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HSV - Werder: Könige auf Abruf

Hamburger SV oder SV Werder Bremen – wer ist nun wirklich die Nr. 1 im Norden?

Von Karsten Doneck, dpa

Mit Musik fällt vieles leichter. Und die Fans des Hamburger SV können akustische Aufmunterung gut gebrauchen, wenn sie die Erfolge ihrer Mannschaft in der jüngeren Fußballgeschichte mit denen von Werder Bremen vergleichen. Also baute kürzlich eine kleine Band, die sich Hamburger Jungs nennt, vor dem DFB-Pokalspiel der Nordrivalen im Mittelkreis der Hamburger Arena ihre Instrumente auf, um dann, gemünzt auf den HSV, rockig loszuschmettern: „Wir sind die Könige des Nordens, und es wird alles, wie es einmal war.“ Nun, wünschen kann man sich ja vieles. Vor dem Halbfinalhinspiel im Uefa-Pokal, bei dem das Los Bremer und Hamburger zusammenführte (heute, 20 Uhr 15, live bei Sat 1 und Premiere), besitzt Werder den unschätzbaren Vorteil, seit Jahren Erfahrung und Geld in der Champions League gescheffelt zu haben, während sich der Nordrivale meist bescheiden durch den UI-Cup zum Uefa-Cup quälte.

Auch das erste von vier Spielen gegeneinander in einem Zeitraum von nur 19 Tagen, das im DFB-Pokal (es folgen Hin- und Rückspiel im Uefa-Cup und ein Bundesligaspiel), haben die Bremer gewonnen, noch dazu in Hamburg, wenngleich erst im Elfmeterschießen. Wer die Nummer 1 ist im Norden? In dieser Diskussion mischt jetzt auch Martin Jol mit. Der HSV-Trainer verweist auf Fakten: „Wir haben in dieser Saison schon zweimal gegen Werder gut gespielt. In der Bundesliga haben wir gewonnen, im DFB-Pokal im Grunde genommen ja unentschieden gespielt.“ Und Jol sieht noch einen weiteren Vorteil für seine Mannschaft. „Wir sind Ende April in der Bundesliga immer noch oben dabei, Bremen ist Tabellenzehnter“, sagt er.

Das freilich ist nur die eine Seite. Es gibt auch noch eine sogenannte Ewige Bundesligatabelle. Zahlenspielerei nur? Oder mehr? Dort jedenfalls liegt Werder Bremen auf Platz zwei hinter Bayern München, derzeit mit sieben Punkten Vorsprung vor dem HSV. Sieben Punkte – eigentlich eine Kleinigkeit, wenn man berücksichtigt, dass diese Wertung sich über einen Zeitraum von 1963, dem Gründungsjahr der Bundesliga, bis heute erstreckt. Allerdings spielt der HSV schließlich ein Jahr länger erstklassig als der zwischenzeitlich mal abgestiegene SV Werder.

Die Gesamtbilanz in der Bundesliga zwischen den beiden Nordrivalen ist nahezu ausgeglichen. 89 Spiele gab es, 29-mal siegte Werder, 28-mal der HSV. Zuletzt aber dominierte Werder. Von den letzten zehn Spielen gegen die Hamburger vor der jetzt laufenden Saison 2008/09 verloren die Bremer nur eines.

„Wir wissen, was wir können. Gerade in schwierigen Situationen haben wir stets Charakter gezeigt“, redet sich HSV- Kapitän David Jarolim Mut zu. Schwierig ist die Situation in der Tat. Inzwischen übt halt auch Bernd Hoffmann Druck aus. „Es muss endlich mal ein Titel her“, hat der HSV-Vorstandsvorsitzende häufiger mal gesagt und damit hohe Erwartungen bei den Fans geweckt. Den DFB- Pokal mussten die Hamburger für sich bereits streichen, die Hoffnungen auf den Uefa-Pokal und die deutsche Meisterschaft bleiben – vorerst. Werder kann dem HSV derlei Ambitionen nun in drei Spielen innerhalb von nur elf Tagen zunichtemachen. Und dann werden wohl auch die Hamburger Jungs ihren Lobgesang auf die Könige des Nordens nicht so bald mehr in der HSV-Arena vortragen.

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