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© dpa

Historisches Urteil: "Schnellster auf keinen Beinen" darf bei Olympia starten

Der behinderte Sprinter Oscar Pistorius hat überraschend den Justiz-Marathon gewonnen und sein historisches Startrecht bei den Olympischen Spielen in Peking erstritten. Der "Blade Runner" darf nunmehr bei allen IAAF-Wettbewerben antreten.

Mit seinem erfolgreichen Einspruch vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS sorgte der beidseitig unterschenkelamputierte Leichtathlet aus Südafrika auch für einen Präzedenzfall. Die CAS-Richter hoben am Freitag in Lausanne die Entscheidung des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF vom 14. Januar 2008 "mit sofortiger Wirkung" auf. Das IAAF-Council hatte dem 21 Jahre alten Südafrikaner den erhofften Start bei den Sommerspielen in Peking mit der 4 x 400-Meter-Staffel zunächst verwehrt. Nun darf Pistorius bei allen IAAF-Meetings auch wieder gegen Konkurrenten ohne Handicap antreten.

"Ich bin wie in Ekstase", sagte Pistorius. "Ich habe geweint, als ich davon erfahren habe. Diese Schlacht hat wirklich viel zu lange gedauert", meinte der 21-Jährige und konnte sein Glück kaum fassen. "Ich glaube, dass dieser Tag in die Geschichte eingehen wird."

Die IAAF zeigte sich als fairer Verlierer und begrüßte die Starterlaubnis für Pistorius. "Er ist bei jedem Wettkampf in diesem Sommer willkommen", sagte IAAF-Präsident Lamine Diack und nannte den einstigen Widersacher einen "inspirierenden Menschen. Wir freuen uns darauf, seine Erfolge in der Zukunft zu bewundern." Südafrikas NOK gratulierte Pistorius, der sich mit einer Richtzeit indes noch für Olympia qualifizieren muss. "Wir sind überglücklich und finden, das ist ein großartiges Ergebnis für Oscar", sagte SASCOC-Präsident Moss Mashishi. Als erste beinamputierte Schwimmerin wird auch Pistorius' Landsfrau Natalie du Toit an den Olympischen Spielen in Peking (8. bis 24. August) teilnehmen. "

Streitpunkt mechanischer Vorteil

Laut CAS-Urteil darf der "Blade Runner" nunmehr bei allen IAAF-Wettbewerben auf seinen Karbon-Stelzen ("Cheetahs") auch gegen nicht-behinderte Sprinter antreten. Zunächst war das IAAF-Council davon ausgegangen, dass er sich durch seine federnden Prothesen einen beträchtlichen "mechanischen Vorteil" gegenüber nichtbehinderten Läufern verschaffe. Genau das haben die CAS-Richter stark angezweifelt. Sie seien keineswegs überzeugt davon, dass es "einen ausreichenden Beweis für einen mechanischen Vorteil" durch die Hightech-Hilfen von Pistorius gibt, heißt es in dem mehr als 100 Punkte umfassenden Urteil.

Bei seiner Entscheidung hatte sich der Weltverband auf eine Studie des Kölner Biomechanik-Professors Gert-Peter Brüggemann und die IAAF- Wettkampfregel 144.2 gestützt. Paralympics-Sieger Pistorius, der sich selbst einmal als "Schnellster auf keinen Beinen" bezeichnet hatte, hält den Behinderten-Weltrekord über 100, 200 und 400 Meter. Vor vier Jahren in Athen trat er bei den Paralympics in Athen an, nun kann er sich in Chinas Hauptstadt bald seinen Olympia-Traum erfüllen.

Vielleicht wird er nicht nur für Pistorius und Toit wahr, sondern bald auch für andere Behindertensportler. Die 24 Jahre alte Schwimmerin Toit hatte bei den Weltmeisterschaften in Sevilla das 10- km-Langstreckenschwimmen in offenem Wasser als Vierte absolviert und sich damit für die Olympia- Premiere dieser Disziplin qualifiziert. Die junge Frau aus Kapstadt wird auch an den Paralympics teilnehmen. "Mein Traum war es immer, zu Olympia zu fahren", sagte sie in Johannesburg.

Ralf Jarkowski[dpa]

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