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Siegesserie nach harter Zeit in Australien. Mit Jockey Eduardo Pedroza gewann Protectionist in diesem Jahr schon in Hamburg.

© imago/Frank Sorge

Hoppegarten: Hengst Protectionist: Ein echter Spezialist

Der 126. Große Preis von Berlin hat einen hochdekorierten Favoriten: den Hengst Protectionist.

Es ist eine besondere Premiere. An diesem Sonntag wird in Hoppegarten (Beginn 13.45 Uhr) zum ersten Mal ein Gewinner des Melbourne-Cup an den Start gehen. Ein absoluter Star der Galopperszene also. Ein Hengst, der bereits eines der zehn besten Rennen im Galopprennsport gewonnen hat: Protectionist.

Um den Stellenwert dieses Rennens zu verdeutlichen: Wer in Australien den Melbourne-Cup gewinnt, macht sich zumindest auf der Südhalbkugel unsterblich und verschafft sich weltweit eine besondere Reputation. Schließlich gehört das Rennen in Melbourne neben dem Prix de l'Arc de Triomphe in Paris und dem Japan Cup zu den bedeutendsten der Welt. 2014 gewann mit Protectionist zum ersten Mal ein in Deutschland trainierter Vollblüter dieses legendäre Rennen und manifestierte mit diesem Erfolg seine Position als internationaler Star-Galopper.

Knapp zwei Jahre nach seinem größten Erfolg, einer Sternstunde für die deutsche Vollblutzucht, ist der mittlerweile sechs Jahre alte Hengst beim 126. Großen Preis von Berlin an diesem Sonntag daher zwangsläufig die Attraktion beim Saisonhöhepunkt auf der Hoppegartener Galopprennbahn. Zweifellos ist Protectionist mit dem Jockey Eduardo Pedroza, der bereits bei seinem ersten Start in diesem Jahr während des Hamburger Derby-Meetings als Sieger einen starken Eindruck hinterließ, damit der Favorit.

Geplatzter Derby-Traum

Doch für Protectionist lief während seiner Karriere nicht alles so grandios. Galt der Hengst als Dreijähriger noch als aussichtsreicher Derby-Kandidat, musste er verletzungsbedingt eine fast einjährige Pause einlegen. Der Derby-Traum war geplatzt, nicht so die Erfolgsgeschichte von Protectionist. Nach zehn Monaten der Rekonvaleszenz begann bei der Saisoneröffnung 2014 in Hoppegarten beim Preis von Dahlwitz die eigentliche Karriere.

Die Geduld seines Besitzers und Trainers hatten sich ausgezahlt. Was folgte, nachdem Protectionist an die Australian Bloodstock Agency verkauft wurde und seine Laufbahn auf dem fünften Kontinent fortsetzte, war das von vielen Experten erwartete Desaster. Der Steherspezialist Protectionist wurde in Australien auf völlig unpassenden Strecken, noch dazu viel zu häufig, eingesetzt. Protectionist wurde 2015 regelrecht verheizt. Es war ein Glücksfall, dass seine neuen Besitzer ihn Ende des vergangenen Jahres wieder zurück in das Trainingsquartier von Andreas Wöhler schickten. Dem Gütersloher Trainer gelang es, das abgeschriebene Pferd wieder aufzubauen. Diese Fähigkeit bewies er nicht nur bei Protectionist.

Nun gilt es für den Melbourne-Sieger, in Hoppegarten seine ansteigende Form zu bestätigen, zwar nur gegen fünf Konkurrenten, die allerdings gehören nicht zur zweiten Garnitur. Vor allem die vier Jahre alte Stute Nightflower, immerhin Deutschlands Galopper des Jahres 2015, dürfte zu seinen stärksten Gegnern gehören – ebenso der polnische Derbysieger Caccini. Mehr internationale Konkurrenz hätte dem Rennen sicher gut getan, aber das Fehlen der Stars aus Frankreich oder England kann man auch als indirekte Aufwertung werten, nämlich als Respekt vor dem Ausnahmegalopper Protectionist.

Ulrich Nickesen

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