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Sport: Himmel noch mal

Ständiger Regen stoppt Alexander Popp und Mark Philippoussis in Wimbledon

London. Am Mittwoch um kurz vor ein Uhr Ortszeit nahm Alexander Popp seine Tasche mit den Tennisschlägern und schlenderte auf Court Nummer eins von Wimbledon. Er sollte das an diesem Nachmittag im Match gegen den Australier Mark Philippoussis noch drei weitere Male machen, aber das wusste er zu jenem Zeitpunkt noch nicht. Um 19 Uhr und 25 Minuten hängte der deutsche Tennisprofi seine Tasche zum letzten Mal an diesem Tag über die Schulter. Diesmal um den Platz für den Mittwoch ganz zu verlassen. Einen Sieger gab es zu diesem Zeitpunkt trotzdem nicht.

Drei zum Teil heftige Regenschauer hatten gestern die Viertelfinalspiele der Herren in Wimbledon zu einem stundenlangen Geduldsspiel gemacht. Als Alexander Popps Spiel am Abend nach dem vierten Wolkenbruch abgebrochen wurde, stand aus Sicht des Deutschen 6:4, 6:4, 3:6, 3:6 und 2:2. Das Match soll heute fortgesetzt werden. Allerdings ist es erst nach dem Viertelfinale von Jonas Björkman und Andy Roddick angesetzt, das um ein Uhr MESZ beginnen wird. Für Alexander Popp heißt das, dass er erneut eine gute Weile warten muss.

Netto hat das Match zwei Stunden und 20 Minuten gedauert. Die restliche Zeit verbrachten die beiden in den Katakomben Wimbledons oder im Spielerrestaurant. Auch beim zweiten Halbfinale zwischen dem Engländer Tim Henman und dem Franzosen Sebastian Grosjean genügte ein Spieltag in Wimbledon nicht, um einen Sieger zu finden. Grosjean führte 7:6, 3:6, 6:3 und 1:2, ehe auch dieses Spiel durch Oberschiedsrichter Allan Mills abgebrochen wurde, weil der Rasen zu rutschig geworden war. Die beiden anderen Viertelfinals zwischen Roger Federer (Schweiz) und Sjeng Schalken (Niederlande) sowie Jonas Björkman (Schweden) und Andy Roddick (USA) waren erst gar nicht begonnen worden.

Solange es nicht regnete, hatte Alexander Popp sein Match furios begonnen. In den ersten beiden Sätzen spielte der 26-Jährige das beste Tennis, das er bisher in London geboten hat. Mutig stürmte er nach seinen Returns gegen den Australier ans Netz, der wegen seiner gefürchteten Aufschläge von den britischen Boulevardzeitungen den Spitznamen „The Scud“ verliehen bekommen hat. Nach der gleichnamige Rakete.

Alexander Popp wird nach fast zweieinhalbjährigen Krankheits- und Verletzungspause nur noch auf Rang 198 der Weltrangliste geführt. „Er braucht heute all seine Konzentration“, hat Boris Becker gesagt. Entsprechend entschlossen begann der Außenseiter as Match. Nach der ersten Regenpause gelang ihm vor den Augen seiner Freundin sofort das Break zum 2:1 im ersten Satz. Fortan sollten beide Spieler ihre Aufschlagspiele durchbringen, weshalb Popp den ersten Satz 6:4 gewann. „Aussie, Aussie, Aussie, oi, oi, oi“, riefen die vielen australischen Fans auf Platz Nummer eins, um ihren Helden anzufeuern. Doch auch der zweite Satz verlief wie der vorhergehende. Im vierten Spiel gelang Popp erneut das Break zum 3:1, beide gewannen ihre Aufschlagspiele, und Popp entschied auch den zweiten Satz für sich.

Dann aber drehte der Australier auf, der im Achtelfinale bereits den Turnierfavoriten Andre Agassi besiegt hatte. Im sechsten Spiel gelang ihm das erste Break in diesem Match. Wieder blieb es der einzige Aufschlagverlust in diesem Satz, den Philippoussis mit 6:3 gewann. Zwar wurde das Match beim Stande von 1:0 im vierten Satz erneut unterbrochen, doch als die beiden Spieler es nach einer zweistündigen Pause erneut aufnahmen, hatte es sich gewendet. Popp ging nicht mehr entschlossen genug ans Netz, seine Passierschläge blieben nun zumeist im Netz hängen. Und Mark Philippoussis knallte die Aufschläge mit einer Spitzengeschwindigkeit von 217 km/h ins Feld. „Wahnsinn“, sagte Popp, kurz bevor er den vierten Satz mit 3:6 verloren hatte. Zweimal hatte er sich den Aufschlag abnehmen lassen.

Zu Beginn des entscheidenden Abschnittes hatte er sich wieder gefangen. Doch weil Philippoussis weiterhin beängstigend sicher seine Aufschläge ins Feld brachte, dürfte Popp die vierte Unterbrechung beim Stande von 2:2 ganz gelegen gekommen sein. So kann er sich noch einmal neu auf den 26-Jährigen einstellen, wenn heute der Sieger gefunden werden soll. Falls nicht wieder der Regen dazwischenkommt.

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