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Sport: Hurra, wir segeln noch!

Die Flaute beim America’s Cup ist vorüber, das deutsche Team verliert doppelt

Auf diesen Moment musste die deutsche Segelgemeinde 156 Jahre warten: Gestern ist zum ersten Mal ein deutsches Boot beim legendären America’s Cup gestartet. Zwar setzte es zum Auftakt gleich zwei klare Niederlagen gegen die USA und Südafrika, doch das Team Germany wollte sich den historischen Augenblick davon nicht trüben lassen. Für die erste Sensation sorgte Mascalzone Latino aus Italien mit einem knappen, aber sicheren Sieg gegen den Topfavoriten aus Neuseeland.

Nach vier nervenaufreibenden Flautentagen konnte gestern um 14.15 Uhr endlich gestartet werden. Der Wind war ein wenig aufgefrischt. Die „Germany I“ kreuzte gegen das US-Team BMW Oracle Racing über die Startlinie und eröffnete den Louis Vuitton Cup, die Ausscheidungsserie der elf Herausforderer von Cupverteidiger Alinghi aus der Schweiz. Nach einer Krisensitzung von Veranstalter und Teilnehmern am Morgen war mit engeren Zeitplan neu begonnen worden, weil die vielen Verschiebungen für eine Wettbewerbsverzerrung gesorgt hätten.

Der Start war allerdings auch schon die einzige Situation, in der Skipper Jesper Bank mit der „Germany I“ mit seinem Gegenüber Chris Dickson fast gleichauf lag. Danach hatten die US-Boys schlichtweg mehr Kraft im Segel. Im Ziel betrug der Rückstand der deutschen Crew exakt zwei Minuten oder fast 600 Meter. Das sind ungefähr zwei Runden in der Formel 1. „Die sind einfach viel schneller als wir“, analysierte der Cuxhavener Jan Schoepe, der bei der Premiere einer von sieben Deutschen an Bord war und allein deshalb nationale Segelgeschichte mitgeschrieben hat.

Obwohl Wetterexperten wieder mit einer Flaute gerechnet hatten, folgte auch noch das erste wichtige Rennen für Jesper und seine Crew. Gegen das Team Shosholoza, das sein erstes Rennen gegen Victory Challenge aus Schweden nach hartem Kampf verloren hatte, wollten sie gerne den ersten Sieg einfahren. Schließlich tagte Abends im deutschen Basislager der hoch dekorierte Beirat der deutschen Kampagne, der auch über eine Fortsetzung berät. Dazu bräuchte das deutsche Team dringend auch sportlichen Erfolg – doch dieser will sich noch nicht einstellen.

Bank gewann nach der spannenden Vorstartphase die rechte Seite der Startkreuz. „Dort wollten wir hin, es lief alles nach Plan“, sagte der Steuermann. Nur zahlte sich das nicht aus. Shosholoza war beim Startschuss mit besserer Geschwindigkeit nach links raus gefahren und übernahm gleich die Führung. Vom Bootspotential her schien das deutsche Schiff jederzeit mithalten zu können. Der Rückstand wuchs jedoch langsam an.

Rund 20 Wenden fuhr Bank auf der zweiten Kreuz, doch alle Angriffe wurden pariert. „Als wir erstmal hinten lagen, wurde es ganz schwer, noch etwas auszurichten“, sagte er. Gegen Ende riss der deutsche Spinnaker ein und ließ den Traum von einem Auftaktsieg endgültig geplatzt. Mit 70 Sekunden Vorsprung segelten das Team Shosholoza über die Ziellinie – für den Hamburger Tim Kröger war es eine Genugtuung. Schließlich segelt der 43-Jährige als Cockpitmann bei den Südafrikanern. „Natürlich bedeutet mir dieser Sieg besonders viel“, sagte Kröger, „denn so langsam sind die Deutschen bei leichtem Wind gar nicht.“

Andreas Kling[Valencia]

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