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Eingeschlagen. Carlos Correa bejubelt mit Teamkollege George Springer dessen vorentscheidenen Homerun im siebten Spiel der World Series zwischen Houston und Los Angeles, in der sich die Astros mit 4:3-Siegen durchsetzten.

© Jayne Kamin-Oncea/Reuters

Houston Astros gewinnen World Series: Erfolg ist planbar

Die Houston Astros gewinnen eine dramatische World Series im Baseball gegen die Los Angeles Dodgers. Ganz überraschend kommt das nicht.

Carlos Correa nutzte die Gunst der Stunde. Gerade eben hatte der 23-Jährige mit den Houston Astros die World Series in der Major League Baseball (MLB) gewonnen, da nahm er schon die nächsten großen Schritt in seinem Leben in Angriff. Correa machte seiner Freundin vor laufender Kamera einen Heiratsantrag, sogar einen Ring hatte er dabei. Natürlich sagte sie „Ja“, etwas anderes hätte zu diesem großen Tag für Correa auch gar nicht gepasst. Später erzählte er lachend, dass er natürlich zunächst einmal den Titel gewinnen musste, damit der Plan aufgeht.

Eine Niederlage war für Correa und die Astros im alles entscheidenden Finalspiel bei den Los Angeles Dodgers nicht vorgesehen. Denn so wie der Shortstop seinen Heiratsantrag schon länger geplant hatte, so ist auch der Aufstieg von Houston im Baseball eine maßgeschneiderte Geschichte. „Wir wussten, dass wir einem Plan folgten, der uns weit bringt und jetzt haben wir es geschafft“, sagte General Manager Jeff Luhnow nach dem 5:1-Sieg seiner Mannschaft, der den Astros den ersten Titel überhaupt in der MLB bescherte.

Im 56. Jahr ihrer Zugehörigkeit zur MLB sind die Astros damit auch das erste Team aus Texas, das die Baseballmeisterschaft gewonnen hat. Wer im US-amerikanischen Profisport so weit kommen will, muss in der Regel zunächst einmal leiden können. Und darin waren die Astros noch in diesem Jahrzehnt spitze. In den Saisons 2011 bis 2013 verloren sie jeweils mehr als 100 ihrer 162 Saisonspiele. Das Jahr 2013 markierte dabei den Umzug von der National in die American League. Es endete mit 111 Niederlage – der schlechtesten Bilanz der Astros überhaupt in ihrer Geschichte. „Wir waren ganz unten. Keiner wollte für uns spielen. Doch inzwischen will jeder hier her“, sagte Pitcher Dallas Keuchel.

Die Astros sind das erste Team aus Texas, das den Titel in der MLB gewinnt

Tatsächlich haben die Astros Niederlagen lange Zeit bewusst in Kauf genommen, um ihren Neuaufbau voranzutreiben. Dass dabei mit besonderer Akribie vorgegangen wurde, stand bereits 2014 in der „Sports Illustrated“. Auf dem Cover der US-Sportzeitschrift war George Springer im Astros-Trikot abgebildet – darunter wurde Houston als Sieger der World Series 2017 vorhergesagt. Die Prognose erschien damals kühn, heute nicken nur alle mit den Köpfen. Springer wurde auch noch zum wertvollsten Spieler der Finalserie gegen die Dodgers gewählt, ihm gelangen fünf Homeruns in den sieben Spielen. Der 28-jährige Outfielder hat wie viele andere im Team in seiner Karriere nie für einen anderen MLB-Klub als die Astros gespielt. Nun ist es eine Sache, Talente zu erkennen – und sie zu Champions zu formen. Manager A. J. Hinch ist das gelungen, auch weil die Mannschaft in diesem Jahr viele erfahrene Spieler hinzukaufte.

Die Mischung passte. Dass Houston in der American League die Play-offs erreichen würde, stand praktisch nie außer Frage. Ähnlich wie die Dodgers in der National League dominierte das Team in der ersten Saisonhälfte fast nach Belieben und erspielte sich einen großen Vorsprung auf die Konkurrenz. Dann brach Hurrikan „Harvey“ über die Millionenstadt hinein, die Astros mussten einige Heimspiele im Exil in Florida austragen. Es war eine schwere Zeit für alle in Houston, Baseball wurde Nebensache. Doch in den Play-offs war es in keiner Arena lauter als im „Minute Maid Park“. Die Astros gewannen acht ihrer neun Heimspiele der Meisterrunde und das Stadion war auch dann voll, wenn Houston auswärts antrat.

„Wir haben die Menschen in Houston immer in unseren Gedanken gehabt. Sie verdienen diesen Titel genauso sehr wie wir“ sagte Pitcher Lance McCullers und widmete den Titel den Fans. Die Astros haben sich mit viel Sachverstand und jeder Menge Emotion zum Champion gekürt. Sie haben gezeigt, dass zuweilen auch Offensive Meisterschaften gewinnen kann und in den Play-offs bezwangen sie mit den Boston Red Sox, den New York Yankees und schließlich den Los Angeles Dodgers nacheinander die drei Mannschaften mit den höchsten Etats der MLB. Nur, was hätte Carlos Correa gemacht, wenn das mit dem Titelgewinn doch schief gegangen wäre? „Dann hätte ich geheult“, sagte er – und hielt dabei seine zukünftige Frau im Arm.

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