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HSV im Uefa-Cup: Keine Lust auf Mehrarbeit

Torwart Frank Rost mahnt beim HSV vor dem Spiel in Zürich die Rückkehr zu alter Defensivstärke an. Der 34-Jährige hat sich durch hervorragende Leistungen zuletzt für die Nationalelf empfohlen.

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Seine Samstagsarbeit verlief lange Zeit konform: ein bisschen Gymnastik zur Lockerung der Muskulatur, aufmerksames Zuschauen, was die Kollegen vor ihm so treiben, hin und wieder mal einen Ball aufnehmen – und das 90 Minuten lang. Frank Rosts Beruf: Torwart beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV. Der Job war relativ einfach, weil Trainer Huub Stevens ein Sicherheitskonzept pflegt, bei dem die Gegner selten in Tornähe gelangen. Doch zuletzt beim 1:1 in Leverkusen musste der HSV-Schlussmann im Fünf-Minuten-Takt bei Großchancen der Bayer-Stürmer rettend eingreifen. Frank Rost wurde danach wie ein Held gefeiert, und manche Zeitung sah den 34-Jährigen schon bei der Europameisterschaft 2008 im Tor der deutschen Nationalmannschaft.

Trotz des Lobes: Gefallen hat Frank Rost die Mehrarbeit nicht. „Wir haben unsere Stärke, die Defensive, vernachlässigt“, grollte er und mahnte dringlichst an, der HSV möge wieder zu der Taktik zurückfinden, die ihn als Torwart oft arbeitslos macht: zu der den Gegner jederzeit kontrollierenden Defensive. Inwieweit Stevens den Wunsch seines Schlussmannes berücksichtigt, wird sich am Donnerstag zeigen. Da muss der HSV im Uefa-Cup-Hinspiel beim FC Zürich antreten (20.30 Uhr, live im DSF).

Frank Rost hat spätestens die Leistung in Leverkusen, verbunden mit dem Schwächeln von Jens Lehmann im Länderspiel gegen Österreich, erhöhte Aufmerksamkeit beschert. Dazu hätte es gar nicht mal der Danksagungen von den Mitspielern bedurft. HSV-Regisseur Rafael van der Vaart stellte nach dem Abpfiff fest: „Frank hat überragend gehalten.“ Abwehrmann Bastian Reinhardt ergänzte: „Seine Sicherheit und seine Paraden haben uns den einen Punkt gerettet.“

Frank Rost – mit 34 Jahren noch mal ein Thema für die Nationalmannschaft? Vier Mal trug er schon das Nationaltrikot. Und zwar 2002 und 2003. Die deutschen Gegner in den vier Spielen waren für einen Torwart weder reizvoll noch furchteinflößend, sie hießen USA(4:2), Serbien & Montenegro (1:0), Kanada (4:1) und Färöer (2:0). Doch das Erlebnis ist für Rost wiederholungswürdig. „Die Nationalmannschaft ist immer mein Ziel“, sagt er jetzt, und damit das nicht zu anbiedernd klingt, vergisst er nicht, auch gleich noch hinzuzufügen, dass er sich „jetzt erstmal auf die anstehenden Aufgaben beim HSV konzentrieren“ müsse.

Beim Hamburger SV hat man den Wert des Torhüters längst erkannt. Verpflichtet wurde Rost im Januar 2007, als der HSV ein finsteres Kapitel seiner 44-jährigen Bundesligageschichte schrieb, indem er am Tabellenende dem Abstieg entgegen taumelte. Die vorherigen Torhüter Stefan Wächter und Sascha Kirschstein schienen der nervlichen Belastung eines Abstiegskampfes nicht gewachsen zu sein, deshalb zahlte der HSV 800 000 Euro an Schalke 04 für Rost. „Er vereint Klasse mit Austrahlung, Erfahrung und Stabilität“, lobt Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Beim HSV wird sogar schon über eine Verlängerung des 2009 auslaufenden Vertrages nachgedacht.

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