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Sport: „Ich habe keine Angst“

Lok Leipzigs Präsident Kubald über Drohungen und Lehren nach der Randale

Herr Kubald, wie ist die Situation beim 1. FC Lok Leipzig nach den Krawallen?

Derzeit kehren wir noch die Scherben zusammen. Aber wir fangen schon wieder an, unsere tägliche Arbeit zu machen.

Stimmt es, dass Sie derzeit als Lok-Vorsitzender mit Drohungen leben müssen, weil Sie die Namen der Ihnen bekannten Hooligans nennen wollen?

Ich kann das verkraften, aber das darf sich nicht auf meine Familie übertragen. Personenschutz ist unnötig, ich habe keine Angst.

Sie haben einen 13-jährigen Sohn, der ebenfalls bei Lok aktiv ist.

Ja, er darf wegen dieser Geschichte keinen Schaden nehmen. Ich bin ganz froh, dass in Sachsen gerade Ferien sind.

Bleiben Sie dennoch dabei, die Namen der Randalierer zu nennen?

Natürlich werde ich das am kommenden Montag bei der Polizei tun.

Sie wurden früher selbst dieser Szene zugeschrieben.

Das ist 15 Jahre her. Mehr möchte ich dazu nicht mehr sagen. Sich abzuwenden, ist eine Frage des Geistes.

Welche Folgen haben die Randale?

Vor allem negative, aber auch positive.

Positive?

Unser Verein mit 1400 Mitgliedern hat viele neue Aufnahmeanträge bekommen.

Mit welcher Motivation?

Damit die Schar derer, die sich von Randalierern nicht ihren Fußball kaputt machen lassen wollen, größer wird.

Was sagen Sie zur Forderung vom CDU-Politiker Hermann Winkler, dem Chef der sächsischen Staatskanzlei, dass die Fußballvereine bei Krawallen die Polizeieinsätze selbst bezahlen sollen?

Dann hat sich das mit den Fußballvereinen bald erledigt.

Winkler meint damit unkooperative Vereine, die nicht mit der Polizei zusammenarbeiten wollen.

Dann kann er ja nicht uns, den 1. FC Lok Leipzig, meinen. Wer etwas anderes behauptet, hat zumindest keine Ahnung.

Was erwarten Sie von der Zusage der Stadt Leipzig, einen zusätzlichen Mitarbeiter für das Fanprojekt einzustellen?

Dafür kämpfen wir schon lange. Aber wer annimmt, dass sich damit das ganze Problem lösen lässt, der irrt gewaltig. Fanprojekte können die Situation nur lindern. Das kann nur ein Punkt sein.

Ihre Mannschaft hat angekündigt, zukünftig beim Auftauchen von Hooligans das Spielfeld verlassen zu wollen. Hilft das?

Wenn die Spieler das so gesagt haben, dann müssen sie das so machen.

Sie scheinen davon nicht viel zu halten?

Ich kommentiere das nicht weiter.

Wie werden Sie beim nächsten Heimspiel am übernächsten Wochenende auf Randalierer vorbereitet sein?

Da spielen wir gegen Stötteritz, und wir werden noch mehr für die Sicherheit der wahren Fußballfans tun müssen.

Die Fragen stellte Hartmut Moheit. Siehe auch Seite 12.

Steffen Kubald, 45 , ist seit drei Jahren Vorsitzender des 1. FC Lok Leipzig. Zuvor war er Fanbeauftragter des Vereins. Der gelernte Koch wurde früher selbst der Gewaltszene zugerechnet.

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