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Ibisevic

© ddp

Hoffenheim: Trauern und suchen

Weil Ibisevic einen Kreuzbandriss erlitten hat, fahndet der Bundesliga-Tabellenführer nach einem Stürmer.

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Schuldzuweisungen gab es keine. Jan Schindelmeiser beurteilte die Szene als „normalen Zweikampf, völlig unspektakulär, keine dramatische Aktion, auch kein Foulspiel“. Was der Manager des Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim da schilderte, endete dennoch nahezu tragisch. Der Hoffenheimer Stürmer Vedad Ibisevic, mit 18 Treffern erfolgreichster Torschütze in der Hinrunde, zog sich im Testspiel gegen den Hamburger SV im spanischen La Manga einen Riss im vorderen rechten Kreuzband zu. Es sieht so aus, als sei damit die Saison für ihn bereits beendet. Hoffenheim will nun die Suche nach einem neuen Stürmer, der ursprünglich erst im Sommer geholt werden sollte, forcieren. „Wir werden den Auswahlprozess jetzt beschleunigen, aber nicht mit aller Gewalt jemanden verpflichten“, sagte Schindelmeiser dem Tagesspiegel.

Bereits Mitte der zweiten Halbzeit hatte sich Ibisevic im Testspiel gegen den HSV (0:2) die Verletzung zugezogen. Vorangegangen war ein Zweikampf mit HSV-Verteidiger Jerome Boateng an der Mittellinie. Ibisevic spielte aber noch bis zu seiner Auswechslung in der 82. Minute weiter. Er wurde danach kurz an der Seitenlinie behandelt, dann entschied das medizinische Personal der Hoffenheimer, den Torjäger ins knapp 30 Kilometer entfernte Krankenhaus nach Cartagena zu bringen. Mannschaftsarzt Stephan Maibaum sowie der Spanisch sprechende Physiotherapeut Michael Grau-Stenzel begleiteten den Spieler. Sie informierten ein paar Stunden später Trainer Ralf Rangnick telefonisch über das Ergebnis der im Krankenhaus vorgenommenen Kernspintomografie. „Verdammt traurig“ sei die Botschaft gewesen, ließ Rangnick verlauten.

Gestern reiste Ibisevic aus dem Trainingslager in Spanien ab und flog zurück nach Deutschland. In der Universitätsklinik Heidelberg wurde die Diagnose der spanischen Ärzte durch eine weitere, hochauflösende Kernspintomografie bestätigt. Nun soll der 24-Jährige bereits heute oder morgen operiert werden, Ibisevic wird dann ein halbes Jahr pausieren müssen. „Er hinterlässt eine große Lücke“, sagt Schindelmeiser.

Es ist in der Tat ein schwerer Schlag für den Überraschungs-Herbstmeister. Die Hoffenheimer hatten während der Hinrunde mitunter begeisternden Offensivfußball gezeigt, mit 42 Toren gelangen ihnen auch die meisten Treffer aller 18 Bundesligaklubs. Ohne Ibisevic bekommt Hoffenheim jedoch Probleme im Angriff. Chinedu Obasi hat sich von seinem Muskelfaserriss noch nicht vollends erholt, er fällt möglicherweise in den ersten beiden Rückrundenspielen gegen Energie Cottbus und Borussia Mönchengladbach aus. Den Brasilianer Wellington halten die Hoffenheimer noch nicht für eine echte Alternative. „Er braucht noch Zeit“, sagt Jan Schindelmeiser. Das gilt erst recht für den erst 17-jährigen Marco Terrazzino, den Rangnick behutsam an die Bundesliga her anführen möchte. Bleibt im Sturm also vorerst nur Demba Ba als vollwertige Kraft.

Vedad Ibisevic hat mit seinen Toren längst andere Klubs auf sich aufmerksam gemacht, im Ausland wie im Inland. Doch Hoffenheim reagierte mit der gebotenen Aufmerksamkeit. Der Stürmer aus Bosnien besitzt beim Aufsteiger noch einen Vertrag bis 2010, regte aber von sich aus bereits an, diesen vorzeitig verlängern zu wollen. Sein Verein nahm dieses Zuspiel dankbar auf. Manager Schindelmeiser gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass diese Vertragsverlängerung noch im Januar erfolgreich abgeschlossen werden könnte. Das war vor der schweren Verletzung. An den Umständen, dass man einen so torgefährlichen Mann gerne behalten möchte, ändert der Krankenhausaufenthalt von Ibisevic indes nichts. Schindelmeiser stellt fest: „Er hat die meisten Tore geschossen. Das sagt alles.“

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