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Sport: „Ich kann viel mehr“

Herthas Simunic denkt über seine Zukunft nach

Was haben Josip Simunic und Sebastian Deisler gemeinsam? Der hünenhafte Abwehrspieler und der leichtfüßige Mittelfelddribbler sind von ihren Anlagen her zwei sehr verschiedene Fußballer. „Aber Sebastian ist jemand, der sich zu hundert Prozent mit seinem Klub identifiziert. Er hat diesen Stolz – genau wie ich“, sagt Simunic, der Verteidiger von Hertha BSC. Deisler ist 2002 von Hertha zu Bayern München gegangen. Nachdem sein Wechsel feststand, wurde er von Herthas Fans heftig ausgepfiffen. „Falls ich Berlin verlasse, will ich nicht, dass es bei mir auch so wird“, sagt Simunic.

Bei dem Innenverteidiger der kroatischen Nationalmannschaft ist die Situation immer noch unklar: Sein Vertrag läuft in diesem Sommer aus. Herthas Manager Dieter Hoeneß hat ein Angebot zur Verlängerung kurz vor Weihnachten zurückgezogen. Simunic müsse nun auf Hertha zukommen. Die Berliner würden ab sofort den Markt nach Alternativen sondieren. „Simunic und sein Berater haben signalisiert, dass sie demnächst ein Gespräch mit mir führen wollen“, sagt Hoeneß. „Worum es da gehen wird, das weiß ich nicht.“

Auch Simunic weiß noch nicht, was er in der kommenden Saison tun will. Zumindest sagt er das. „Ich habe mehrere Angebote“, verrät er. Von wem diese kommen und wie konkret sie sind, möchte er aber nicht erzählen. Gerüchten zufolge stammt eines vom AC Mailand. Simunic sagt, dass er noch mal eine neue Kultur und eine neue Sprache kennen lernen wolle, „aber ich weiß nicht, ob das während meiner Zeit als Fußballer sein wird“.

Alles ist vage. Einen Zeitpunkt, an dem sich Simunic über einen möglichen Wechsel klar werden will, gibt es nach seiner Aussage auch noch nicht. „Ich lasse mich nicht drängen, ich habe Zeit.“ Der Kroate betont häufig, wie gut Berlin für ihn und wie dankbar er Hertha ist: dafür, dass der Klub ihn Anfang 2000 aus einem Vertrag mit dem Hamburger SV herausgekauft hat. „Ich hatte ein halbes Jahr lang ein sehr schlechtes Gewissen und das Gefühl, ich sei dem Klub etwas schuldig“, sagt Simunic. In dieser schwierigen Phase habe er viel gelernt und sich später selbst etwas versprochen: „Ich will am Ende meiner Karriere in den Spiegel schauen und sagen können, dass ich nichts ausgelassen habe.“

Simunic wird im Februar 28, er wird im Sommer zum ersten Mal bei einer Weltmeisterschaft spielen und ist nun vielleicht am entscheidenden Punkt seiner Karriere angelangt. „Ich will einen Sprung machen“, sagt er, „weil ich weiß, dass ich viel mehr kann, als ich bisher gezeigt habe.“ Er habe nun den Respekt seiner Gegenspieler und dadurch ein wesentlich größeres Selbstbewusstsein. Im Moment kann er jedoch nicht an seinen sportlichen Fähigkeiten arbeiten, obwohl er mit Hertha im Trainingslager in Marbella weilt – Simunic hat einen Entzündungsreiz im Knie. „Es sieht nicht so aus, dass er kurzfristig wieder ins Training einsteigen kann“, sagt Trainer Falko Götz.

Trotzdem will Simunic sich in der Rückrunde voll bei Hertha reinhängen. „Wenn ich den Klub verlassen sollte, dann soll niemand hinterher sagen können, dass ich nicht alles gegeben hätte.“ Denn auch eine spätere Rückkehr zu Hertha BSC könnte sich Simunic nach einem eventuellen Wechsel vorstellen. Und deshalb will er unbedingt verhindern, „dass es so wird wie damals bei Sebastian Deisler“.

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