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Markus Weise

© dpa

Hockey: Keine Überraschungen in Kakamigahara

Peking rückt näher: Wie sich die deutschen Hockey-Männer auf das Qualifikationsturnier für Olympia vorbereiten.

Die Bananen sind schuld, dass Markus Weise für zwei Tage nach Japan musste. Oder besser: die nicht vorhandenen. 2002, bei der Hockey-Weltmeisterschaft in Malaysia, gab es nämlich nirgends Bananen zu kaufen. „Keine Bananen in Malaysia“ ist seitdem bei der deutschen Nationalmannschaft ein geflügeltes Wort, und weil solche Überraschungen den Erfolg nicht mehr gefährden sollen, ist Bundestrainer Weise gerade zu einer Vorabinspektion nach Kakamigahara geflogen. In der japanischen Stadt findet Anfang April das Qualifikationsturnier für Olympia in Peking statt.

Dass die deutschen Hockey-Männer an diesem Turnier teilnehmen müssen, daran sind sie selbst schuld. Im August belegte der aktuelle Weltmeister nur den vierten Platz bei der Europameisterschaft in Manchester. In Form und Inhalt war es das schlimmste Debakel der jüngeren deutschen Hockey-Geschichte: Nie zuvor waren die deutschen Männer bei einer EM ohne Medaille geblieben. Im Spiel um Platz drei verloren sie 3:4 gegen Belgien, durch ein Tor in letzter Sekunde. Als Dritter wären die Deutschen direkt für Peking qualifiziert gewesen, jetzt müssen sie den Umweg über Japan nehmen.

In Kakamigahara, einer 150 000-Einwohner-Stadt in der Präfektur Gifu, trifft der Weltmeister auf Gastgeber Japan, Italien, Polen, Malaysia und die Schweiz. „Von Italien und der Schweiz abgesehen werden die Gegner schwer zu knacken sein“, sagt Bundestrainer Weise. Und nur der Erste qualifiziert sich für Peking. Trotzdem ist es schwer vorstellbar, dass das olympische Turnier ohne den Weltmeister stattfindet. Allerdings war es auch schwer vorstellbar, dass die Deutschen bei der EM gegen Belgien verlieren würden. „Das ist kein Thema mehr“, sagt Weise über das Debakel von Manchester, das auch Zweifel an seiner Mannschaftsführung hat aufkommen lassen.

Die Spieler kamen nicht damit zurecht, dass der neue Bundestrainer ihnen auf dem Platz ungekannte Freiheiten ließ. Inzwischen haben sich beide Seiten besser aneinander gewöhnt – Weise gewährt der Mannschaft mehr Führung, und mit dem Sieg bei der Champions Trophy, einer Art jährlichen Zwischen-WM, haben die Deutschen Anfang Dezember tatsächlich erfolgreiche Vergangenheitsbewältigung betrieben. In Kakamigahara ist der Weltmeister ohne Frage klarer Favorit.

Gestern ist der Kader zu einem zehntägigen Lehrgang nach Südafrika geflogen, in dem die Nationalspieler vor allem an ihrer Fitness arbeiten und nebenher noch drei Länderspiele gegen Südafrika bestreiten. Die lange verletzten Eike Duckwitz und Christopher Zeller sind wieder mit dabei; Sorgen bereitet dem Bundestrainer allein der Gesundheitszustand des Berliners Florian Keller. Der Stürmer leidet unter einer Schleimbeutelentzündung an der Schulter. Nach dem Lehrgang soll entschieden werden, ob Keller operiert werden muss. Unter Umständen ist sogar seine Olympiateilnahme in Gefahr. Vorausgesetzt, die Deutschen qualifizieren sich.

Eins jedenfalls wollen sie sich nicht vorwerfen lassen: dass sie sich auf das Turnier in Kakamigahara nicht penibel genug vorbereitet hätten. Weise und Rainer Nittel, der Sportdirektor des Deutschen Hockey-Bundes, haben sich an Ort und Stelle mit den Voraussetzungen vertraut gemacht. Die Deutschen waren die Einzigen, die sich alles schon einmal vorab angeschaut haben. „Das hat schon einen gewissen Eindruck gemacht“, sagt Weise. Als sie das Stadion besuchten, wurden er und Nittel von einer riesigen Delegation empfangen, „am Ende hatte ich keine einzige Visitenkarte mehr“.

Von den üblichen kulturellen Unterschieden abgesehen hat die deutsche Zwei-Mann-Delegation in Japan nur erfreuliche Eindrücke gesammelt. Einmal wollten sie an der Rezeption ihres Hotels einen Konferenzraum buchen. Das war auch kein Problem – nur musste Weise erst ins Internet und die Anfrage per E-Mail an das Hotel schicken, in dem er sich gerade befand. Trotzdem, das Hotel sei super, das Stadion nett anzuschauen, relativ modern auch, und der Platz schnell – was dem Spiel der Deutschen sehr zugute kommt.

Und was ist mit den Bananen? „Wir haben keine gefunden“, sagt der Bundestrainer. „Wir haben aber auch keine gesucht.“ Im Grunde gehe es ja auch nicht um die Bananen, es gehe darum, wie man mit unvorhergesehenen Schwierigkeiten fertig werde. 2002 in Malaysia ist Deutschland zum ersten Mal Weltmeister geworden. Auch ohne Bananen.

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