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Sport: HSV dreht das Spiel in Bielefeld und gewinnt 4:2 Wettbetrug auf höchster Ebene? Angeblich Manipulationen bei WM und Bundesliga Rückschläge und Fallrückzieher

Aufsteiger Hoffenheim liefert sich mit Leverkusen ein attraktives Duell, verliert aber 2:5 bei Bayer

Bielefeld - Zufriedenheit machte sich breit. „Unsere Mannschaft ist absolut intakt. Sie verfügt über eine gute Moral und Kampfkraft“, begeisterte sich Frank Rost über den Auftritt bei Arminia Bielefeld. Der Torwart des Hamburger SV hatte gut reden: Seine Mannschaft hatte vor 24 500 Zuschauern in der Bielefelder Arena einen 0:2-Rückstand noch in einen 4:2(1:2)-Sieg umgewandelt und dabei eine Stärke demonstriert, die selbst Arminias Trainer Michael Frontzeck zu der Feststellung zwang: „Normalerweise bin ich nach solch einem Spiel sauer, diesmal kann ich es aber nicht sein. Meine Mannschaft hat hervorragend gespielt.“

Chris Katongo und Artur Wichniarek hatten in einem sehenswerten Bundesligaspiel die Bielefelder nach einer guten halben Stunde 2:0 in Führung gebracht. „Danach haben wir aufgehört, Fußball zu spielen“, bedauerte Wichniarek. Der frühere Bielefelder Bastian Reinhardt (2) sowie Ivica Olic und David Jarolim drehten das Ergebnis zugunsten des HSV. Zum zweiten Mal nach dem 2:2 zum Auftakt beim FC Bayern haben die Hamburger in dieser Saison einen Zwei-Tore-Rückstand wettgemacht. Und das, obwohl von den für rund 28 Millionen eingekauften Stars nur Marcell Jansen in der Startelf stand. Der Verteidiger gab einen soliden Einstand, schied aber nach gut einer Stunde mit leichten Kniebeschwerden aus. Offensivkraft Mladen Petric kam erst Anfang der zweiten Hälfte aufs Feld. Der künftige HSV-Regisseur Thiago Neves saß angeblich noch im Flugzeug auf dem Weg von Brasilien nach Hamburg, er soll heute bei seinem neuen Arbeitgeber vorgestellt werden. Und Alex Silva, der Innenverteidiger, wird erst nach zwei Länderspielen mit Brasilien am 11. September in Hamburg erwartet. Ob indes Silva einen Stammplatz erhält, ist fraglich. Auf seiner Position gibt es schließlich auch noch einen Bastian Reinhardt. Und der schoss gegen Bielefeld immerhin zwei Tore. Tsp

Berlin - Haben die Skandale um manipulierte Fußballspiele eine qualitativ neue Ebene erreicht? Der „Spiegel“ schreibt, der malayische Wettpate William Bee Wah Lim soll Ende 2005 ein Bundesliga- und ein Zweitligaspiel verschoben haben. Auch das Achtelfinalspiel Brasilien gegen Ghana bei der Weltmeisterschaft 2006 soll von einem asiatischen Wettsyndikat verschoben worden sein. Bei den Bundesligaspielen soll es sich um die Partien Hannover 96 gegen den 1. FC Kaiserslautern am 26. November 2005 und die Zweitligapartie Karlsruher SC gegen Sportfreunde Siegen am 7. August 2005 gehandelt haben. Kaiserslautern verlor 1:5, Karlsruhe gewann 2:0. Lim, der 2007 wegen versuchter Manipulation von Regionalligaspielen zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, soll bei beiden Spielen mehrere Millionen Euro verdient haben. Er soll persönliche Kontakte zu Spielern von Kaiserslautern, Karlsruhe und Siegen gehabt haben. Alle betroffenen Spieler beteuern ihre Unschuld.

Beim angeblich manipulierten WM-Spiel beruft sich der „Spiegel“ auf Informationen des kanadischen Enthüllungsjournalisten Declan Hill. Nach dessen Aussagen sollen Zocker gewettet haben, dass Ghana mit mindestens zwei Toren Differenz verliert. Ghana unterlag 0:3. Auffällig war der Umstand, dass Ghana klarste Torchancen vergab.

Dirk Paulsen ist beim Namen Kaiserslautern hellhörig geworden. Denn das Spiel Kaiserslautern – Eintracht Frankfurt am 14. Dezember 2005, nur drei Wochen nach der fraglichen Partie der Pfälzer gegen Hannover, steht bei dem Berliner Profiwetter unter Manipulationsverdacht. „Die Kurse waren zu auffällig“, sagte Paulsen dem Tagesspiegel. Der Kurs auf einen Sieg von Kaiserslautern lag bei 2,2, so als wären die Gastgeber klarer Außenseiter gewesen. „Der angemessene Kurs wäre 1,86 gewesen“, sagt Paulsen. Er setzte dennoch 10 000 Euro auf einen Sieg von Kaiserslautern, „weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass bei einem Bundesligaspiel manipuliert wird“. Doch schon vor der Partie habe die Wetterszene angesichts der Kurse über eventuelle Manipulationen diskutiert. Zudem sei Kaiserslautern in dieser Zeit in der Wettszene im Zusammenhang mit möglichen Manipulationen wiederholt genannt worden. Nach dem 2:0-Sieg von Frankfurt wurden die Diskussionen intensiver. Zum Spiel Hannover – Kaiserslautern konnte er nichts sagen. Da er auf dieses Spiel nicht gesetzt hatte, hatte er keine Informationen über den Kurs.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) haben keine Anhaltspunkte für eine Manipulation. Das teilten DFL-Präsident Reinhard Rauball und DFB-Chef Theo Zwanziger gestern mit. Sportrechtlich hätte eine Manipulation dieser Bundesligaspiele keine Konsequenzen. Die kann es es nur geben, wenn Vorwürfe bis Ende einer jeweiligen Saison strafrechtlich verfolgt worden sind. Rene C. Jäggi, im November 2005 Präsident des 1. FC Kaiserslautern, sagte laut „stern.de“ zu den Vorwürfen: „Das halte ich für absoluten Schwachsinn.“

Dietmar Hopp nahm es mit Fassung. „Ich habe geahnt, dass wir hier verlieren“, sagte der Hoffenheimer Klubchef. „Schade nur, dass wir so hoch verloren haben. Am Ende haben wir zu viele Fehler gemacht.“ Eine 2:5(1:3)-Niederlage hatte Hoffenheim, der mutmaßliche Wunderaufsteiger, in Leverkusen gegen Bayer 04 kassiert – es war Hoffenheims erster Rückschlag in der Bundesliga. Immerhin aber hatte der Dorfklub gut mitgehalten, und Hopp musste sich in Leverkusen keine Millionario-Schmähungen anhören. „Ich bin hier sehr gut behandelt worden“, sagte er.

Für schlechte Stimmung war am Samstagnachmittag in der Leverkusener Arena auch einfach kein Platz. Die schnelle und attraktive Bundesligapartie hatte den gut 20 000 Zuschauern einigen Spaß bereitet, bei strahlendem Sonnenschein feierten die Leverkusener Fans ihr Team minutenlang für seinen ersten Heimsieg in dieser Saison. Hoffenheim hatte zuvor Cottbus und Gladbach besiegt – jeweils zu null. „Wir wussten, dass es hier schwerer wird, Leverkusen ist eine Spitzenmannschaft“, sagte Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick.

Es waren neun Minuten gespielt, da kassierte Hoffenheim den ersten Gegentreffer in der Ersten Liga: Nach einer Freistoßflanke des Schweizers Tranquillo Barnetta gewann Karim Haggui, der den verletzten Gonzalo Castro ersetzte, ein Kopfballduell gegen Luiz Gustavo und traf ins lange Eck. Nur sechs Minuten später nutzte Leverkusen eine weitere Standardsituation zum 2:0. Nach einer Ecke Barnettas, der sein bestes Spiel seit langer Zeit machte, köpfte Manuel Friedrich den Ball aus fünf Metern über die Linie. Bayer kontrollierte die Partie, war dynamisch in der Offensive, besonders der brasilianische Mittelfeldmann Renato Augusto zeigte einige schöne Dribbeleinlagen und Balleroberungen. Die Abwehr um Friedrich schien die Hoffenheimer Offensivabteilung im Griff zu haben.

Eine Unaufmerksamkeit wurde allerdings bestraft. Sejad Salihovic konnte auf der linken Seite unbehelligt flanken. Im Strafraum wartete – ebenso unbedrängt – Vedad Ibisevic und verkürzte mit seinem vierten Saisontreffer auf 1:2. Doch Leverkusen ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen, setzte sein Offensivspiel fort und kam durch Stefan Kießling zum 3:1. Der Nationalspieler lenkte einen Schuss von Constant Djakpa per Fallrückzieher ins Tor.

Die Pausen-Führung war verdient. Hoffenheim hatte bis auf den Treffer keine ernsthafte Torchance gehabt und agierte ziemlich konfus in der Abwehr. „Wir haben in der ersten Halbzeit viele Dinge richtig gemacht“, sagte Leverkusens Trainer Bruno Labbadia. Das änderte sich nach dem Seitenwechsel. Hoffenheim organisierte sich besser. Leverkusen mangelte es dagegen an Konzentration. Die Gäste-Stürmer tauchten häufiger am Leverkusener Strafraum auf, in der 50. Minute gab es die erste Ecke für die Badener – und acht Minuten später einen Foulelfmeter. Der Ivorer Djakpa ging im Strafraum zu ruppig gegen Ibisevic vor. Salihovic verwandelte den Strafstoß sicher.

Die routiniertere Bayer-Elf fand aber wieder zu sich, zu ihrem Kurzpassspiel – und zum Erfolg. In der Schlussphase machten Barnetta mit einem Weitschuss und Kießling aus kurzer Distanz nach schönem Zuspiel des Griechen Theofanis Gekas das 5:2 perfekt.

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