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Sport: Hinten ganz vorne

Der AC Mailand besiegt den Stadtrivalen Inter 2:0

Ausländische Torleute wurden auf italienischem Fußballterrain schon immer belächelt und verhöhnt. Auch Nelson Dida musste gegen dieses Negativimage ankämpfen, als er aus Brasilien zum AC Milan wechselte. Dass er dann eine falsche Identität angab, um als EU-Europäer zu gelten, und deshalb gesperrt wurde, erwies sich eigentlich als Segen. Denn so wurde er behutsam in die Finessen des italienischen Torwarthandwerks eingewiesen. Im Mailänder Derby im Viertelfinale der Champions League war Dida am Mittwoch der Held des Abends. Mit seinen Glanzparaden ermöglichte er den 2:0-Sieg gegen Inter und brachte den AC dem Halbfinale ein ganzes Stück näher.

In der Zwischenzeit hat Dida auch die barocke Kunst der verbalen Selbstdarstellung gelernt. Selbstsicher und euphorisch betrat er nach dem Spiel den Presseraum des Mailänder Meazza-Stadions. „Wir waren Weltklasse in der Verteidigung, aber auch, was den Einsatz angeht“, posaunte Dida. Ein wenig redete er das Spiel seiner Mannschaft schön. Denn Weltklasse waren nur seine Paraden – und natürlich die Kulisse im ausverkauften Stadion. Die Minimalisten vom AC Mailand machten dagegen aus zwei Standardsituationen zwei Treffer: einmal durch den holländischen Abwehrhünen Jaap Stam (45.) und zum anderen durch den eilig genesenen Andreij Schewtschenko (84.). Der Einsatz des Ukrainers war bis kurz vor dem Spiel ungewiss. Trainer Carlo Ancelotti hatte die Entscheidung Schewtschenko überlassen. Nach dem Spiel sagte Ancelotti: „Es fehlen noch 90 Minuten. Die Qualifikation ist noch nicht geschafft.“

Enttäuschend war die Vorstellung von Inter, das sich durch ein gutes Spiel vom mäßigen Erfolg in der Meisterschaft rehabilitieren wollte. Torgefahr ging lediglich von den Freistößen des serbischen Hitzkopfes Sinisa Mihajlovic aus. Die Qualifikation für das Halbfinale wäre für den smarten Trainer Roberto Mancini indes die einzige Möglichkeit, auch in der nächsten Saison seinen Posten zu behalten. Inters Derby-Bilanz ist miserabel: In den letzten zehn Aufeinandertreffen gelang kein einziger Sieg.

„Man darf aus zwei Standardsituationen keine zwei Treffer kassieren“, lamentierte Mancini. Eine Entschuldigung hatte er für die Harmlosigkeit in Inters Offensive: Der Brasilianer Adriano fehlte wegen einer Bänderdehnung. und Nationalstürmer Christian Vieri konnte nur die letzten 20 Minuten stürmen. Inter-Besitzer Massimo Moratti stellte sich trotz der Niederlage hinter Mancini. „Es wird nicht einfach sein, aber wir haben nichts zu verlieren“, sagte Moratti. Bis zum Rückspiel, hofft er, ist Adriano wieder einsatzbereit. Ein schwacher Trost. Denn Carlo Ancelotti entgegnete: „Milan hat die beste Abwehr der Welt.“

Vincenzo Delle Donne[Mailand]

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