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Schlechte Erinnerung. Die deutschen Frauen (mit Nina Hasselmann, vorne) wollen London 2012 vergessen machen.

© picture alliance / dpa

Hockey: Forsch mit Fehlern

Frauenhockey-Bundestrainer Jamilon Mülders fordert in der WM-Qualifikation von seinem Team mehr Mut. Das erste Gruppenspiel gewannen die Deutschen 3:0 gegen Belgien.

Der Modus ist ein wenig kompliziert. Allein neun Zeilen braucht die Pressemitteilung des Deutschen Hockey-Bundes, um zu erklären, was wann wo in der neuen World League passieren muss, damit sich die Frauen-Nationalmannschaft selbst im ungünstigsten Fall noch für die Weltmeisterschaft 2014 qualifiziert. So richtig verstanden hat man es am Ende trotzdem nicht. Jamilon Mülders, den Frauen-Bundestrainer, interessieren all die Eventualitäten nicht. „Wir fahren da hin, machen unseren Job und holen die WM-Qualifikation!“, sagte er vor dem ersten Gruppenspiel an diesem Donnerstag gegen Belgien. Unter die ersten vier (von acht) muss seine Mannschaft beim Turnier in Rotterdam kommen – was angesichts der jüngsten Testspielniederlagen fast ein wenig überambitioniert wirkt. „Das ist nicht ambitioniert“, sagt Mülders. „Das ist die Zielvorgabe.“

Vorige Woche verloren die Deutschen 2:10 gegen Holland, gegen Australien gab es eine 1:5-Niederlage. „Das hört sich alles schrecklich an und ist auch nicht witzig“, sagt Mülders. Aber die Ergebnisse sind eben auch zu erklären. Gegen Holland spielten die Deutschen am Tag ihrer Anreise, der für manche Spielerinnen morgens um fünf begonnen hatte. Und als Testgegner hatte Mülders ganz bewusst Holländer und Australier ausgewählt, die ihre Teams nach den Olympischen Spielen weitgehend zusammengehalten haben. Die Deutschen hingegen sind noch „im Wiederaufbau- und Lernprozess“, wie der Bundestrainer sagt.

Für Mülders ist es das erste Turnier mit den Frauen. Im Herbst hat der frühere Nationalspieler die Mannschaft übernommen, die bei Olympia in London mit Platz sieben deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Sein Ziel ist es, dem Team „ein deutlich anderes Gesicht“ zu verpassen. Veränderungen gibt es in allen Bereichen. Aus dem Olympiakader sind in Rotterdam nur noch sieben Spielerinnen dabei. Aber nicht nur das Personal hat sich verändert, auch viele Positionen sind neu. Julia Müller, die neue Kapitänin, rückt aus der Abwehr, Maike Stöckel vom Sturm ins Mittelfeld. „Wir haben nicht die 18 nominiert, die auf ihren Positionen die jeweils Besten sind“, sagt Mülders. „Wir haben die besten 18 Spielerinnen nominiert.“

Auf dem Platz legt der neue Bundestrainer Wert auf „deutlich mehr Eigenständigkeit“. Gerade bei Olympia habe es an Persönlichkeiten gefehlt, die selbstständig Entscheidungen hätten treffen können. Die Haltung der Mannschaft war in jeder Hinsicht defensiv; Mülders bevorzugt einen entschieden forscheren Ansatz. „Es geht nicht darum, Fehler zu vermeiden; es geht darum, mit Fehlern umzugehen“, sagt er. Der 37-Jährige weiß, dass die Veränderungen Zeit und Übung benötigen; auf vier Jahre, bis Olympia 2016, ist der Prozess angelegt. „Wenn das ad hoc funktioniert, wäre ich irritiert“, sagt Mülders.

Selbst in den drei Gruppenspielen der World League gegen Belgien, Neuseeland (Freitag) und Indien (Sonntag) erwartet der Bundestrainer noch Schwierigkeiten. Aber er glaubt auch, dass es von Mal zu Mal besser werden wird. Wirklich entscheidend ist das vierte Spiel, das Viertelfinale, in dem ein Sieg die WM-Qualifikation bringen würde. „Ich bin entspannt und optimistisch“, sagt Jamilon Mülders. „Es wird gut.“

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