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Sport: HSV: Hamburger Angsthasen

Das Experiment mit der Mauertaktik ging voll daneben. Statt mutig zu stürmen und vielleicht mit fliegenden Fahnen unterzugehen, spielte der Hamburger SV an der Stätte seines größten Erfolges erstmals Angsthasen-Fußball in der Champions League.

Das Experiment mit der Mauertaktik ging voll daneben. Statt mutig zu stürmen und vielleicht mit fliegenden Fahnen unterzugehen, spielte der Hamburger SV an der Stätte seines größten Erfolges erstmals Angsthasen-Fußball in der Champions League. "Das war keine rauschende Ballnacht", gab Trainer Frank Pagelsdorf unumwunden zu. Nach der Nullnummer bei Panathinaikos Athen schlugen jedoch zwei Herzen in seiner Brust: "Die Abwehr stand gut, aber wir hatten zu wenig Torchancen."

Zuletzt war der HSV mit erfrischendem Offensivfußball in die Herzen der Fans gestürmt. Eineinhalb Jahre lang ließ Pagelsdorf mit drei Spitzen angreifen. In Athen zog er nach den vielen Gegentoren der vergangenen Wochen die Notbremse und änderte das System. "Die Strategie war in Ordnung, aber unterm Strich ist das zu wenig", befand Sportchef Holger Hieronymus. "Im Nachhinein ist man immer klüger", stellte Sergej Barbarez fest.

"Man kann sich ausmalen, welch große Chancen man gehabt hätte", trauerte Trainer Frank Pagelsdorf der verpassten Gelegenheit nach. Nach dem 1:1 im anderen Spiel der Gruppe E zwischen dem spanischen Meister La Coruna (6 Punkte) und dem italienischen Vizemeister Juventus Turin (6) wäre der HSV (2) mit einem Sieg bei Panathinaikos (5) wieder dick im Geschäft gewesen. Doch nun ist sogar das Weiterspielen im UEFA-Cup für den sieglosen Tabellenletzten eher unwahrscheinlich geworden. "Solange wir eine klitzekleine Chance haben, dürfen wir den Kopf nicht in den Sand stecken", gab Kapitän Martin Groth die Durchhalteparolen vor dem Dienstag-Spiel bei Juventus Turin aus. Klartext kam von Ingo Hertzsch: "Das war zu wenig. Für eine gute Ausgangsposition hätten wir gewinnen müssen."

In der Bundesliga gegen die von seinem Vorgänger Felix Magath trainierte Frankfurter Eintracht will Pagelsdorf am Sonnabend im Volksparkstadion wieder voll auf Angriff setzen. Nach dem Abpfiff in Athen besorgte er sich das Video zur Studie. Noch spät in der Nacht saß er in jenem Fünf-Sterne-Hotel, in dem Ernst Happel vor 17 Jahren nach dem Europapokalsieg des HSV durch das Magath-Tor über Juventus Turin Platz genommen hatte, und verteidigte seine Defensiv-Strategie. "Als Mannschaft standen wir sicher. Das ist die Überschrift."

Seine Elf müsse mehrere Systeme spielen können, forderte der Trainer. Außerdem fehle die "letzte Konzentration und Cleverness". Zwei Jahre brauche man, um die internationale Reife zu bekommen. "Uns fehlt der letzte Tick", erkannte Bernd Hollerbach. Auch die Führung nimmt sich nicht aus. Clubchef Werner Hackmann versprach: "Genau wie die Mannschaft lernen auch wir und machen beim nächsten Mal alles besser."

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