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Viel Platz nach unten: Mittelfristig scheint für Mutaz Essa Barshim selbst die Hochsprung-Schallmauer von zweieinhalb Metern nicht außer Reichweite.

© dpa

Hochsprung-Weltrekord von 1993 wackelt: Mutaz Essa Barshim: "Auf gutem Weg, der König zu werden"

Mutaz Essa Barshim verpasst beim Diamond-League-Finale in Brüssel den 21 Jahre alten Weltrekord von Javier Sotomayor im Hochsprung nur knapp.

Es ist schon 21 Jahre her, da sprang der Kubaner Javier Sotomayor einen famosen Weltrekord im Hochsprung. Im spanischen Salamanca überquerte er 2,45 Meter. Es war klar, dass diese Bestmarke lange Zeit halten würde. Beim Diamond-League-Finale der Leichtathleten am Freitagabend in Brüssel wäre der Rekord nun um ein Haar gefallen. So knapp war es noch nie seit 1993. Dass der nächste Weltrekordler aus einem Wüstenstaat kommen könnte, daran hätte zu Zeiten Sotomayors niemand denken können. Doch einiges spricht jetzt dafür: Es war der erst 23-jährige Mutaz Essa Barshim aus Katar, der die 2,46 Meter so knapp verpasste.

Auf Anhieb war Barshim zunächst über 2,43 Meter gefloppt, hatte damit einen Asienrekord aufgestellt und wurde zum zweitbesten Springer der Leichtathletik-Geschichte hinter Sotomayor. Damit entriss er zudem seinem ukrainischen Dauerkonkurrenten Bogdan Bondarenko den mit 40 000 US-Dollar dotierten Sieg in der Diamond League. Bondarenko riskierte nach einem ersten Fehlversuch über 2,43 Meter alles und hob sich seine zwei weiteren Sprünge für die Weltrekordhöhe von 2,46 Meter auf. Doch der Ukrainer scheiterte klar – wie schon 19 Mal zuvor an dieser Höhe in den vergangenen eineinhalb Jahren.

Mutaz Essa Barshim hat die besten Karten bei der Jagd nach dem Weltrekord

In Brüssel, wo Diskuswerfer Robert Harting (SCC Berlin) mit 67,57 m für einen deutschen Erfolg sorgte, jedoch nicht genügend Punkte hatte, um dem Polen Piotr Malachowski den Diamond-League-Gesamtsieg zu nehmen, musste Welt- und Europameister Bondarenko erkennen, dass zurzeit Barshim die besten Karten hat bei der Jagd nach dem Weltrekord. Zwei von drei Versuchen über 2,46 Meter riss der Junioren-Weltmeister von 2010, der als 18-Jähriger bereits 2,31 Meter sprang und dann zwei Jahre später schon über 2,37 Meter floppte, nur ganz knapp beim Fallen mit einem Bein. So viel Luft hatte er bei seinen Sprüngen zuvor, dass mittelfristig selbst die Hochsprung-Schallmauer von zweieinhalb Metern nicht außer Reichweite erscheint.

„Der Weltrekord ist ganz sicher möglich – ich weiß nur nicht wann. Heute war ich am Ende müde. Man braucht viel Erfahrung für einen solchen Sprung, das geht nicht von heute auf morgen“, sagte Mutaz Essa Barshim, der in Doha geboren wurde und dessen Mutter aus dem Sudan stammt. Sein Vater startete früher als Geher und Langstreckenläufer für Katar und gewann bei den arabischen Meisterschaften Medaillen. „Ich habe ihn oft im Fernsehen gesehen und fand das toll. Durch meinen Vater kam ich zur Leichtathletik. Aber mit Hochsprung hatte ich zunächst nichts im Sinn“, sagte Barshim, der es zunächst als Geher versuchte. „Doch es machte mir keinen Spaß. Als Langstreckler hatte ich durchaus Erfolg, aber Springen fand ich besser“, erzählte der 1,89 Meter große Athlet, dessen Hochsprung-Talent von einem Trainer in Katar entdeckt wurde.

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Mutaz Essa Barshim: "Auf einem guten Weg, der König zu werden."

In Dohas supermodernem Trainingszentrum „Aspire Academy“ entwickelte er sich zu einem Weltklasseathleten, der inzwischen vom polnischen Coach Stanislaw Szczyrba betreut wird. „Ich bin jetzt der Prinz des Hochsprungs, Sotomayor ist der König.“ Doch wie lange gilt das noch? „Ich bin auf einem guten Weg, der König zu werden. Ich brauche nur noch etwas mehr Erfahrung. Dann kann ich den Weltrekord brechen.“ Am kommenden Sonnabend wird Barshim beim Intercontinental-Cup in Marrakesch starten. Wenn es dort zu einem neuen Duell mit Bondarenko kommen sollte, wäre dies dem Olympia-Dritten von 2012 nur recht. Denn Barshim braucht das Duell mit Bondarenko für weitere Höhenflüge. „Auf welcher Höhe die Latte lag, hat am Freitag gar keine Rolle gespielt. Entscheidend war der Zweikampf, bei dem es um alles ging. Wir brauchen solche Duelle, um diese Höhen zu springen.“ Auf die Frage ob ihn die derzeitigen Temperaturen von rund 37 Grad in Marrakesch beeinflussen könnten, lächelt Barshim nur müde: „Ich komme aus Doha – wir haben früher bei 50 Grad Fußball gespielt. 37 sind für mich im Normalbereich.“

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