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Sport: „Ich habe nie gedopt“

Radstar Basso gesteht nur versuchtes Doping und redet nicht über andere Beteiligte

Innerhalb einer Nacht verwandelte sich Ivan Bassos vermeintliches Dopinggeständnis zu dem grotesk erscheinenden Eingeständnis, es zwar versucht, aber nie getan zu haben. Nach Meldungen vom Montagabend soll der Vorjahressieger des Giro d’Italia zugegeben haben, mit Hilfe des spanischen Arztes Eufemiano Fuentes gedopt zu haben. Tags darauf widerrief der 29-Jährige auf einer Pressekonferenz in Mailand vehement die Meldungen des Vortages. „Ich habe zu keinem Zeitpunkt Dopingsubstanzen genommen, noch Blutdoping betrieben“, sagte Basso, „ich habe lediglich einen Dopingversuch vor der Tour de France 2006 unternommen, und dafür bin ich bereit, meine Strafe zu verbüßen.“ Basso unternimmt damit die Flucht nach vorne. Denn zu erdrückend war die Beweislast gegen ihn. Er hat jetzt wohl das eingestanden, was nicht mehr zu leugnen war. Seine Siege wie beim Giro d’Italia habe er alle ohne unerlaubte Hilfsmittel errungen. „Man kann ehrlich gewinnen, so wie ich es immer getan habe“, sagte Basso. Vor der Tour im vergangenen Jahr war er wie Jan Ullrich und andere Fahrer wegen seiner mutmaßlichen Verstrickung in die Dopingaffäre „Operacion Puerto“ suspendiert worden.

Am Montag hatte der Lombarde vor dem römischen Antidoping-Ermittler Ettore Torri ein zehn Seiten umfassendes Geständnis abgelegt, das allerdings nur seine Person betrifft. Von der Absicht, die Dopingpraktiken von Radprofis offenzulegen, war plötzlich keine Rede mehr. „Ich weiß nichts über andere Fahrer oder andere beschuldigte Sportler. Es gab keine Fragen bezüglich anderer Personen“, sagte Basso.

Sein Bekenntnis scheint wohlüberlegt zu sein. „Das Blut gehört mir, aber ich habe es mir nicht zugeführt“, sagte er. Ein wichtiger Zusatz. Denn das wäre nur der Versuch des Dopings und nach dem geltenden Dopingstrafrecht, das das italienische Parlament im Jahr 2000 verabschiedete, nicht belangbar. Basso, von dem 3,5 Liter Blutkonserven gefunden wurden, droht also nur eine Sperre vom Radsportverband. „Ivan Basso hat seine umfangreiche Schuld in der ,Operacion Puerto’ eingestanden“, heißt es in einem Kommuniqué des Nationalen Olympischen Komitees Coni vom Montagabend, „und hat seine Bereitschaft angekündigt, das Größtmögliche zu tun, um zur Aufklärung der Umstände seiner Beteiligung beizutragen.“

Das Größtmögliche war nun lediglich das Eingeständnis des eigenen Dopingversuchs. Es wäre das erste Mal gewesen, dass sich ein italienischer Radsportprofi bereit erklärt, umfangreich mit der Justiz zusammenzuarbeiten. „Ich hoffe nur, verstanden zu werden“, sagte Basso.

Er rechnet damit, dass er bei der Bemessung der Strafe mildernde Umstände erhält. Die Rede ist davon, dass die für derlei Vergehen vorgesehene zweijährige Dopingsperre zumindest halbiert würde. Eine Interpretation, die beim Präsidenten des Radsport-Weltverbandes UCI auf Kritik gestoßen ist. „Wir werden Ivan nicht alleine lassen“, sagte Pat McQuaid, „aber das heißt nicht, dass die Regeln missachtet werden.“ Nach dem Antidoping-Reglement sei kein Straferlass vorgesehen. Der Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, wies jedoch darauf hin, dass der Welt-Antidoping-Code eine Strafminderung vorsehe, wenn eine Aussage zur Aufdeckung von Netzwerken beitrage.

Ivan Basso möchte seine Karriere in jedem Fall fortsetzen. Für seinen Fehler würde er nun „die Verantwortung übernehmen und meine Strafe absitzen“. Danach will er wieder aufs Rad steigen, „mit neuem Geist“.

Vincenzo Delle Donne[Mailand]

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