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Hoffenheim verliert in Wolfsburg: Aus Mangel an Entscheidern

Fünf Spiele ohne Sieg in Folge haben die TSG Hoffenheim im Niemandsland der Bundesligatabelle ankommen lassen.

Von Christian Otto

Der übliche Ausflug zu den eigenen Fans fand ein abruptes Ende. Als Kapitän Per Nilsson und seine Kollegen im Trikot der TSG Hoffenheim merkten, dass statt Applaus ein Pfeifkonzert auf sie wartete, drehte die Mannschaft ganz schnell wieder um und verschwand mit gesenkten Köpfen in der Umkleidekabine der Wolfsburger Arena. „Es sieht doch jeder, dass es bei uns nicht läuft“, sagte der frustrierte Nilsson nach der 0:4 (0:1)-Pleite beim VfL Wolfsburg.

Fünf Spiele ohne Sieg in Folge haben die TSG Hoffenheim im Niemandsland der Bundesligatabelle ankommen lassen. Ein am Ende lethargischer Auftritt in Wolfsburg hat auch erkennen lassen, woran es in einem Team krankt, das vor nicht allzu langer Zeit noch für seinen Hochgeschwindigkeits-Fußball bestaunt wurde. „Wenn Edin Dzeko bei uns gespielt hätte, hätten wir das Spiel gewonnen“, sagte Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick. Auf die Frage, ob seiner Mannschaft nicht echte Persönlichkeiten, also Spielentscheider fehlen, antwortete Rangnick trübsinnig: „Vielleicht stimmt das sogar.“

Carlos Eduardo etwa hatte wunderbare Ideen, ließ aber auch die besten Chancen aus und tauchte vollends ab, als es bergab ging. Die Wolfsburger dagegen hatten im zweifachen Torschützen Edin Dzeko und Spielmacher Zvjezdan Misimovic entschlossene Männer im Team. Das Duo ließ mit seinen Treffern und Torvorlagen vergessen, dass die Hoffenheimer in der ersten Halbzeit die stärke Mannschaft mit den besseren Torchancen waren. „Die Jungs spielen gut. Aber uns fehlt die Effizienz“, sagte TSG-Manager Jan Schindelmeiser.

Klubchef Dieter Hopp konnte sein Entsetzen über die Niederlage nicht verbergen

Ein Blick in die Gesichter der Hoffenheimer Hauptdarsteller ließ erahnen, dass die TSG an einem Scheideweg angekommen ist. Klubchef Dieter Hopp konnte sein Entsetzen über die Niederlage nicht verbergen. Und Rangnick, über dessen Zukunft als Trainer in Hoffenheim erst im Sommer entschieden werden soll, kam nicht darum herum, den Gegner über die Maßen zu loben und sein eigenes Team als „angeknockt“ zu bezeichnen. Natürlich kam es wieder zu den bohrenden Nachfragen, ob Rangnick der TSG nicht mehr die nötigen Impulse verleihen könne. Dass der Trainer in Wolfsburg als Nachfolger für Übergangscoach Lorenz-Günther Köstner anheuern könnte, verneinen aber sowohl VfL-Chef Dieter Hoeneß als auch Rangnick selbst. In Hoffenheim wiederum hat Geldgeber Hopp gerade erklärt, dass sich Rangnick „unsterbliche Verdienste“ erworben habe.

Um den Ärger und die Diskussionen nicht ausufern zu lassen, müsste Rangnick aus dem losen Wirrwarr begnadeter Fußballer wieder ein Ensemble formen. Der auf Taktik und moderne Trainingslehre fokussierte Übungsleiter wird dazu auch einen Großverdiener wie den Brasilianer Eduardo an die guten alten Tugenden des Fußballs erinnern müssen. Zu denen gehört es bekanntlich, nach einem verlorenen Zweikampf das Laufen nicht komplett einzustellen. „Das nächste Heimspiel gegen den 1. FC Köln müssen wir unbedingt gewinnen“, sagte Sejad Salihovic. Zumindest der Mittelfeldspieler bewies ein feines Gespür dafür, was in Hoffenheim bald passieren kann, wenn es in der Tabelle noch weiter abwärts geht.

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