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Sport: Hoffenheim auf Ukrainisch

Herthas Uefa-Cup-Gegner Metalist Charkow ist mit jungen und hungrigen Spielern erfolgreich

Berlin - Miron Markewitsch hat schon immer ein gutes Auge für junge Spieler besessen. Wenn man dem Trainer des ukrainischen Erstligisten Metalist Charkow glauben darf, hat sogar sein Landsmann Andrej Woronin, der Stürmer von Hertha BSC, davon profitiert. Woronin und Markewitsch haben beruflich noch nie miteinander zu tun gehabt, bis heute, wenn der Berliner Fußball-Bundesligist im zweiten Spiel der Uefa-Cup-Gruppenphase auf den Klub aus der Ukraine trifft. Doch Markewitsch reklamiert für sich, dass Woronin ihm seine Karriere als Nationalspieler zu verdanken hat. „Es gibt eine Geschichte, die Andrej selbst wahrscheinlich noch nicht kennt“, sagt er. „Vor einigen Jahren habe ich ihn für die Nationalmannschaft empfohlen.“ Markewitsch verfolgte damals regelmäßig die deutsche Zweite Liga im Fernsehen. Dabei fiel ihm ein junger Stürmer aus Mainz auf: Woronin. Markewitsch empfahl dem neuen Nationaltrainer Leonid Burajk Woronin zu beobachten. „Kurz darauf wurde Andrej in die Nationalmannschaft berufen.“

Von Markewitschs gutem Auge profitiert vor allem sein Arbeitgeber Metalist Charkow. Der Klub, der bis auf den Pokal der UdSSR (1989) noch nie einen Titel gewonnen hat, hat in der ukrainischen Fußballgeschichte bisher allenfalls eine Nebenrolle gespielt. Doch inzwischen strebt der Verein nach mehr. Der Klub will in die Champions League, und die Aussichten sind gar nicht schlecht. In der heimischen Liga belegt die Mannschaft nach 13 Spieltagen Platz zwei, im Uefa- Cup hat sich Metalist durch einen Erfolg gegen Besiktas Istanbul zum ersten Mal für die Gruppenphase des Uefa-Cups qualifiziert. Markewitsch, 57 Jahre alt, hat an diesem Aufschwung ganz erheblichen Anteil. Er gilt derzeit als einer der gefragtesten Trainer im ukrainischen Fußball.

„In Charkow geht es mit dem Fußball gut voran“, sagt Markewitsch, der seit 2005 für Metalist arbeitet. Das Stadion und das Trainingsgelände werden gerade modernisiert. In der Nähe des Stadions entsteht eine Akademie für den Nachwuchs. Für den sportlichen Aufschwung aber ist vor allem die erfolgreiche Transferpolitik verantwortlich. „Wir verpflichten keine namhaften Profis“, sagt Markewitsch. „Wir legen unser Augenmerk auf junge, hungrige Spieler, die zuvor in unbekannten Vereinen gespielt haben. Sie brennen darauf, sich zu beweisen.“ Einer von ihnen ist der brasilianische Stürmer Jaja, den Metalist beim belgischen Erstligisten Westerlo entdeckt hat.

Das alles klingt ein bisschen nach Hoffenheim auf Ukrainisch, zumal Metalist wie der Tabellenführer der Bundesliga einen offensiven Stil pflegt. „Wir versuchen unseren Zuschauern einen erfrischenden Angriffsfußball zu bieten“, sagt Markewitsch. „Die Fans sind begeistert.“ Das Spiel gegen Hertha ist mit 43 000 Zuschauern längst ausverkauft. „Das wird ganz heiß, sie spielen sehr offensiv“, sagt Andrej Woronin vor dem Auftritt in seiner Heimat, und auch Herthas Trainer Lucien Favre ist von dem heutigen Gegner einigermaßen beeindruckt: „Sie haben keinen großen Namen, aber eine starke Mannschaft. Es gibt keine Schwachpunkte.“ Zwei Spiele von Metalist hat Favre sich auf DVD angesehen. „Sie spielen flach und schnell“, sagt der Schweizer.

Darin zeigt sich auch die Handschrift des Trainers. Sein wichtigster Lehrmeister war Waleri Lobanowski, der erfolgreichste ukrainische Trainer. Am Anfang seiner Karriere hospitierte Markewitsch einen Monat lang bei ihm, und er hat sich als sehr gelehriger Schüler erwiesen. Einige Jahre später spielte er mit dem Provinzklub Karpaty gegen das große Dynamo Kiew und den nicht minder großen Lobanowski – Markewitsch gewann dreimal hintereinander.

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