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Köpenick bei Nacht. Das Stadion An der Alten Försterei des Berliner Zweitligisten 1. FC Union erstrahlte am Freitagabend zum ersten Mal in neuem Glanz.Foto: dpa

© dpa

Sport: Hollywood und Dudelsäcke

Der 1. FC Union feiert sein bundesligareifes Stadion und einen 3:0-Testspielsieg gegen Celtic Glasgow.

Berlin - Musik drang aus den Lautsprechern. Leise, gediegen, dem Anlass entsprechend. Draußen warteten die Menschen, ordentlich aufgestellt in Reih und Glied, unter ihnen ein roter Teppich. Bis zum Beginn der Veranstaltung waren noch knapp zwei Stunden Zeit. Viele Männer trugen Anzüge, die Frauen erschienen in passender Abendgarderobe. Wer es nicht besser wusste, der hätte auf den Gedanken kommen können, hier stünde in Kürze eine bedeutende Filmpremiere an. Der neue Tarantino vielleicht, mindestens aber irgendwas mit Till Schweiger.

Festlich ging es zu an diesem Sommerabend auf dem Gelände des 1. FC Union. Es gab ja auch was zu feiern. Der Berliner Zweitligist weihte nach vierzehn Monaten Bauzeit seine neue Haupttribüne ein. Als Gegner hatte man sich den schottischen Traditionsklub und aktuellen Meister Celtic Glasgow eingeladen. Die Leute, die draußen auf dem Teppich anstanden, hatten entweder Karten für einen Tribünenplatz oder verfolgten das Spiel von der neuen Vip-Loge aus. Von dort konnte man besonders gut auf die Berliner Dudelsack-Kombo Black Kilts schauen, die der 1. FC Union extra angeheuert hatte, um schottisches Flair zu verbreiten. Im Inneren des neuen Gebäudes lag der Geruch von frischer Farbe in der Luft. Auf der Anzeigetafel im Stadion leuchtete gut leserlich ein Schriftzug auf: „Willkommen im schönsten Fußballstadion der Welt.“

Dass man mit Celtic Glasgow einen ehemaligen Europapokalsieger und letztjährigen Champions-League-Teilnehmer einlud, hatte seinen Grund nicht nur in der stimmungsvollen Anhängerschaft der Schotten. Beim 1. FC Union will man sich so langsam anpirschen an den großen Fußball, der Verein wird versuchen, in der kommenden Saison um den Aufstieg zur Bundesliga mitzuspielen. Durch die neue Tribüne ist die Alte Försterei zu einem bundesligareifen Schmuckstück geworden. Der Verein ist wirtschaftlich gesund, der Stadionbau wurde in Eigenregie finanziert. Dabei halfen auch die eigenen Anhänger, indem sie Stadionaktien in Millionenhöhe erwarben. Die Alte Försterei ist damit vor externen Investoren sicher. Kein Wunder, dass alle der 21 873 Plätze gegen Celtic besetzt waren, Unions Fans wollten ihre Arena feiern. „Wie ist euer neues Haus?“, fragte Unions Stadionsprecher Christian Arbeit.

Die strukturellen Voraussetzungen sind geschaffen und auch sportlich sieht es gut aus. Union blieb wie in der vergangenen Saison die Vorbereitung über ungeschlagen, die Mannschaft scheint bestens gerüstet für den Saisonstart am nächsten Sonntag gegen den VfL Bochum (15.30 Uhr). Gegen Celtic zeigten die Berliner eine überzeugende Leistung, der 3:0 (1:0)-Sieg hätte sogar noch höher ausfallen können. Aber nur Simon Terodde und die Neuzugänge Sören Brandy und Damir Krailach konnten ihre Chancen auch zu Toren nutzen. Brandy und Krailach waren gemeinsam mit Mario Eggimann und Martin Dausch jene Neuzugänge, die Unions Trainer Uwe Neuhaus gegen Celtic von Beginn an aufbot. Nur Benjamin Köhler, vor vielen Jahren bei Hertha BSC unter Vertrag, musste erst einmal zusehen.

Celtic war genau die Art von Gegner, den man sich für so eine Einweihungsparty wünscht. Die Fans trugen lautstark zur ausgelassenen und friedlichen Stimmung bei, die Spieler machten keine Anstalten, die Festlichkeiten durch engagiertes Dagegenhalten zu stören. Bereits vor wenigen Tagen hatten die Schotten mit 2:6 gegen Unions zukünftigen Gegner Greuther Fürth verloren.

Das war Unions Fans herzlich egal, sie feierten sich, ihre Mannschaft und natürlich ihr neues Stadion. Verläuft die neue Saison nur annähernd so prächtig wie die Stadioneröffnung, wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass sie in Köpenick feiern können.

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