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Sport: „Ich bin kein Peters-Klon“

Hockey-Bundestrainer Markus Weise über seinen Wechsel von den Frauen zu den Männern

Herr Weise, sind Sie froh, dass das Versteckspiel jetzt vorbei ist?

Ach Gottchen, Versteckspiel? Es hat eben eine Weile gedauert. Jetzt ist es gut, dass endlich Klarheit herrscht und ich mit meiner Arbeit anfangen kann.

Für die Öffentlichkeit mussten Sie zuletzt so tun, als würden Sie Bundestrainer der Frauen bleiben. Sind Sie mit Ihrer schauspielerischen Leistung zufrieden?

Ich musste nicht schauspielern. Erst am Sonntag vor einer Woche habe ich mich mit dem DHB geeinigt.

Aber es war längst klar, dass Sie die Männer-Nationalmannschaft übernehmen.

Vorher war nichts klar. Ich bin nur ganz früh einmal gefragt worden, ob ich überhaupt bereit wäre, die Nachfolge von Bernhard Peters anzutreten. Danach lief nichts mehr. Verhandelt haben wir erst nach der Frauen-WM im Oktober.

Hätten Sie auch nein sagen können?

Natürlich hätte ich nein sagen können. Ich hatte einen gültigen Vertrag bis 2008.

Bei der WM in Madrid sind Sie als amtierender Olympiasieger mit den Frauen nur Achter geworden. Hat das Ihre Entscheidung beeinflusst?

Sie meinen: Es war besser, jetzt zu gehen? Nein, gerade aus dem Frust heraus hätte ich sehr gerne weitergemacht.

Die Männer, die Sie jetzt übernehmen, sind gerade Weltmeister geworden. Erschwert Ihnen das die Arbeit?

Es ist mit Sicherheit eine gewisse Bürde, aber das macht die Sache doch nur spannender.

Haben Sie schon Kontakt mit Ihrem Vorgänger Bernhard Peters gehabt?

Er hat mir eine kurze Mail geschickt und war schwer begeistert. Ich werde weiter Kontakt mit ihm halten und mir auch den einen oder anderen Ratschlag bei ihm holen. Es kann ja nicht sein, dass ein Mann mit seinem Know-how komplett an den Fußball verloren geht.

Sie haben eigentlich wenig Anlass, etwas zu ändern.

Ich will trotzdem kein Bernhard-Peters-Klon sein. Ich habe meinen eigenen Stil und meine eigenen Mittel. Bernhard und ich, wir sind schon als Typ Mensch sehr verschieden. Ich plane schon einen sehr prinzipiellen Neuanfang.

Auch personell?

Ich muss erst mal mit allen Spielern sprechen und mir einen Überblick verschaffen, wer überhaupt weitermachen will. Die Veränderungen werden eher den Stab betreffen, den ich neu besetzen will.

Sie brauchen noch einen Kotrainer.

Da habe ich zwei gute Leute an der Hand. Das ist noch in Arbeit.

Ihr Nachfolger bei den Frauen ist Michael Behrmann, der früher bei der U 21 Ihr Assistent war. Haben Sie ein gutes Wort für ihn eingelegt?

Ich bin auf jeden Fall gefragt worden. Dass Michael Behrmann mein Nachfolger wird, ist eine Bestätigung dafür, dass der DHB eine gewisse Trainerkultur pflegt. Ich weiß, dass er sehr gut arbeitet und der Sache auf jeden Fall gewachsen ist.

Die Fragen stellte Stefan Hermanns.

Markus Weise, 43, ist neuer Bundestrainer der Hockey-Nationalmannschaft der Männer. Zuvor hat er drei Jahre lang die Frauen trainiert, mit denen er 2004 olympisches Gold geholt hat.

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