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Sport: Hüte machen Leute

Bei der Rennwoche Royal Ascot schauen alle auf die Queen

Berlin. Es gibt nur eine Frage, die die Besucher beim Royal Ascot wirklich bewegt: Was trägt die Königin heute? Da können noch so aparte Damen mit noch aparteren Hüten vor den Tribünen der Rennbahn umherlaufen und schöne Pferde über das grüne Geläuf jagen, Queen Elisabeth II. ist der Blickfang bei der großen Rennwoche auf der Galopprennbahn vor den Toren Londons. Die Farben ihrer Kleider bewegen die englische Presse tagelang. Royal Ascot ist das gesellschaftliche Ereignis in Großbritannien – obwohl aristokratische Kreise die Veranstaltung zunehmend meiden und der Geldadel das Bild prägt. Doch die Queen ist mit ihrer Familie an nahezu jedem der fünf Tage auf der Bahn.

Wer an Pferderennen, Männer mit Zylindern und vor allem schöne Frauen mit Hüten denkt, hat – dank der strengen Kleiderordnung – die Bilder von Royal Ascot vor Augen. Es ist das bekannteste Meeting der Welt und das älteste zudem: Seit 1711 treffen sich die Pferdebesitzer unweit des Schlosses Windsor, um ihre Pferde in verschiedenen Klassen zu messen. Königin Anne hatte damals das Potenzial der Anlage erkannt und daraus unwillkürlich ein Spektakel gemacht. Heute zieht das einwöchige Festival über 300 000 Besucher an. Auch, weil Royal Ascot sportlich so wichtig ist: An jedem der fünf Tage findet mindestens ein Rennen der international höchsten Kategorie, ein Gruppe-I-Rennen, statt. Mehr als 4,7 Millionen Euro werden an die Besitzer der erfolgreichsten Pferde der Welt verteilt.

Unter ihnen sind auch drei deutsche Starter. Der erfolgreichste deutsche Galopper Paolini wurde am Mittwoch nur Achter im Prinz-von-Wales-Rennen. Wesentlich besser lief es am Tag zuvor für Martillo. Der dreijährige Hengst aus dem Stall des Kölner Trainers Ralf Suerland holte im St.-James-Palace-Rennen, dem wichtigsten Meilenrennen Europas für dreijährige Pferde, den dritten Platz. Die Stute Diacada wurde gestern bei der Stutenmeile – ebenfalls einem der Toprennen – nur Vorletzte.

Doch das ist fast schon eine Randnotiz, denn wen interessieren schon die Pferde, wenn die Königin mit ihrem Prinzgemahl Philip und ihren beiden Söhnen zum ersten Mal in der Geschichte von Royal Ascot die Eröffnungsprozession am Dienstag aus einer offenen Kutsche abnimmt – die Queen trug übrigens ein zitronenfarbenes Seidenkleid. Oder ihre Enkeltochter Zara Phillips sorgte mit einem freizügigen Kleid für Aufsehen. Auch wenn der optische Höhepunkt bereits am Donnerstag der Ladies Day war – die Hüte waren spektakulärer denn je –, ist der heutige Abschluss sportlich wichtiger. Aber Sport ist in Ascot ja fast Nebensache.

Ingo Wolff

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