zum Hauptinhalt
Geschäftsführer unter sich: Ingo Schiller (r.), Geschäftsführer Finanzen bei Hertha BSC, hat unauffällig den Investor KKR an Land gezogen, der Geschäftsführer Sport, Michael Preetz (l.), versucht nun unauffällig einen weiteren Stürmer nach Berlin zu locken.

© imago

Herthas Manager Michael Preetz: Auffällig unauffällig

Während Jos Luhukay mit der Mannschaft im Trainingslager am Feinschliff arbeitet, werkelt Michael Preetz im Hintergrund. Doch obwohl sich Herthas finanzielle Situation gebessert hat, gibt sich der Manager.zurückhaltend.

Michael Preetz hat in dieser Woche ein paar Motive produziert, die Raum für Interpretationen ließen. Im Trainingslager in Schladming bewegt sich der Manager von Hertha BSC bei öffentlichen Auftritten zwar prinzipiell unauffällig, dennoch entstanden einige Fotos, die ihn auf dem Rad zeigten oder am Tisch mit Erfrischungsgetränken am Spielfeldrand. Zwischenzeitlich wurde Preetz sogar mit einem Mobiltelefon am Ohr gesichtet. Wer da wohl dran war?

Am dritten Trainingstag in Österreich empfängt Preetz die mitgereisten Berichterstatter, ein knappes Dutzend, zur allgemeinen Fragestunde im Teamhotel. Der 46-Jährige ist sportlich gekleidet, Poloshirt, Jeans, Turnschuhe, eine neue Brille. Er grüßt freundlich, gibt jedem die Hand und setzt sich in einen Sessel, die Aufnahmegeräte laufen. Was also hatte es mit dem Telefonat auf sich? Neuer Stürmer im Anmarsch?

Michael Preetz muss ein wenig schmunzeln. Als würde der Manager eines Bundesligisten seine Geschäfte neben dem Trainingsplatz erledigen! Trotzdem ist die Frage für ihn ein dankbarer Einstieg. „Wir wissen alle, dass bis Ende August noch Bewegung in den Transfermarkt kommen wird“, sagt Preetz, „wir haben das im Blick und sind gewappnet, um da noch mal mitzumachen.“ Hertha BSC hat mit Adrian Ramos bekanntlich seinen besten Torschützen der vergangenen Saison abgegeben und Pierre-Michel Lasogga darüber hinaus nach Hamburg veräußert, „aber wir sind nun mal kein Verein, der es sich erlauben kann zu sagen: Wir geben keine Spieler ab“, sagt Preetz.

Andererseits sind die Berliner auch durchaus in der Lage, Spieler nach ihren Vorstellungen zu verpflichten: Für die sechs Zugänge Julian Schieber, Marvin Plattenhardt, Roy Beerens, Jens Hegeler, Genki Haraguchi und Valentin Stocker hat der Klub im Sommer ziemlich genau zehn Millionen Euro ausgegeben, einzig John Heitinga kam ablösefrei nach Berlin. Die wirtschaftliche Situation hat sich durch den Verkauf von Lasogga und Ramos, vor allem aber durch den Einstieg des Finanzinvestors KKR verbessert, das kommuniziert mittlerweile selbst Trainer Jos Luhukay. Und auch sportlich hinterlässt die Mannschaft einen sehr ordentlichen Eindruck, wenngleich Luhukay im Training am Mittwoch einmal kurz das Rumpelstilzchen mimen musste.

„Jeder der neuen Spieler bringt Qualitäten mit in den Kader, die wir so bisher noch nicht hatten, das wird dem gesamten Gebilde guttun“, sagt Preetz. „Wir haben uns auf einigen Positionen verstärken können, um einerseits den Konkurrenzkampf zu schüren und andererseits besser auf Verletzungen reagieren zu können.“ Ob dadurch intern sowie extern eine neue Erwartungshaltung entstanden ist?

„Wie die Erwartungshaltung extern ist, interessiert mich ehrlich gesagt nicht“, antwortet Preetz, „mich interessiert nur, wie es intern ist.“ Und da, so hat es der Manager beobachtet, hätten einige Spieler aufgrund erhöhter Konkurrenz schon einen Schritt nach vorn gemacht. Wer beispielsweise Nico Schulz in der Vorbereitungsphase beobachtet hat, kann dem schwer widersprechen.

Preetz kommt jetzt richtig ins Reden, er sinniert über die ideale Zusammenstellung eines Teams („eine gesunde Mischung aus eigenen Leuten und Zukäufen“), über seinen Gemütszustand („Ich bin völlig entspannt, aber das ist in der Vorbereitung normal“), die Rückkehr des langzeitverletzten Kapitäns Fabian Lustenberger („sehr, sehr positiv“) und landet irgendwann beim Klassiker des Fragebogens: den Saisonzielen. „Wir wollen Hertha in der Bundesliga etablieren. Das ist die Überschrift für diese Saison.“

Nach 30 Minuten ist die Runde beendet, Preetz trinkt sein Wasser aus und erhebt sich. Später am Abend fährt er mit Trainer Luhukay nach Salzburg, zur Champions-League-Qualifikation, RB Salzburg gegen Karabach Agdam. „Wir sind ja um die Ecke, 90 Kilometer bis Salzburg“, sagt Preetz. Womöglich ist da ja noch ein bislang unentdeckter Angreifer herumgelaufen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false