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Sport: „Ich hoffe, wir bleiben Freundinnen“

Dementjewa gegen Myskina: Erstmals wird eine Russin in Paris gewinnen

Paris – Es ist das erste russische GrandSlam-Endspiel der Tennis-Geschichte – und es ist eine Bewährungsprobe für eine lange Freundschaft. Heute treffen Jelena Dementjewa und Anastasia Myskina im Finale der French Open aufeinander. Und am liebsten würden sie den Silberpokal und den Siegerscheck teilen. „Wir sind gute Freundinnen, und ich hoffe, wir bleiben es“, sagt Anastasia Myskina. Bei den Männern gab es das nationale Duell schon im ersten Halbfinale: Der Argentinier Gaston Gaudio schlug Landsmann David Nalbandian 6:3, 7:6, 6:0 – und trifft im Finale auf Landsmann Guillermo Coria, der sich mit 3:6, 6:4, 6:0, 7:5 gegen Tim Henman durchsetzte.

Die beiden Moskauerinnen Dementjewa und Myskina sind nach Olga Morozowa 1974 und Natascha Zwerewa 1988 erst die French-Open-Finalistinnen Nummer drei und vier aus der ehemaligen Sowjetunion. Sie sind beide 22 Jahre alt – schon als Sechsjährige schlugen sie im Spartak-Tennisklub gemeinsam die Bälle über das Netz. Rausa Islanowa, die Mutter von US-Open-Sieger Marat Safin, trainierte die beiden zu Beginn. „Wir spielen auch gemeinsam Doppel. Wir kennen uns in- und auswendig“, sagt Dementjewa.

Für viele mag die Finalpaarung Dementjewa gegen Myskina ungewohnt klingen. Doch der Durchbruch für die aufstrebende Tennis-Nation Russland war nur eine Frage der Zeit. Sechs Spielerinnen des Landes befinden sich in den Top 20 der Weltrangliste. Myskina, die in Paris die favorisierten Venus Williams und Jennifer Capriati besiegte, wird nach den French Open als neue Nummer drei geführt werden. Dementjewa rückt auf Position sechs vor. Sie hatte im Viertelfinale Publikumsliebling Amelie Mauresmo aus dem Turnier geworfen. „Russische Revolution“, schrieb die französische Sportzeitung „L’Equipe“ am Freitag.

Jens Gerlach, der deutsche Trainer von Anastasia Myskina, sagt: „In Russland boomt Tennis. Das ist wie bei uns in den 80ern mit Becker und Graf.“ Der frühere Zweitliga-Spieler aus Stuttgart hat in Florida studiert, war dort erst Trainingspartner, dann Coach und Lebensgefährte der introvertierten Russin, jetzt ist er nur noch Trainer. „Das Finale wird im Kopf entschieden“, sagt Gerlach. Myskinas Matchbilanz gegen Dementjewa steht bei 3:3.

Dementjewa wird seit 2003 von Olga Morozowa betreut. Nach frühen Erfolgen – Dementjewa gewann bei Olympia in Sydney die Silbermedaille und zog 2000 ins Halbfinale der US Open ein – stagnierte sie in ihrer Entwicklung. Mutter Wera suchte Rat bei Jelenas Kindheitsidol, und Morozowas Arbeit wirkte sich bald aus. 30 Jahre nach ihrer Finalniederlage in Paris sieht sie mit Genugtuung, dass erstmals eine Grand-Slam-Trophäe nach Russland gehen wird. „30 Jahre sind eine lange Zeit“, sagt Morozowa. „Nun sollte es endlich jemand besser machen.“ dpa

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