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Huub Stevens hat zwar offenbar nicht mehr das alte Kampfgewicht, aber immer noch den alten Ehrgeiz. "Ich brenne", sagte er bei seiner Vorstellung am Freitag.

© dpa

Huub Stevens muss erneut einspringen: Schalke 04 wird von Verzweiflung getrieben

Der FC Schalke 04 wechselt erneut den Trainer. Dass er es für zwei Spiele mit dem Rentner Huub Stevens probiert, ist nicht die schlechteste Idee. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Der FC Schalke 04 hat sich in den vergangenen Monaten zielstrebig in eine Situation manövriert, in der er nicht mehr viel zu verlieren hat. Vor allem eines nicht: seinen guten Ruf. Den gibt es nämlich schon lange nicht mehr. Wer sich derzeit als Fan des Vereins zu erkennen gibt, erntet im besten Fall Häme, im schlimmsten Fall Mitleid. Beides ist nicht schön.

Insofern kann es den Schalkern ziemlich egal sein, dass sie sich mit der Beurlaubung ihres gerade erst engagierten Trainers Manuel Baum und der Reaktivierung des Rentners Huub Stevens mal wieder der Lächerlichkeit preisgegeben haben. Stevens? Echt jetzt? Zum vierten Mal wird der inzwischen 67-Jährige jetzt Trainer der Schalker. Originell ist anders. Aber, hey: Originalität muss man sich auch leisten können.

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Auch von den Bayern war es schließlich nicht besonders originell, in der Not immer wieder auf Jupp Heynckes zurückzugreifen. Aber in seiner dritten Amtszeit in München gewann Heynckes das Triple; in seiner vierten reichte es immerhin noch zum Meistertitel. Gemessen daran nimmt sich der Auftrag für Huub Stevens auf den ersten Blick sehr bescheiden aus: Er soll im Pokal zu Hause gegen den Viertligisten SSV Ulm die nächste Runde erreichen und in der Bundesliga das Heimspiel gegen den Tabellensechzehnten Arminia Bielefeld gewinnen.

Bei genauerer Betrachtung hatte Jupp Heynckes vermutlich den leichteren Job.

Manuel Baum war längst von Zweifeln umweht

Schalkes Entscheidung für Stevens ist fraglos von Verzweiflung getrieben. Es geht für den Klub schon nicht mehr um den Klassenerhalt. Es geht nur noch darum, die Hoffnung auf den Klassenerhalt nicht schon Weihnachten endgültig fahren lassen zu müssen. Dem bisherigen Trainer Baum, der in zehn Spielen kein einziges Mal gewonnen hat, wurde das offenbar nicht mehr zugetraut.

An ihm festzuhalten wäre wohl in der Tat die riskantere Variante gewesen. Riskanter, als einen Tag vor dem Spiel den Trainer zu wechseln und es mit einem Ruheständler zu probieren, dem gerade mal eine Trainingseinheit zur Vorbereitung bleibt.

Gegen Bielefeld muss muss muss Schalke gewinnen

Zu Hause gegen den Aufsteiger Arminia Bielefeld, die nominell schwächste Mannschaft der Bundesliga: Einfacher wird es für Schalke in dieser Saison nicht mehr. Was aber eben auch heißt: Die Mannschaft, die seit Januar auf einen Sieg in der Liga wartet, muss muss muss dieses Spiel gewinnen. Egal wie.

Dass Schalke dies mit Huub Stevens versucht und nicht mit dem längst von Zweifeln umwehten Manuel Baum, das ist ganz sicher nicht die seltsamste Entscheidung, die der Klub in dieser Saison getroffen hat.

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