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Sport: Hoffend durchs Chaos

Jan Ullrich kämpft um seinen Start bei der Tour de France

Frankfurt (Main). Jan Ullrich war auf Trainingsfahrt, weit weg in der Schweiz, und deshalb bekam der Radfahrer zur Mittagsstunde die widersprüchlichen Meldungen um seinen Start bei der Tour de France nicht mit. Der gewöhnlich zuverlässige Internet-Dienst „Cyclingnews“ hatte vorschnell die Vergabe von fünf statt vier Wildcards für die Tour de France gemeldet – mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass Jan Ullrich und sein neues Team Bianchi keine Einladung erhalten hätten. Hatten sie auch nicht. Nur: Es besteht noch Hoffnung. Jan Ullrich fährt in der Warteschleife, bis das Chaos um sein altes Team Coast und sein neues Team Bianchi geklärt ist.

Auf der offiziellen Website der 90. Tour de France wurden die letzten vier am Montag eingeladenen Mannschaften bekannt gegeben, drei französische (Ag2r, Brioches, Jean Delatour) und eine spanische (Euskaltel). Dann wurden alle 22 startberechtigten Teams für die hundertjährige Jubiläumstour aufgelistet, angeführt von den drei deutschen Mannschaften, vom Team Coast vor Gerolsteiner und Team Telekom. „Ich steige da auch nicht mehr durch“, sagte Ullrichs Manager Wolfgang Strohband. „Es ist schon makaber, was die mit uns spielen.“ Ullrich habe er erst gar nicht informiert. „Mit solchen Sachen mache ich ihn lieber nicht verrückt.“

Für den Tour-Sieger von 1997 dürfte die verbliebene Unsicherheit schon ein kleiner Schock gewesen sein, hatte sich Ullrich doch auf seiner Homepage bereits vorab bei den Tour-Direktoren Jean-Marie Leblanc und Daniel Baal für die „positiven Signale, dass wir eine Einladung erhalten“, bedankt. Ullrichs Betreuer Rudy Pevenage hatte die „direkte Information aus Paris“ erhalten, dass vier Wildcards vergeben worden seien. Eine fünfte würde, „wenn alles in Ordnung kommt“ (Pevenage) an Bianchi oder Phonak (Schweiz) vergeben.

„Ich glaube nicht, dass Coast seine Lizenz zurückerhält“, sagte der stellvertretende Tour-Direktor Baal. „Dann wird eine andere Mannschaft eingeladen.“ Auf Bianchi legte er sich nicht fest. Die neu gegründete Mannschaft muss erst vom Weltverband UCI die Lizenz noch bekommen. 19 Fahrer, Jan Ullrich voran, haben sich von Coast getrennt und bei Pevenages neuer Betreiberfirma Cycle BV Vorverträge unterschrieben. Zur Lizenzierung müssen Cycle BV und Bianchi nun Verträge, Versicherungen und Bankgarantien vorlegen.

Das Team Coast, dem wegen Zahlungsschwierigkeiten am 8. Mai zum zweiten Mal die Lizenz entzogen worden war, existiert für die Tour-Organisatoren zumindest noch auf dem Papier. Tour-Generaldirektor Leblanc, der Jan Ullrich liebend gern bei der Tour 2003 als Herausforderer Lance Armstrongs haben möchte, wartet ab, wie der Fall Coast ausgeht. Coasts Besitzer Günther Dahms hat finanzielle Forderungen gestellt und gedroht, andernfalls werde es ein juristisches Nachspiel geben.

Hartmut Scherzer

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