser Saison einholen.

Wenn es weiter so läuft wie bisher, sollte das kein Problem sein. Seit zwei Jahren ist der Georgier bei Hertha BSC angestellt. In dieser Zeit hat er exakt drei Spiele verpasst: eins in der Abstiegssaison, weil er nach der fünften Gelben Karte gesperrt war, und zwei in der Zweiten Liga wegen einer Angina. „Ich hatte Glück, dass ich nie ernsthaft verletzt war“, sagt Kobiaschwili. „So bin ich immer im Rhythmus geblieben.“ In dieser Saison hat er in jedem Spiel auf dem Platz gestanden, und das immer von der ersten bis zur letzten Minute.

Nicht schlecht für jemanden, dem nachgesagt wird, dass er eigentlich zu alt und zu langsam sei. „Mangelnde Schnelligkeit macht er durch seine Erfahrung und sein gutes Auge wett“, sagt Trainer Markus Babbel. „Er ist ein guter Fußballer mit einer unglaublich professionellen Einstellung.“ Auch deshalb durfte der Georgier am Wochenende die Kapitänsbinde tragen – obwohl eigentlich Christian Lell erster Vertreter von Andre Mijatovic ist.

Natürlich profitiert Kobiaschwili davon, dass er auf seiner Position links in der Viererkette keine ernsthafte Konkurrenz hat: Ronny hat sich in der Zweiten Liga einmal an dieser Aufgabe versucht, für das höhere Niveau in der Bundesliga aber fehlt ihm das tiefere taktische Verständnis, und der junge Nico Schulz ist nach seiner Erkrankung noch immer ziemlich weit weg von den Profis. Generell aber zählt Kobiaschwili zu jenen Spielern, die in der Bewertung ihrer Trainer immer besser wegkommen als in der des Publikums. Weil sie ihre Aufgaben zuverlässig erledigen und weniger darauf achten, selbst zu glänzen, sondern lieber die Mannschaft glänzen lassen wollen.

Als der Georgier im Januar 2010 nach Berlin kam, war das für ihn ein Schritt in eine ungewisse Zukunft. Sein Vertrag hätte sich nur bei Klassenerhalt um zwei Jahre verlängert. Lewan Kobiaschwili hat das nicht irritiert: „Ich bin sicher, dass ich nichts Falsches gemacht habe“, hat er schon damals gesagt. Es sieht ganz so aus, als hätte er recht behalten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false