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Frauenfußball in den USA boomt. Jüngst wurde ein TV-Rekord in der Liga gebrochen

© Reuters

Hollywood-Größen sponsern Frauenfußball: Die Investoren sind die Stars von „Angel City“

Prominente Schauspielerinnen wollen den Frauenfußball in Los Angeles groß machen. Die Chance, dass das klappt, ist ziemlich gut.

Große Dinge wollen frühzeitig angekündigt sein. Auf der Homepage des vermeintlichen neuen Superteams im Frauenfußball kann man bereits Shirts, Hoodies und vieles mehr mit der Aufschrift „Angel City“ erwerben. So lautet der Name der Investorengruppe, die in zwei Jahren in Los Angeles den Frauenfußball groß machen will. Wie der Klub dann tatsächlich heißen wird, soll noch in diesem Jahr bekannt gegeben werden.

Der Star, so viel ist sicher, wird dann nicht die Mannschaft sein. Sondern im wahrsten Sinne des Wortes die Investorengruppe selbst. Zu ihr gehört auch die US-amerikanische Schauspielerin Natalie Portman. Von der 39-Jährigen ist bekannt, dass sie sich vegan ernährt und eine engagierte Umweltaktivistin ist. Ihre Affinität zum Fußball hielt sie bislang eher geheim.

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Mit Sport brachte man Portman ausschließlich durch ihre Rolle als Balletttänzerin in „Black Swan“ in Verbindung, für die sie 2011 den Oscar gewann. Daher rieb sich so mancher in den vergangenen Tagen verwundert die Augen beim Lesen der Schlagzeile, dass Portman an der Gründung des Teams beteiligt sei. „Ich bin begeistert, Teil des Projekts zu sein, um eine professionelle Frauenfußballmannschaft nach Los Angeles zu holen“, sagte Portman.

Dabei kommt Portman eher eine untergeordnete Rolle bei „Angel City“ zu. Wie die Schauspielerinnen Jennifer Garner und Eva Longoria sowie die Tennisspielerin Serena Williams soll Portman durch ihre Prominenz vor allem Aufmerksamkeit für das Projekt auf sich ziehen.

Die (traurige) Besonderheit von Angel City liegt darin, dass sie eine der ganz wenigen von mehrheitlich Frauen geführten Eigentümergruppe im Sport ist. Der Kopf der Gruppe allerdings ist ein Mann, Alexis Ohanian, der Ehemann von Serena Williams. Tatsächlich könnte die Idee einer Frauenfußballmannschaft in Los Angeles, noch dazu geführt von prominenten Persönlichkeiten aus Hollywood, aus unternehmerischer Sicht äußerst lukrativ sein.

Natalie Portman ist eine der Unterstützerinnen von Angel City.
Natalie Portman ist eine der Unterstützerinnen von Angel City.

© picture alliance / Guillaume Hor

In der Metropolregion Los Angeles leben 14 Millionen Menschen, in nahezu jeder Sportart gibt es in der Stadt große Klubs wie etwas die LA Lakers oder die LA Clippers im Basketball, die LA Dodgers im Baseball, die LA Kings im Eishockey oder LA Galaxy im Fußball – im Männerfußball, um genau zu sein. „Wird es nicht Zeit, dass wir eine Frauenmannschaft an den Start bringen?“, fragte die Unternehmerin Julie Uhrman, die als Präsidentin der Angel City fungiert.

Aber nicht nur der Fakt, dass Angel City mit seinem Frauenteam eine Nische in der Millionenmetropole besetzen wird, könnte sich für die Investoren noch auszahlen. Hinzu kommt, dass der Frauenfußball in den USA auf einem soliden Fundament steht. Viel früher schon als etwa in Deutschland war er dort in der Gesellschaft etabliert. Ein Spiel der National Women's Soccer League (NWSL) sehen sich im Schnitt rund 7500 Stadionbesucher an. Zum Vergleich: In Deutschland kommen derzeit die sechs Heimteams insgesamt an einem Spieltag auf solch eine Besucherzahl. Pro Spiel gerechnet besuchen gerade einmal knapp 700 Zuschauerinnen und Zuschauer ein Fußballspiel in Deutschlands höchster Frauenliga.

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Vor allem, und hier dürfte der eigentliche Reiz des Investments liegen, gibt es offenbar ein riesiges Wachstumspotenzial im professionellen Frauenfußball. So kamen Analysten jüngst in einer Studie zu der Einschätzung, dass bei der Frauen-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr in Frankreich rund 1,2 Milliarden Euro mehr an Sponsorengeldern bei richtiger Vermarktung hätten hereingeholt werden können.

Für einen Aufschwung zumindest im US-amerikanischen Frauenfußball sprechen auch die TV-Zahlen des ersten Spiels nach der coronabedingten Pause. Vor wenigen Wochen sahen sich 572 000 Fernsehzuschauer das Spiel zwischen North Carolina und den Portland Thorns an. Der Ligarekord zuvor hatte bei 190  000 TV-Zuschauern im Jahr 2014 gelegen. Sicher waren die Zahlen der besonderen Situation durch die Pandemie geschuldet. Doch sie verrieten eben auch, dass es in den USA mehr als anderswo eine große Sehnsucht nach Frauenfußball gibt. Es müsste daher schon ziemlich viel schiefgehen, wenn sich das Investment der Stars und Sternchen von Angel City nicht auszahlt.

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