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Hoffenheim - BVB: Miese "Begegnungskultur"

Die TSG Hoffenheim und Borussia Dortmund streiten sich weiter.

Wenn man im normalen Leben von Gästen redet, sind das meist Menschen, für die man noch schnell einmal nass durchwischt. Im Profifußball wird von „Begegnungskultur“ gesprochen. Hoffenheims Manager Jan Schindelmeiser hat den Begriff erfunden und damit das besondere Verhältnis zweier Vereine beschrieben, die in absehbarer Zeit kaum zu einem freundschaftlichen Umgang miteinander fähig sein werden. Obwohl 1899 Hoffenheim erst das zweite Jahr in der Bundesliga spielt, hat die gegenseitige Abneigung fast Tradition. Geprägt wird sie von allerlei Provokationen. So wie auch an diesem Wochenende, als Borussia Dortmund 2:1 nach Toren von Jakub Blaszczykowski, Demba Ba und Nuri Sahin gewann und in der Rhein-Neckar-Arena ein hitziges Spiel mit Nebengeräuschen stattfand – Hoffenheims Maicosuel sah Rot.

Als Schindelmeiser nach der Partie noch einmal Stellung nahm zum Verhältnis, war der 1899-Manager froh, den bereits abgereisten Gast wieder los zu sein. „Da war schon Brandstiftung dabei“, sagte er. Er aber bringe die persönlichen Äußerungen von Hans-Joachim Watzke nicht in Zusammenhang mit dem BVB. Womit sonst, möchte man fragen? Schindelmeiser hatte sich zwei Stunden vorher mit Watzke erneut gestritten. Diesmal vor laufender Kamera. Jetzt konterte er die Vorwürfe des Dortmunder Geschäftsführers. „Wir haben 12,6 Millionen Euro TV-Gelder bekommen, der BVB 19,6“, sagte Schindelmeiser. Und es sei nachweisbar Unsinn, dass der BVB öfter im Fernsehen gezeigt werde als Hoffenheim.

Hans-Joachim Watzke hatte mehr TV-Geld für Traditionsvereine wie den BVB gefordert und Klubs wie Hoffenheim als „Geburtsfehler“ bezeichnet. Er attackierte Hoffenheims Mäzen, den Milliardär Dietmar Hopp, auf der jüngsten Aktionärsversammlung der Westfalen und wirkte bewusst populistisch. Hopp sei ein integrer Mann, schrieb Watzke später in einem offenen Brief an den BVB-Anhang. Man solle persönliche Angriffe gefälligst unterlassen, forderte er wenige Tage nach seinen Attacken, in denen er Hopp vorwarf, mit seinen Millionen die „50 plus eins“-Regel zu unterlaufen, die Mehrheitsbeteiligungen von Investoren im deutschen Profifußball verbietet.

Ob all das nun tatsächlich zur vergifteten Atmosphäre in der Rhein-Neckar- Arena beigetragen hat, wird unterschiedlich betrachtet. Aus dem BVB-Fanblock drang erneut das unerträgliche „Dietmar Hopp Sohn einer Hure“ herüber und allerlei anderes, was sehr persönlich gemeint war. Auf dem Rasen kam es zu Tumulten, hitzigen Wortgefechten und Handgreiflichkeiten unter den Spielern. „Ich glaube nicht, dass das mit den Vorfällen davor zu tun hatte“, sagte Schindelmeiser.

Watzkes Angriffe aber – er schloss in seiner Generalkritik auch andere „künstliche Klubs“ wie Leverkusen und Wolfsburg ein – bekommen vor dem Hintergrund der Ereignisse im September 2008 eine andere Deutung. Damals bepöbelten die BVB-Fans auch Hopp und einer zeigte ein Plakat, auf dem Hopps Gesicht unter einem Fadenkreuz zu sehen war. „Hasta La Vista Hopp“ stand dort geschrieben. Watzke entschuldigte sich für den BVB.

Diesmal lehnte Hoffenheim den BVB- Vorschlag ab, Ordner aus Dortmund mit einzusetzen, um die BVB-Fans unter Kontrolle zu halten. Watzke musste sich erneut für Schmährufe entschuldigen und BVB-Coach Jürgen Klopp hieß das Geschrei zwar nicht gut, meinte aber, im Profifußball würde eine deftigere Sprache gewählt, die man nicht immer persönlich nehmen müsse.

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