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Sport: Hier ist die Grenze

Schalke nimmt die Demütigung von Manchester hin und denkt jetzt lieber an das Pokalfinale

Die Spannung hatte sich nun endgültig gelöst. Jetzt, als feststand, dass die Spieler des FC Schalke ihre ungewöhnlich lange Reise in der Champions League beendet hatten, war so etwas wie Erleichterung zu spüren. „Wir wissen jetzt, dass wir nicht zu den Topmannschaften gehören“, sagte Torhüter Manuel Neuer und es war ein kleines Lächeln bei ihm zu erkennen. Das 1:4 im Halbfinal-Rückspiel gegen Manchester United in Old Trafford hatte trotz aller Enttäuschung den Beteiligten noch einmal deutlich vor Augen geführt, wie ungleich der Kampf zwischen den beiden Mannschaften war.

Auf der einen Seite stand Manchester United, ein Team, das in diesem Wettbewerb in jedem Jahr zu den Titelfavoriten zählt und dessen vermeintliche B-Elf, wie gegen die Schalker überaus selbstbewusst von Man-United-Trainer Alex Ferguson aufgeboten, wohl problemlos in der Bundesligaspitze mithalten könnte. Auf der anderen Seite stand die Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick, bei der das Erreichen der Runde der letzten vier und das Ausschalten des Titelverteidigers Inter Mailand im Viertelfinale bereits nicht zu Unrecht als Wunder gefeiert wurde.

„In dieser Runde sind wir an unsere Grenzen gestoßen“, gestand Rangnick ein. Antonio Valencia, Darron Gibson und gleich zweimal Anderson erzielten die Treffer für die Engländer. Und ihr Auftreten glich dem routinierten Geschick eines Handwerkermeisters, der seinen Lehrlingen vormacht, wie das Endergebnis der Ausbildung irgendwann einmal aussehen könnte. Manchester United war den in der Champions League recht unerfahrenen Schalkern in allen Belangen überlegen: in puncto Erfahrung, individueller Qualität und auch mannschaftstaktischem Verhalten. Und noch nicht einmal das kämpferische Element konnten die Schalker für sich nutzen, weil United jegliche Bemühungen mit seiner Dominanz im Keim erstickte. „Manchester hat uns in beiden Spielen jegliche Euphorie genommen“, urteilte Verteidiger Christoph Metzelder. Der zwischenzeitliche Anschlusstreffer von José Manuel Jurado dürfte deshalb als einziges Erfolgserlebnis der Schalker aus den beiden Partien gegen Manchester in Erinnerung bleiben. Bei Schalke war für Rekordspieler Raúl seine 144. Champions-League-Partie wohl auch die letzte.

Der Traum vom Finale ist geplatzt, die Saison aber noch nicht beendet. Gegen Mainz und Köln stehen zwei Bundesligaspiele auf dem Programm, am 21. Mai folgt das nächste Highlight mit dem DFB- Pokalfinale in Berlin gegen den MSV Duisburg. „Wir werden genau beobachten, ob Spieler dabei sind, die die Sache jetzt schleifen lassen. Wenn das jemand machen sollte, könnte der sich im Pokalfinale auch auf der Ersatzbank wiederfinden“, sagte Schalkes Manager Horst Heldt. Es besteht im Klub offenbar die Sorge, dass die vierte Niederlage in Folge tiefe Spuren hinterlassen könnte, auch wenn Ralf Rangnick anmerkte: „Bayern und Manchester waren schon große Kaliber. Wir müssen die Spieler jetzt wieder aufrichten.“

Denn das Pokalfinale entscheidet darüber, ob die Schalker zumindest in der Europa League in der kommenden Saison antreten. Dann aber wohl mit einer veränderten Mannschaft. Der hoch verschuldete Klub hat über 50 Millionen Euro aus diesem Wettbewerb eingenommen und wird Teile des Geldes dafür verwenden, „mehr Qualität in der Breite zu verpflichten“, wie Horst Heldt anmerkte. Denn der Klub wolle in den kommenden Jahren dauerhaft um die Champions-League-Plätze mitkämpfen. Wohl auch deshalb hatte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies nach dem Spiel in England gut gelaunt angekündigt: „Wir kommen wieder.“

 Jörg Strohschein[Manchester]

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