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Sport: Hoffnung in Silber

Mit einem neuen Auto will McLaren-Mercedes seine Formel-1-Saison retten

Selbst für Motorsportlaien war gestern zu erkennen, dass da kein gewöhnliches Auto in die Boxengasse gerollt wurde: Im Cockpit von David Coulthard klebte noch die Plastikfolie. Der nagelneue Wagen des Schotten ist einer von drei Silberpfeilen des Typs MP4-19B, die frisch aus der Fabrik an die Rennstrecke in Magny-Cours kamen. Hier, beim zehnten Formel-1-Rennen (Sonntag, 14 Uhr), sollen sie die völlig verkorksten ersten Grand Prix für McLaren-Mercedes vergessen machen und wenn möglich sogar noch einmal helfen, in den Titelkampf einzugreifen.

Die Aussichten stehen nicht so schlecht. Zwei erfolgreiche Tests, der erste in Silverstone, der zweite in der vergangenen Woche in Jerez (Spanien), haben Hoffnungen geweckt. „Wir haben bei den Tests viel gelernt“, sagt Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Die vier Fahrer Kimi Räikkönen, David Coulthard, Alexander Wurz und Pedro de la Rosa haben in Jerez rund 700 Runden und mehr als 3000 Kilometer zurückgelegt. Eine Sekunde pro Runde war der 19B in Jerez im Schnitt schneller als der alte MP4-19.

Wenn sich diese Zeiten auch beim französischen Grand Prix bestätigen, könnten Räikkönen und Coulthard es tatsächlich schaffen, zumindest in den Kampf hinter Ferrari einzugreifen, vielleicht Renault und BAR-Honda Paroli bieten. Räikkönen, im letzten Jahr noch Vizeweltmeister, konzentriert all seine Hoffnungen nach den enttäuschenden Leistungen darauf: „Die Tests in Jerez liefen gut. Ich hoffe, das Auto läuft am Wochenende genauso zuverlässig und wir fahren dann in der zweiten Saisonhälfte zumindest regelmäßig um Podestplätze.“ Der Finne war dem neuen Silberpfeil von Anfang an sehr zugetan und meinte, das Auto fühle sich grundsätzlich deutlich besser an als das alte.

Es scheint tatsächlich, dass McLaren-Mercedes viele der grundsätzlichen Probleme, die es mit dem alten Auto gab, jetzt in den Griff bekommen könnte. Das sehr instabile Heck, das beim Anbremsen der Kurven immer auszubrechen drohte, zum Beispiel. Die modifizierte Hinterachse soll nun besser mit den Reifen harmonieren – dadurch soll der recht hohe Reifenverschleiß begrenzt werden. Die veränderten Seitenkästen sollen zudem für mehr Anpressdruck und dadurch für höhere Kurvengeschwindigkeiten sorgen.

Selbst McLaren-kritische Beobachter mussten beim letzten Test zugeben: Das Auto macht einen sehr guten Eindruck, lief sehr zuverlässig und scheint das Team tatsächlich weiter nach vorne zu bringen. Pilot David Coulthard ist entsprechend zuversichtlich: „Ich bin den MP4-19B in Jerez zum ersten Mal gefahren und ich habe in diesen Tagen viel gelernt. Ich bin überzeugt davon, dass es vorwärts geht und ich bin gespannt, wie es am Wochenende laufen wird.“ Das ist auch Martin Whitmarsh, der seit April Gesamtverantwortlicher für die Formel 1 bei McLaren-Mercedes und damit für Auto und Motor zuständig ist. Er steht nun an vorderster Front, direkt hinter Teamchef Ron Dennis, und trägt daher auch die Verantwortung für den MP4-19B. „Ich bin der, der jetzt schuld ist, wenn es schief läuft“, sagt er. „Aber ich glaube, das ist auch richtig. Jemand muss schließlich die Verantwortung übernehmen.“

Der ehrgeizige Whitmarsh deutete bereits an, dass die Entwicklungsarbeit mit dem neuen Wagen noch längst nicht abgeschlossen ist. „Jeder im Team arbeitet unablässig an der Verbesserung unseres gesamten Paketes“, sagte er. „Der MP4-19B ist Teil dieses Prozesses, doch für die kommenden Wochen und Monate haben wir bereits weitere Entwicklungsschritte geplant.“

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