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Sport: Herthas Nationalspieler soll den Brasilianer Alves integrieren

Jeder Ball fühlt sich bei ihm wohl. Dariusz Wosz tritt nicht einfach nur gegen ihn, er streichelt den Ball.

Jeder Ball fühlt sich bei ihm wohl. Dariusz Wosz tritt nicht einfach nur gegen ihn, er streichelt den Ball. Das tat er schon so in Polen, in Pierkary, wo er aufwuchs, und dabei hat er es belassen. Der Umgang mit dem Ball hat ihm einen schönen Vertrag bei Hertha BSC eingebracht, der noch bis Mitte 2002 läuft. Das sollte sich eigentlich auch bis zu Borussia Dortmund herumgesprochen haben. Dennoch sagte der dort für Arbeitsverhältnisse zuständige Manager Michael Meier vor kurzem: "Meines Wissens nach ist Dariusz Wosz auf dem Markt." Wirklich?

"Ich weiß nicht, woher der Herr Meier sein Wissen bezieht", sagt Wosz in der Mittagssonne an der Algarve, wo Hertha BSC ein zehntägiges Trainingslager bezogen hat. "Wahrscheinlich hat ihn irgendein Spielerberater angerufen und behauptet, dass ich zu haben bin. Nur gut, dass ich neulich nicht mit Lars Ricken essen gegangen bin. Dann hätte wahrscheinlich einer geschrieben, dass der Wechsel jetzt perfekt ist."

Nun will Wosz keineswegs den Eindruck erwecken, dass ihm diese Gerüchteschieberei so unrecht kam. Schließlich ist Dortmund in Sachen Fußball und Geldverdienen eine feine Nummer in Deutschland, und wenn man mit dieser in Verbindung gebracht wird, soll sich das nicht zwingend negativ auf den eigenen Wert auswirken. Aber seinen Vertrag in Berlin will er erfüllen. Herthas Manager Dieter Hoeneß hat ihn dennoch angerufen und gefragt, was an der Geschichte sei. "Ich habe ihn beruhigt", erzählt Wosz, "es war ein nettes Telefonat."

Hoeneß dürfte aus zweierlei Gründen etwas nervös geworden sein. Einerseits hat schon der AC Mailand sein Interesse an Wosz signalisiert, außerdem hat er vor ein paar Wochen im Länderspiel gegen Norwegen ein gelungenes Comeback in der Nationalmannschaft gegeben. Andererseits haben sich die Berliner Anfang Dezember des vergangenen Jahres die Dienste Stefan Beinlichs von Bayer Leverkusen mit Beginn der kommenden Saison gesichert. Der ist von der Anlage und der Spielposition her durchaus vergleichbar mit Wosz. "Ich habe keine Angst, meinen Stammplatz zu verlieren", sagt Wosz. "Wenn ich schlecht spiele, setze ich mich auch auf die Tribüne. Ich wollte aber Klarheit darüber, wie sich der Verein das vorstellt. Schließlich sind wir in diesem Bereich personell ganz gut bestückt." Erst ein Gespräch mit dem Manager und Trainer Jürgen Röber "hat mir das Gefühl gegeben, dass ich neben Stefan eine Perspektive habe. An der ganzen Sache hat mich nur gestört, dass wir Spieler zuletzt informiert wurden. In den Zeitungen wurde viel spekuliert, und ich sollte immer meine Meinung dazu sagen. Das habe ich getan. Andere bei uns, die dafür eigentlich zuständig sind, haben sich zurückgehalten".

Jetzt, da mit einer baldigen Rückkehr der verletzten Kreativspieler Deisler, Dardai und Tretschok nicht zu rechnen ist, kommt auf Wosz eine besondere Aufgabe zu. Von ihm wird es abhängen, sagt der Trainer, wie schnell Alex Alves ins Team findet. Der 15 Millionen Mark teure Brasilianer wirkt noch immer wie ein Fremdkörper. "Das stimmt", sagt Wosz, "ich weiß auch noch nicht, wie wir die Sprachprobleme überwinden können." Alves hat zwar einen Dolmetscher im Schlepptau, doch auf dem Platz ist flottes Handeln gefragt. "Ich gucke ihn mir schon genau an", erzählt Wosz, "ich beobachte, wie er sich bewegt, welche Wege er geht." Den Rest wird Wosz mit dem Ball klären. Und der hat ihm noch immer gehorcht.

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