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Sport: „Ich fühle mich leer“

Basketball-Star Dirk Nowitzki über Enttäuschung und Ehrung

Herr Nowitzki, Sie wurden als wertvollster Spieler der NBA ausgezeichnet, obwohl Ihr Team in den Play-offs versagte. Wie gehen Sie damit um?

Ich fühle mich leer. Die Enttäuschung nach dem Play-off-Aus ist frisch, deshalb konnte ich auch den Titel noch nicht so richtig genießen.

Die Beurteilung Ihrer Leistungen in den Play-offs war geteilt.

Leider nicht.

Gut, aber über Ihre Nominierung als wertvollster Spieler gab es keinen Zweifel. Gibt Ihnen das einen neuen Motivationsschub?

Für mich ist es eine Bestätigung für die vielen Trainingstunden, die ich investiert habe und die unglaubliche Leistung, die uns in Dallas mit 67 Siegen von 82 Spielen gelungen ist.

Avery Johnson, Ihr Trainer in Dallas, hat Ihnen eine Liste mit Aufgaben und Videomaterial für den Sommer mitgegeben. Was genau erwartet er von Ihnen?

Er weiß, dass ich im Sommer immer versuche, mein Spiel auf das nächste Level zu heben. Wir hatten ein Abschlussmeeting, bei dem nicht viel herauskam, weil wir uns gegenseitig bemitleidet haben. Ich weiß selbst, was ich zu tun haben.

Nämlich?

Wenn man ein gewisses Level erreicht hat, macht man keine Riesensprünge mehr. Da geht es um kleine Verbesserungen. Meine Verteidigung kann besser werden, aber auch mein Centerspiel.

Wäre nicht auch ein Vereinswechsel als Motivationsschub denkbar?

Ich kann ja nicht einfach wechseln. Dafür müssten mich die Mavericks wegtauschen. Nach den verkorksten Play-offs gab es einige, die sagten, es wäre das Beste für die Organisation, wenn der Nowitzki weg wäre. Ich glaube nicht, dass man alles aus dem Fenster werfen sollte.

Fans und Kritiker sagen: Mit Nowitzki gewinnen wir nie einen Titel.

In neun Jahren in der NBA lernst du, dass du der Größte bist, wenn du gewinnst, und der Esel, wenn du verlierst. Ich brauche keine Journalisten, die noch nie einen Ball in der Hand hatten und niemals einen ähnlichen Druck erlebt haben wie ich, damit sie mir sagen, dass ich schlecht war. Kritik gehört dazu und kann auch motivieren.

Was machen Sie mit der Trophäe?

In Dallas musste ich sie erst einmal zwei Stunden anstarren, um das Ganze zu begreifen. Eigentlich wollte ich das Ding nach Deutschland mitbringen. Aber es ist wohl im Zoll stecken geblieben. Für das Handgepäck war die Trophäe zu schwer. Ich hätte sie gerne präsentiert obwohl sie recht hässlich ist.

Aufgezeichnet von Martin Fünkele

Dirk Nowitzki, 28, von den Dallas Mavericks wurde vor einer Woche als erster Europäer zum wertvollsten Spieler (MVP) der

nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA gewählt.

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