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Zu flink für Griechenland. Marco Reus, der wie Miroslav Klose und André Schürrle erstmals bei dieser EM in der Startelf stand, wirbelte die gegnerische Abwehr durcheinander. Foto: dapd

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Sport: Husch, husch ins Halbfinale

Joachim Löw setzt gegen Griechenland auf Schnelligkeit, stellt die deutsche Nationalmannschaft um und wird mit einem 4:2-Sieg belohnt.

Als die deutsche Kanzlerin gestern Abend aus ihrer Sitzschale im Bernsteinstadion zu Danzig hochfederte und an der Seite von Europas Fußballboss Michel Platini ziemlich ausgelassen jubelte, waren die Griechen das erste Mal bezwungen. Philipp Lahm hatte kurz vor dem Halbzeitpfiff die deutsche Fußballnationalmannschaft mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze in Führung gebracht. Die Bundeskanzlerin durfte noch drei weitere Male jubeln, am Ende stand ein nicht nur von Angela Merkel heftig beklatschter 4:2 (1:0)-Sieg der Deutschen über Griechenland.

„Wir haben es versäumt, aus unseren Chancen am Anfang Tore zu machen, aber es war klasse, wie die Mannschaft reagiert hat nach dem Ausgleich“, sagte Bundestrainer Joachim Löw. „Es war der Tag der Veränderungen heute. Es war heute reif.“ Deutschland hat damit bei seiner elften EM-Teilnahme zum achten Mal das Halbfinale erreicht. Am Sonntag wird sich im Spiel zwischen Italien und England entscheiden, gegen wen die deutsche Mannschaft im Halbfinale am kommenden Donnerstag in Warschau trifft.

Joachim Löw hatte sich für eine große Rotation entschieden und seine Mannschaft auf gleich vier Positionen verändert. Vor allem betraf das die Offensive: Löw setzte hier auf eine neue Taktik, in dem er vor allem seine beiden schnellsten Spieler im Team, Marco Reus und André Schürrle, die rechte beziehungsweise linke Außenbahn anvertraute. Für sie war es nach Kurzeinsätzen ebenso ihr Startelfdebüt bei diesem Turnier wie für Miroslav Klose, der als kombinationsstärkerer Stürmer den Vorzug vor Mario Gomez erhielt. Zudem kehrte Jerome Boateng nach seiner Gelbsperre in die Abwehr zurück. So aber blieben in Gomez (3 Tore), Lukas Podolski (1) und Lars Bender (1) die drei deutschen Turnierschützen draußen, Thomas Müller nahm ebenso auf der Ersatzbank Platz.

Löws Taktik sollte sich als richtig erweisen. Im Minutentakt huschten die schnellen Schürrle und Reus durch die dichtgestaffelten Reihen der Griechen. Immer wieder brachte der wie aufgedreht spielende Mesut Özil sie in Position. Einmal umkurvte er dabei gleich drei Griechen, die dabei wie Säulen wirkten. Eine der besten Gelegenheiten der Frühphase vergab Reus nach gut zehn Minuten, sein Schuss ging knapp drüber. Die deutsche Abwehr bekam so gut wie nichts zu tun in der ersten Hälfte, es sei denn, Bastian Schweinsteiger, der anfangs schwerfällig und nervös wirkte, brachte sie durch unnötige Ballverluste ins Spiel. Davon unterliefen ihm in der ersten Hälfte fünf, später fing er sich.

Umso besser funktionierte dafür das Offensivspiel, was anstrengend genug war gegen den Verhinderungsfußball der griechischen Prägung, die Ballbesitzquote der Elf von Joachim Löw erreichte 70 Prozent. Wenn es etwas auszusetzen gab, dann war es zunächst die Chancenverwertung. Zwischen der zwanzigsten und 35. Minute wurden fünf Chancen vergeben, die beste von Özil, erst Lahms schöner Distanzschuss brachte das lange fällige 1:0.

Die vielen ausgelassenen Chancen schienen sich jedoch gleich nach Wiederbeginn zu rächen. Einen der wenigen Konter schloss der langhaarige Giorgos Samaras aus Nahdistanz zum 1:1 ab. Lahm hatte den Flankengeber Dimitris Salpingidis nicht stören können, und im Strafraumzentrum kam Boateng etwas zu spät. Auch Manuel Neuer im Tor sah nicht gut aus.

Doch dieses Mal dauerte es nur fünf Minuten, und die Griechen waren ein zweites Mal vor knapp 40 000 Zuschauern bezwungen. Nach einer Flanke von Boateng hämmerte der starke Sami Khedira den Ball zur erneuten Führung unter die Latte. Und dieses Tor besaß Dosenöffnercharakter.

Die Kanzlerin hatte sich nach ihrem zweiten Jubel gerade wieder niedergelassen, da musste sie auch schon wieder hoch. Miroslav Klose hatte per Kopf zum 3:1 getroffen. Für den 34-Jährigen war es in seinem 120. Länderspiel der 64. Treffer. Kurz darauf war dann Reus zur Stelle, der einen abgewehrten Schuss Kloses ins griechische Netz drosch. Und wieder musste Merkel hoch aus ihrem Sitz. Jetzt klatschte sie rhythmisch, das Spiel war gelaufen. Auch wenn die Griechen nach einem angeschossenen Handspiel Boatengs per Elfmeter noch zum 2:4 kamen, Salpingidis hatte den Strafstoß verwandelt. Das änderte aber nichts mehr.

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