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Sport: „Ich muss erst Apollo anrufen“ Hohepriesterin Thalia Prokopiou über olympisches Feuer

Heute entzündet die griechische Hohepriesterin Thalia Prokopiou das olympische Feuer im „Heiligen Hain“ von Olympia. Von hier aus wird das Feuer auf einer fast schon postmodern anmutenden Fackel knapp eine Woche lang durch Griechenland in die Olympiastadt Athen getragen.

Heute entzündet die griechische Hohepriesterin Thalia Prokopiou das olympische Feuer im „Heiligen Hain“ von Olympia. Von hier aus wird das Feuer auf einer fast schon postmodern anmutenden Fackel knapp eine Woche lang durch Griechenland in die Olympiastadt Athen getragen. Im Athener Olympiastadion von 1896 legt die Fackel zunächst bis zum 4. Juni eine Pause ein. Anschließend bricht sie dann zu einer internationalen Tour auf, die sie – erstmalig in der olympischen Geschichte – über die ganze Welt führen wird. Am 13. August wird mit der Hilfe der Fackel das olympische Feuer zur Eröffnungsfeier der Sommerspiele im Athener Olympiastadion entzündet. Mit der 32jährigen Thalia Prokopiou sprach Torsten Haselbauer in Athen.

Wie wird man eigentlich Fackelentzünderin von Olympia?

Naja, das ist natürlich kein Job, der irgendwo in einer Zeitung ausgeschrieben wird. Als kurz vor den Sommerspielen in Sydney im Jahr 2000 meine Vorgängerin schwanger wurde, hat mich die Choreografin der Feuerzeremonie im antiken Olympia, Maria Hoss, angesprochen, ob ich nicht die olympische Fackel zu den Spielen in Sydney entzünden möchte. Warum genau, das weiß ich eigentlich auch nicht.

Aber über gewisse Voraussetzungen müssen sie doch verfügen?

Selbstverständlich. Ich habe am griechischen Nationaltheater an der Drama-School ein klassisches Tanzstudium abgeschlossen. Daneben spiele ich an Athener Theatern und in einigen Fernsehserien im griechischen Fernsehen. Ich bin es gewohnt, vor Publikum etwas aufzuführen.

Was machen Sie heute denn genau?

Zunächst einmal bin ich und noch 21 andere Priesterinnen im klassischen Gewand gekleidet. Ich werde zum Altar des Tempels der Göttin Hera im antiken Olympiagelände gehen. Dort ist der konkave Spiegel aufgestellt, mit dessen Hilfe ich das Feuer auf einer Fackel entzünden werde. Ich muss aber zuvor noch Apollo anrufen, den Gott der Sonne und des Lichts.

Was sagen Sie ihm?

„Apollo, sende uns die Strahlen für die heilige Fackel.“ Dann werden die Priesterinnen einen einstudierten Tanz aufführen. Dazu werden wir auch noch die Göttin Olympia bitten, „den Geist der Tugend in die Seelen der Athleten zu bringen“. Erst danach senke ich die Fackel in den Spiegel und entzünde das Feuer. Brennt es, übergebe ich es unserem Speerwerfer Kostas Gatsioudis, dem ersten Fackelläufer also.

Es ist ja bereits Ihre dritte Fackelentzündung. Sind Sie immer noch nervös?

Ja, sicher, und das muss auch so sein. Die olympische Fackel zu entzünden, ist kein einfacher Routinejob. Wir trainieren schon rund ein Jahr dafür. Und jetzt bereiten wir uns seit einer Woche vor.

Ein Art Trainingslager?

Ja, das ist wichtig. Es gibt sehr viel einzustudieren, weit mehr als viele denken. Bei meiner ersten Entzündung für die Spiele in Sydney 2000 hatten wir keine Sonne. Da musste ich zu einer kleinen Laterne greifen, wo das olympische Feuer zur Sicherheit immer gehalten wird.

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