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Sport: Hockey auf Weißrussisch

Wie Grodno in der europäischen Spitze mithält

Berlin - In Weißrussland gibt es zwei Kunstrasenplätze. Einer davon befindet sich in Minsk, der andere in Brest. Die mit Abstand beste Mannschaft des Landes kommt aber nicht aus diesen Städten, sondern aus Grodno. „Wir müssen sehr weit fahren, um unsere Spiele auszutragen“, sagt Nina Daschko, die Trainerin mit den kurzen blonden Haaren und dem ernsten Gesichtsausdruck. Feldhockey wird seit den frühen Neunzigerjahren in den höheren Klassen nur noch auf Kunstrasen gespielt. Und trotzdem hält Ritm Grodno seit Jahren in der Spitze des europäischen Frauenhockeys mit. Erst im letzten Jahr sind die Weißrussinnen in die Liga der acht besten Vereinsmannschaften Europas aufgestiegen. Seit Freitag nehmen sie an dem vom Berliner Hockey-Club ausgerichteten Europapokal- Turnier in der Wilskistraße teil.

Für die Weißrussinnen geht es darum, den Abstieg zu vermeiden. „Das ist unser erstes Ziel“, sagt Marina Rusina, mit 36 Jahren die älteste Spielerin der Mannschaft. Am Freitag unterlag ihr Klub der aserbaidschanischen Mannschaft Ata Sports 0:2, gestern musste der Klub eine Niederlage gegen den englischen Verein Canterbury hinnehmen (0:3). Auch mit einem Sieg in der am Sonntag um 10 Uhr beginnenden Partie gegen Bonagrass Grove wird Grodno ein Abstiegsspiel am Montag nicht verhindern können.

Allein die Konkurrenzfähigkeit der Mannschaft ist erstaunlich. „Eine Mannschaft ohne Kunstrasenplatz, die so weit oben mitspielt. Das ist unglaublich“, sagt BHC-Teammanager Horst Buhr. Die letzten Jahre musste Ritm Grodno auf einem Gummibelag trainieren, vor kurzem hat der Bau eines Kunstrasenfeldes begonnen. „Unser Erfolgsrezept besteht zum größten Teil aus Wille“, sagt Trainerin Daschko. Wahrscheinlich auch aus Disziplin. In ihrem Klub spielen 400 Kinder, „die sehr intensiv gefördert werden“.

Nina Daschko ist gleichzeitig Vereins- und Nationaltrainerin. Sieben Spielerinnen aus ihrem Klub laufen auch für Weißrussland auf. Es gibt nur sechs andere Vereine in Weißrussland, die eine einzige Hockeyliga bilden in dem mit zehn Millionen Einwohnern besiedelten Land. Zum Vergleich: Allein in Berlin gibt es mehr als 30 Vereine.

Die Berlinerinnen spielten gestern und am Freitag überraschend erfolgreich. Gestern besiegte der BHC den irischen Klub Pegasus 1:0. Den Treffer erzielte Annika Melchert. Am Freitag hatte der BHC den spanischen Klub Terrassa 2:1 besiegt. Im letzten Gruppenspiel treffen die Berlinerinnen heute um 16 Uhr auf s’Hertogenbosch aus Holland. Der Sieger der Partie zieht in das Endspiel am Montag um den Europacup gegen eine Mannschaft aus der anderen Gruppe ein. Selbst bei einer Niederlage hätte der BHC das von Trainer Safi Khalil ausgegebene Ziel erreicht. „Wir wollen um den dritten Platz spielen“, hatte er vor Turnierbeginn gesagt. „Jetzt zerreißen wir uns für mehr“, sagt Horst Buhr.

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