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Sport: „Hoyzer treibt der Zorn, sich zu rächen“

Manuel Gräfe, Bundesligaschiedsrichter und Zeuge im Manipulationsskandal, über Lüge und Wahrheit

Herr Gräfe, Sie gehören mit Felix Zwayer, Lutz Michael Fröhlich und Olaf Blumenstein zu den Schiedsrichtern, die die Manipulationen von Robert Hoyzer öffentlich gemacht haben. Am Wochenende haben Sie wieder gepfiffen. Wie war es denn?

Nach den letzten vier Wochen Pause war es umso schöner, wieder auf einem Fußballplatz zu stehen und seinen Beitrag für ein ordentliches Fußballspiel zu leisten.

Keine besonderen Auffälligkeiten?

Oh doch, ganz positive! Dass sich ein Spieler bei mir ernsthaft nach einem Platzverweis für die gute Spielleitung bedankt und die Entscheidung als korrekt bezeichnet, habe ich noch nie erlebt.

Robert Hoyzer wird sich nicht bei Ihnen bedanken. Stattdessen werden immer neue Aussagen von ihm kolportiert, die unter anderem Felix Zwayer in Verdacht geraten ließen. Wie reagieren Sie auf Hoyzers Geschichten?

Er sollte langsam erkennen, dass er sich nur selbst schadet, umso öfter sich erweist, dass seine Geständnisse und Aussagen unvollständig oder erlogen sind.

Was würden Sie Robert Hoyzer jetzt sagen, wenn er Ihnen gegenüber sitzen würde?

Ich würde ihn dazu aufrufen, endlich mit den Lügen aufzuhören. Anscheinend treibt ihn der Zorn, sich an Menschen zu rächen, die ihm einst vertraut haben, an Kollegen, Bekannten oder Freunden. Er diffamiert sie ohne Rücksicht auf die Folgen. Ich würde sagen: Du machst nur alles noch schlimmer für dich, gesellschaftlich und privat. Denn auch die Betroffenen könnten sich juristisch wehren, was sich negativ auf sein Strafmaß auswirken dürfte.

Glauben Sie, man kann Robert Hoyzer jemals wieder vertrauen?

Das kann ich heute nicht sagen. Ich wünsche ihm die Kraft, endlich zu erkennen, dass er allein seine Taten zu verantworten hat. Das ist bestimmt eine schwierige Aufgabe, besonders unter den Umständen einer Untersuchungshaft. Er muss sich frei machen von Rache oder sonstigen Gelüsten, wenn er eine Chance haben will, nach einer möglichen Strafe alte Bekanntschaften oder Freundschaften zu pflegen oder neue aufzubauen.

Sie selbst haben sich in der Öffentlichkeit bisher weitgehend zurückgehalten. Warum sagen Sie nicht mehr von dem, was Sie über Robert Hoyzer wissen?

Ich sage das, was zur Aufklärung des Wettskandals relevant ist. Ich selbst habe alle privaten und fußballrelevanten Informationen über ihn oder auch über seinen Vater nie zum Gegenstand irgendwelcher Spekulationen gemacht. Und das wird auch so bleiben.

Werden Sie jemals wieder unbelastet ein Spiel als Schiedsrichter pfeifen können?

Ich denke, dass wir alle – Felix Zwayer, Lutz Michael Fröhlich und Olaf Blumenstein – beweisen werden, dass wir dazu in der Lage sind. Allerdings ist der private Preis, den wir vier Zeugen im Interesse eines sauberen Fußballsports zu zahlen haben, auch gewaltig hoch.

Das Gespräch führte Armin Lehmann.

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