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Ein Mann mit Auftrag. Markus Babbel kommt mit dem klaren Ziel zu Hertha, mit den Berlinern den direkten Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga zu schaffen. Foto: ddp

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Sport: Hitzfeld junior

In Stuttgart erlebte Markus Babbel alle Höhen und Tiefen des Trainerjobs. Jetzt soll der 37-Jährige Hertha BSC zurück in die Bundesliga führen

Manchmal dreht sich die Welt des Fußballtrainers Markus Babbel um drei Kugeln. Dann zeigt sich, dass der ehemalige Verteidiger der deutschen Nationalmannschaft ein Genussmensch ist, was sich in seiner Vorliebe für Speiseeis ausdrückt. Die Wahl des Mannes, der zur kommenden Saison Trainer des Zweitligaklubs Hertha BSC wird und dessen wichtigste Dienstanweisung im direkten Wiederaufstieg besteht, fällt immer gleich aus: „Zwei Vanille, eine Schoko.“ Zumindest für ein Jahr wird Babbel nun die Eisdielen der Hauptstadt unsicher machen: Hertha BSC teilte am Montagnachmittag mit, dass Markus Babbel beim Berliner Bundesligisten einen Ein-Jahres-Vertrag erhält, der sich im Fall des Aufstiegs um ein weiteres Jahr verlängert. Am Montagabend sollte der neue Trainer nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe offiziell vorgestellt werden.

Babbel liebt den Job als Trainer, obwohl er in zwölf Monaten als Teamchef des VfB Stuttgart im Schnelldurchlauf alle Höhen und Tiefen durchmachen musste. Im November 2008 wurde der vorherige Assistent Babbel zum Nachfolger von Meistercoach Armin Veh. Es gelang der Sprung in die Champions League, dem die sportliche Talfahrt und seine Entlassung am 6. Dezember 2009 folgten. „Ich habe dazugelernt“, sagt er heute. „Im Positiven wie im Negativen.“ Die Stuttgarter Spieler, die in den drei Jahren, als er für den VfB spielte, seine Kollegen waren und ihn dann als Trainer erlebten, loben die große Leidenschaft, die Babbel in seine Ansprachen an die Mannschaft packt. Torwart Jens Lehmann nannte ihn „extrem motivierend“, Babbel sei ein Mann gewesen, der alles aus den Spielern herausholen konnte. Als Babbel oft fehlte, weil er seinen mittlerweile bestandenen Lehrgang zum Fußballlehrer in Köln abschließen musste, verlor er den Kontakt zu seinem Team. Zudem fiel es Babbel schwer, jemanden heftig zu kritisieren. Den Rhythmuswechsel von positiver Motivation in kritische Distanz bekam der Europameister von 1996 nicht perfekt hin.

„Grundsätzlich bin ich ein bodenständiger Typ und keiner, der durchdreht“, sagte er einmal. „Aber ich tausche mich natürlich mit einigen Leuten aus. Sie sollen mir Bescheid sagen, wenn ich was falsch rüberbringe.“ Als sich Nationaltorwart Robert Enke vor einen Zug warf, fuhr Babbel nicht zur Trauerfeier nach Hannover, sondern zu seiner Mutter Ruth. Sein Bruder Gerhard hatte sich 20 Jahre zuvor ähnlich das Leben genommen. Babbel wollte seine Mutter mit den Erinnerungen nicht alleine lassen.

In der Übergangszeit vom Profi zum Assistenten und Trainer machte sich Babbel einige Gedanken über den bevorstehenden Seitenwechsel. „Als Spieler konzentrierst du dich auf dich selbst.“ Ein Trainer aber sei für 25 Mann verantwortlich. „Man muss jedem gerecht werden und ich will dabei so gerecht sein wie möglich“, sagt Babbel. „Das gelingt nicht immer. Man muss schauen, dass die Gemeinschaft intakt ist, und bei Undiszipliniertheiten konsequent handeln.“ Trotz dieser hohen Anforderungen wollte er unbedingt Trainer werden: „Als Spieler war ich an der vordersten Front und als Trainer wollte ich da auch wieder hin.“

Der Trainer, der ihn am meisten prägte, war der ehemalige Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld. „Das Rotationsprinzip und das Prinzip der Mannschaftsführung habe ich von ihm übernommen“, erklärte Babbel einmal. Die Rotation, die Hitzfeld in München lange erfolgreich praktizierte, funktionierte in Stuttgart für Babbel allerdings nicht. Zu einer anderen Strategie konnte er sich aber nicht durchringen.

Babbels Vorgänger Friedhelm Funkel traut seinem Nachfolger zu, Erfolg mit Hertha BSC zu haben. „Die Verpflichtung ist eine sehr gute Entscheidung“, sagte Funkel gestern. „Markus ist ein sehr erfahrener Spieler, der sich auch privat durch Höhen und Tiefen gekämpft hat.“ Allerdings kann sich Funkel auch schon vorstellen, mit welch großem Druck Babbel in Berlin wird leben müssen: „Hertha ist klarer Favorit auf den Aufstieg. Daran gibt es null Zweifel – egal mit welchem Trainer.“

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