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Der Chef geht. Martin Häner beendet beim BHC seine Karriere.

© imago images/Brauer-Fotoagentur

Hockey Final Four in Mannheim: Verabschiedet sich Martin Häner mit dem Titel?

Der Berliner-HC geht als Außenseiter, aber mit einem guten Lauf und durch das Karriereende von Martin Häner extra motiviert ins Final Four.

Zum ersten Mal seit neun Jahren steht der Berliner HC am Wochenende in Mannheim im Final Four der Hockey-Bundesliga. 2012 gewann der BHC die Meisterschaft vor heimischem Publikum in Berlin, jetzt gehen die Berliner als Underdog ins Rennen – und genau da liegt die Chance. Die Finals der Frauen und Männer werden gemeinsam ausgetragen, die Frauen des BHC um die scheidende Svenja Schuermann verpassten am letzten Wochenende gegen den Club an der Alster aber den Sprung unter die letzten vier.

Die Berliner gelten bereits am Samstag (16 Uhr) im Halbfinale gegen die starken Kölner als Außenseiter. Im Finale wartet dann entweder Titelverteidiger Uhlenhorst Mühlheim oder der Gastgeber aus Mannheim auf den Sieger. Gegen diese Hockeygroßmächte kommen die Berliner fast wie in Provinzklub daher. „Bei uns wird nach wie vor keiner fürs Hockeyspielen bezahlt, während die Konkurrenz ganz andere finanzielle Möglichkeiten hat“, sagt Innenverteidiger Martin Häner.

Der Teamgeist macht beim BHC den Unterschied

Alle Spieler und Verantwortliche betonen stets den großen Teamgeist der Spieler: „Die Mannschaft ist eine andere, aber Spirit ist der gleiche wie 2012“, sagt Jonas Gomoll, einer der weniger, der schon damals beim bis jetzt letzten Titelgewinn dabei war. Als sich Offensivspieler Luis Gill in der vergangen Woche mit dem Corona-Virus infiziert, reagierte die Mannschaft wie von selbst. „Viele der Jungs haben mir geschrieben und das hat mich aufgebaut. Wir haben auf jeden Fall die Klasse, um Köln in diesem Entscheidungsspiel zu schlagen“, sagt Gill, der von zu Hause aus zuschauen muss.

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Der BHC hat in den letzten Wochen Selbstbewusstsein getankt und die Formkurve zeigt stark nach oben. Von den jüngsten zehn Spielen konnten neun gewonnen werden. Im Viertelfinale schlugen die Berliner den UHC Hamburg im Penalty-Schießen. „Die Jungs sind unfassbar heiß auf dieses Halbfinale“, sagt Trainer Rein van Eijk. Er und sein Trainerteam können zur Motivation jetzt auch mal zu außergewöhnlichen Mitteln greifen.

Als vor der Saison teamintern die Saisonziele besprochen wurden, legte sich das Team schnell auf das Final Four fest. Der Tenor war: „Das müssen wir für Martin machen.“ Gemeint ist natürlich Martin Häner, der nach der Saison seine Karriere beendet. Häner selbst war bei der Absprache gar nicht dabei, weil er mit der Nationalmannschaft unterwegs war.

Martin Häner blieb dem BHC immer treu - und könnte es auch bleiben

„Ich wollte dann aufhören, wenn der Verein in einer guten Position ist und nicht mehr gegen den Abstieg spielt“, sagt der 263-malige Deutsche Nationalspieler. Ihm sei es wichtig, sich nach dem Abschied keine Sorgen um den Verein und die Mannschaft machen zu müssen. 2004 lief er als 16-Jähriger erstmals für die Zehlendorfer auf. Häner hätte mehr als einmal die Chance gehabt, dem BHC für ein finanziell lukratives Gastspiel im In- oder Ausland den Rücken zu kehren, doch er hielt den Blau-Roten immer die Treue.

„Mir war das Soziale immer wichtiger als das Finanzielle“, sagt er. „Mein Freundeskreis und meine Familie sind nun einmal in Berlin.“ Das sei ihm wichtiger, als etwas Geld bei einer Mannschaft mitzunehmen, in der er sich nicht wohl fühle. Somit feierte der gebürtige Berliner seine größten Erfolge stets im Nationalteam, allen voran der Olympiasieg 2012 in London. Hinzu kommen Platz zwei bei der WM und zwei EM-Siege.

Auf dem Platz hat Häner noch immer viel zu sagen. „Er ist der Chef auf dem Platz. Martin entscheidet, wo es lang geht“, sagt Trainer van Eijk. Die Mannschaft habe jetzt aber ein Jahr Zeit gehabt, sich auf den Abgang des Führungsspielers vorzubereiten und sei bereit ihn zu entlasten, so Kapitän Paul Dösch. Parallel zur Hockeykarriere studierte Häner Medizin und arbeitet inzwischen als Assistenzarzt. Nach der Saison will er erstmal Abstand vom Hockey gewinnen, sagt aber: „Ich könnte mir irgendwann eine Tätigkeit als Mannschaftsarzt vorstellen.“

Luca Füllgraf

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