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Sport: Herz gegen Kopf

Die unterschiedlichen Fußball-Philosophien der Pokalfinalistinnen aus Potsdam und Frankfurt

Berlin – Für Siegfried Dietrich, den Manager des Frauenfußball-Bundesligisten 1. FFC Frankfurt, ist sein Klub kein Klub, sondern eine „internationale Marke“, die es zu entwickeln gilt. Entsprechend selig macht Dietrich, der eine Sportmarketing-Agentur hat, dass die Commerzbank zu Wochenbeginn als neuer Trikotsponsor vorgestellt werden konnte. Günter Baaske, SPD-Fraktionsvorsitzender im brandenburgischen Landtag und Präsident von Turbine Potsdam, sammelt seit dem Uefa-Cup-Sieg vor einer Woche Visitenkarten potenzieller neuer Sponsoren – und spricht doch begeistert von „regionaler Verwurzelung und dem familiären Umfeld“.

Wenn die Frankfurter der Kopf der Bundesliga sind, ist Potsdam das Herz. Das gilt auch auf dem Platz, wenn die beiden derzeit erfolgreichsten deutschen Teams heute im Berliner Olympiastadion im DFB-Pokalfinale aufeinander treffen (17.30 Uhr, live in der ARD). „Turbine Potsdam hat viele jüngere Spielerinnen, ist quirlig im Angriff, spielt mit Raffinesse und sehr offensiv“, sagt Bundestrainerin Tina Theune-Meyer, „der 1. FFC Frankfurt ist mehr die Kopfmannschaft mit Stärken im Mittelfeld mit einer Renate Lingor in bestechender Form“. Und natürlich mit der abgeklärten Stürmerin Birgit Prinz, der Weltfußballerin des Jahres. Bis 2003 führte sie ihr Team zu fünf Pokalsiegen in Folge, ehe Potsdam sich im vergangenen Jahr 3:0 durchsetzte und sich dann auch noch am letzten Spieltag durch ein 7:2 in Frankfurt den ersten deutschen Meistertitel sicherte. Bei den Hessinnen löste daraufhin Hans-Jürgen Tritschoks die langjährige Trainerin Monika Staab ab. Neu motiviert besiegte sein Team Turbine in dieser Saison 5:2 und 2:1 wurde mit 63 Punkten souverän Meister vor Duisburg (56) und Potsdam (49). Sind die Machtverhältnisse wieder wie eh und je?

Nein, sagt Theune-Meyer, die acht Potsdamerinnen und fünf Frankfurterinnen für die EM im Juni in England nominiert hat, Potsdam sei zwar teilweise „seiner Form hinterhergelaufen und in der Abwehr anfällig gewesen“, doch beide Mannschaften seien gleichwertig, „die einen haben den Meistertitel, die anderen den Uefa-Cup“. Zwei der fünf Niederlagen steckte Potsdam erst ein, als die Meisterschaft längst verspielt war und Stammspielerinnen für das Uefa-Cup-Finale geschont wurden.

Unterschiede gibt es dennoch: Bei Frankfurt, seit 1999 fünfmal Meister und 2002 Uefa-Cup-Sieger, verkörpern Spielerinnen wie Birgit Prinz, Nia Künzer – Schützin des Golden Goal im WM-Finale 2004 –, und Steffi Jones als Einzelpersonen den deutschen Frauenfußball. Bei Potsdam, das seit Jahren mit einem Fußballinternat auf intensive Nachwuchsförderung setzt, tut dies auf überregionaler Ebene nur die Mannschaft als Ganzes. Man könnte auch sagen: Birgit Prinz ist eine internationale Marke, Conny Pohlers, Weltmeisterin und mit 14 Treffern erfolgreichste Torschützin im Uefa-Cup, ist es noch nicht.

Helen Ruwald

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