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Bis hierher ... Kim Platten stoppt die Engländerin Kate Walsh auf dem Weg zum Tor. Im Penaltyschießen war die Torhüterin wie schon im Halbfinale nicht zu überwinden. Foto: AFP

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Hockey-EM: Frauen holen den Titel

Titel für Deutschland: Dank Torhüterin Kim Platten werden die deutschen Frauen Europameister.

Berlin - Kim Platten überzeugte durch fließende Eleganz in der Bewegung – und das unter deutlich erschwerten Bedingungen. Die 24-Jährige hat bei ihrer sportlichen Betätigung eine ziemliche Last zu tragen. Platten ist Torhüterin der deutschen Hockey-Nationalmannschaft, ihre Ausrüstung wiegt rund zwölf Kilogramm und ist mit all den Polstern und Schonern vor allem ziemlich unförmig. Aber all das hat Platten am Samstagmittag in Boom nicht stoppen können. „Es ist alles wie im Rausch“, sagte sie. Die Münchnerin tippelte erstaunlich leichtfüßig über den Platz und riss sich dabei Handschuh und Helm vom Leib, ehe die Heldin für den Moment in ihrem Bewegungsdrang von den Kollegen gestoppt wurde. „Tolle Leistung. Wahnsinn“, sagte Bundestrainer Jamilon Mülders über seine Torhüterin.

Der Wahnsinn hatte im Finale der Europameisterschaft gegen England gewissermaßen seine Fortsetzung gefunden. Die Deutschen siegten 6:4, weil ihre Torhüterin im Penaltyschießen erneut nicht zu bezwingen war – genauso wie schon zwei Tage zuvor im Halbfinale gegen EM-Gastgeber Belgien. Von insgesamt acht Penaltys fand kein einziger den Weg ins deutsche Tor, sechs Mal parierte Platten. „Kim hat das Sahnehäubchen auf einen sehr schönen Kuchen gesetzt“, sagte Jamilon Mülders, der die Nationalmannschaft erst seit gut zehn Monaten trainiert und seitdem erstaunliche Erfolge mit dem Team gefeiert hat.

Das war nicht unbedingt zu erwarten, als die Mannschaft nach dem enttäuschenden siebten Platz bei Olympia einen neuen Bundestrainer bekam. Doch schon im Juni konnten die Deutschen etwas überraschend das World-League-Turnier in Rotterdam gewinnen – ebenfalls dank einer überragenden Torhüterleistung im Finale. Nur dass damals gegen die starken Holländerinnen Barbara Vogel vom Berliner HC im Tor gestanden hatte.

Es ist nicht neu, dass der Bundestrainer bei der Besetzung der Torhüterposition zwischen zwei starken Frauen wählen kann. Das war auch 2007 so, als die Deutschen in Manchester zuletzt den EM-Titel gewannen. Kristina Reynolds glänzte im Halbfinale gegen England – und musste dann im Endspiel von der Tribüne zuschauen, wie Yvonne Frank die Holländerinnen reihenweise zur Verzweiflung brachte. Die Torhüterinnen wechselten sich von Spiel zu Spiel ab, eine klare Nummer eins gab es nicht. Angesichts der Leistungen von Platten und Vogel könnte es Jamilon Mülders in dieser Frage ebenso halten wie sein Vorgänger Michael Behrmann, doch genau das wird er nicht tun.

„Ich bin kein Freund von Wechselspielen“, sagt der Bundestrainer. Dass Vogel bei der World League im Tor stand und Platten bei der EM, widerspricht dieser Aussage nur auf den ersten Blick. Im Laufe des Turniers nämlich hat Mülders auf der Torhüterposition nicht gewechselt; jede der beiden Keeperinnen sollte ein komplettes Turnier bestreiten dürfen, um sich zu beweisen. Es geht um den Platz im Tor bei der Weltmeisterschaft im kommenden Jahr. Auch da wird es keine Rotation geben. „Wir brauchen eine klare Nummer eins – und fertig“, sagt Mülders. „Eine Torhüterin spielt das gesamte Turnier.“

Nach den jüngsten Erfahrungen steht dem Bundestrainer in dieser Angelegenheit eine schwierige Entscheidung bevor. Bundestrainer Jamilon Mülders sagt dazu: „Die Torwartsituation könnte gar nicht besser sein.“

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