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Sport: Huub Stevens: Der Arbeiter

Zechen gibt es in Gelsenkirchen kaum noch. Doch Auguste Victoria kennt man.

Zechen gibt es in Gelsenkirchen kaum noch. Doch Auguste Victoria kennt man. Denn da hat der Bergarbeitersohn Huub Stevens seine Fußballer unter Tage einfahren lassen. "Meine Spieler müssen wissen, woher der Klub kommt", hat der Trainer des FC Schalke 04 gesagt. Stevens weiß, woher er kommt: Im Arbeiterviertel Stadbroek von Sittard begann er seine Fußballaufbahn. Der Sohn eines Bergarbeiters kannte aus seiner Familie den Job unter Tage. Vater Stevens hatte seine Kinder eindringlich gewarnt, nicht in die Hölle des Bergbaus zu gehen, auf der Schule so viel zu lernen, dass es auch andere Möglichkeiten gab. Stevens kannte noch eine andere Möglichkeit: "Ich hatte das Glück, dass ich ordentlich gegen einen Ball treten konnte." Er wurde Profi, Nationalspieler und später Trainer. Mit Schalke holte er 1997 den Uefa-Cup. Nun soll die Meisterschaft her. Ein wichtiger Schritt wäre heute mit einem Sieg in Stuttgart gemacht.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Tipp-Spiel: Wer wird Deutscher Meister? Doch zuerst ist Stevens eines wichtig: Eine echte Mannschaft, ein Team zu haben. "Die tun alles zusammen auf dem Platz - dann auch die Nachhausefahrt." Ein aktuelles Beispiel hat Stevens parat: "Wenn wir mit Schalke in Bremen spielen, fährt Oliver Reck auch mit zurück nach Gelsenkirchen - obwohl er in Bremen ein Haus hat."

Die anlässlich eines UEFA-Cup-Spiels von Schalke getane Äußerung "Die Null muss stehen" weist Stevens nicht unbedingt als Vorreiter des holländischen Offensivfußballs aus. Stevens lässt das nicht gelten und sagt: "Man muss auch mal einen Schritt zurückgehen, um weiter vorwärts zu kommen." Sich selbst einordnen will Trainer Huub Stevens, der sechs Tage in der Woche in Gelsenkirchen ist, nicht: der Trainer als Lehrer (wie Louis van Gaal oder sein jetziger Gegenspieler Ottmar Hitzfeld) oder ein Trainer mit Eingebung (wie Beckenbauer oder Cruyff). "Das sollen andere beurteilen", sagt er diplomatisch. Auch auf ein System will er sich nicht festlegen. "Ein Fußballer muss mehrere Systeme spielen können."

Sein ehemaliger Weggefährte Piet Schrijvers sieht Huub Stevens schon als zukünftigen Nachfolger von Eric Gerets in Eindhoven: "Wenn Gerets PSV verlässt, ist Stevens der natürliche Nachfolger." Der Schalke-Trainer antwortet zurückhaltend: "Ich habe das auch gehört." Und Bondscoach? Auch da fiel sein Name in seinem Heimatland des öfteren. Stevens winkt ab. "Da fahre ich nur rum und gucke mir Spiele und Leute an, nein." Und mit Blick auf das Trainingsfeld vor dem Parkstadion im Schatten der supermodernen Schalke-Arena, sagt er gerade heraus: "Ich freue mich immer noch darüber, wenn ich mit unseren Leuten ein erfolgreiches Training gemacht habe."

Da verwundert es nicht, dass Stevens sich nicht als Ausländer, als Holländer, als Außenstehender fühlt. "Ich bin ein Schalker", sagt er, und es klingt nicht trotzig, sondern hört sich sehr überzeugend an.

Egon Boesten

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