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Sport: Hurra, wir spielen noch!

Es war das beste Spiel einer deutschen Fußball-Nationalelf seit langer Zeit. Es war das entscheidende Qualifikationsspiel zur Fußball-Weltmeisterschaft.

Es war das beste Spiel einer deutschen Fußball-Nationalelf seit langer Zeit. Es war das entscheidende Qualifikationsspiel zur Fußball-Weltmeisterschaft. Und es endete 4:1 (3:0). Nach dem 1:1 im Hinspiel am vergangenen Sonnabend haben sich die Deutschen gegen die Ukraine souverän für das WM-Turnier in Japan und Südkorea vom 31. Mai bis 30. Juni 2002 qualifiziert. Die befürchtete Zitterpartie fand nicht statt. Schon nach einer tollen Viertelstunde führte die deutsche Mannschaft vorentscheidend mit 3:0. 52 400 Zuschauer feierten im ausverkauften Dortmunder Westfalenstadion das Team von Rudi Völler und den Trainer mit Sprechchören. Am 1. Dezember findet die Auslosung der WM-Vorrundengruppen statt.

"Enjoy the game", wünschte der portugiesische Schiedsrichter Melo Pereira den beiden Kapitänen, Kahn und Luschny, nach der Seitenwahl. Das Spiel zu genießen, dazu hatten Luschny und Co. allerdings keine Gelegenheit. Denn so schwungvoll wie die Ukrainer im Hinspiel am vergangenen Sonnabend begonnen hatten, so offensiv spielte dieses Mal die deutsche Nationalelf. Trainer Walerij Lobanowski hatte seine Mannschaft deutlich defensiver eingestellt als noch vor vier Tagen. Doch der Stabilität seiner Abwehr half diese Taktik nicht. Im Sturmlauf der Deutschen wirkten die Ukrainer, als hätten sie sich auf dem Weg nach Japan komplett verlaufen. Dass die DFB-Elf dort ankommen würden, daran ließ das Team von Rudi Völler nie einen Zweifel. Schon nach vier Minuten herrschte Hochstimmung im Westfalenstadion. Die Leverkusener Kombination Schneider - Ballack hatte für das schnelle Führungstor gesorgt. Begünstigt wurde dieser Treffer allerdings von Nesmaschny, der bei einer verunglückten Abwehraktion Neuville anschoss. Vom Bein des Leverkusener Stürmers prallte der Ball zu Schneider. Der flankte nach innen, und Ballack, der bereits im Hinspiel getroffen hatte, erzielte per Kopf das 1:0. Wie man mit hohen Flanken umgeht, das kann Lobanowski seinen Abwehrspielern in der Vorbereitung auf das Spiel nicht erklärt haben. Dem 2:0 ging die erste Ecke der DFB-Elf voraus. Wieder war es Schneider, der den Ball hereingab. Rehmers Kopfball konnte der unsichere Torhüter Lewitzky noch abwehren - allerdings landete der Ball bei Neuville, der unbedrängt sein zweites Länderspieltor erzielte (11. Minute). Vier Minuten später verlor Lewitzky völlig die Orientierung. Nach einer Ecke verließ er halbherzig die Torlinie, ohne jedoch zum Ball zu gehen. Rehmer nahm diese Gelegenheit wahr und köpfte zum 3:0. Während die Ukraine zu keiner Zeit annähernd so gefährlich war wie zeitweilig in Kiew, hatten die auch kämpferisch hundertprozentig überzeugenden deutschen Spieler im Mittelfeld viel Spielraum. Vor allen Dingen Hamann und Schneider leiteten immer wieder gefährliche Angriffszüge ein. Derart unterstützt, waren die beiden Stürmer Jancker und Neuville deutlich gefährlicher als Asamoah und Zickler noch am Sonnabend beim 1:1. Sollten sich die Ukrainer für die zweite Halbzeit noch etwas vorgenommen haben, die DFB-Elf kam ihnen erneut zuvor. Wiederum war es eine sehenswerte Leverkusener Aktion, die zum 4:0 führte. Einen langen Pass von Schneider nahm Neuville auf, und dessen Flanke köpfte Ballack ins Tor (51. Minute). Sieben Minuten später gab Rudi Völler auch noch seinem Kapitän Oliver Bierhoff, der für Jancker kam, eine Chance. Ein Tor fiel aber nur noch auf der anderen Seite: Schewtschenko erzielte in der Schlussminute den Ehrentreffer. Das störte die Fans jedoch nicht mehr. Sie skandierten mit einem kleinen Seitenhieb auf das nahe Nachbarland: "Ohne Holland fahren wir zur WM."

Das ZDF hatte vor dem Spiel noch schnell eine Umfrage gestartet. Das Ergebnis musste nach dem Hinspiel überraschen. Denn immer noch 39 Prozent gingen davon aus, dass die deutsche Mannschaft in Dortmund die WM-Teilnahme noch verspielen würde. 61 Prozent hatten recht mit ihrem Tipp: Deutschland fährt zur WM. Und ein deutscher Fan auf der Haupttribüne des Westfalenstadions hielt schon zur Halbzeit eine Nachbildung des World Cups in die Höhe.

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