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Nichts los: Die Berliner Amateur-Fußballplätze, wie das Käthe-Tucholla-Stadion auf dem Gelände des SSV Köpenick-Oberspree, bleiben an diesem Wochenende leer.

© Britta Pedersen/dpa

Update

"Ich möchte nicht Schiedsrichter in Berlin sein": Klubs haben Verständnis für Schiedsrichter-Streik

Zwangspause für den Berliner Amateurfußball: Die Schiedsrichter streiken, auch Trainer und Verantwortliche beobachten einen Verfall der Sitten.

Streiks sorgen oft für schlechte Laune. Man kommt nicht voran, muss seine Pläne verändern oder sogar komplett streichen. An diesem Wochenende gilt dies für Zehntausende Berliner, die eigentlich Fußball spielen wollten. Der Berliner Landesverband (BFV) sagte am Freitag alle Spiele ab. Grund ist ein Streik der Schiedsrichter. Der Ärger bei den Vereinen hält sich jedoch in Grenzen.

„Natürlich hätten wir gerne gespielt, ich habe aber vollstes Verständnis für die Schiedsrichter“, sagt etwa Mario Reichel. Der Trainer des Sechstligisten TSV Rudow ist seit Jahrzehnten im Berliner Fußball aktiv und hat dabei einen Verfall der Sitten beobachtet. „Bei vielen fehlt einfach der Respekt. Ich möchte nicht in Berlin Schiedsrichter sein und bewundere jeden, der das jede Woche macht.“

Heinz Schmidt, 2. Vorsitzender des Kreisligisten VfB/Einheit zu Pankow, sieht den Streik auch im Hinblick auf den Schiedsrichtermangel. „Wir müssen auch an den Nachwuchs denken, der abgeschreckt wird, Schiedsrichter zu werden, wenn die Unparteiischen angegriffen werden“, sagte Schmidt der dpa. In der erst seit wenigen Monaten laufenden Saison gab es bereits 109 Fälle von Gewalt und Diskriminierung, in fast der Hälfte davon waren Schiedsrichter die Opfer.

Gerd Liesegang, Vizepräsident des Berliner Fußball-Verbands (BFV), hat deshalb ebenfalls Verständnis für den drastischen Schritt der Schiedsrichter. Zwar liefe der überwiegende Teil der Spiele fair und respektvoll ab, jeder Zwischenfall sei jedoch einer zu viel. „Niemand darf Angst haben, auf den Fußballplatz zu gehen“, sagt Liesegang. Auch von den Vereinen habe er bisher vor allem verständnisvolle Reaktionen gehört. „Es wird sicher auch kritische Stimmen geben, aber die meisten verstehen es.“ Das gelte auch für seine Kollegen beim BFV.

Das Präsidium des Berliner Landesverbands hatte den Streik-Beschluss des Schiedsrichterbeirats am Freitag erst aufgehoben, den Spieltag dann aus organisatorischen Gründen aber doch abgesagt. Die Planungen für eine Neuansetzung der abgesagten Spiele laufen bereits, der Großteil wird vermutlich am 16./17. November nachgeholt.

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