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Sport: „Ich schaffe das“

Aachens Trainer Jörg Berger kämpft gegen den Krebs

Aachen. Am Sonntagabend klingelte zu Hause bei Stephan Lämmermann das Telefon. Es war eine traurige Nachricht, die den Stürmer des Fußball-Zweitligisten Alemannia Aachen auf diese Weise erreichte. Der Verein informierte seine Spieler vorab, „damit wir’s nicht aus der Presse erfahren“. Bei Jörg Berger, dem Trainer des Zweitligisten, ist Darmkrebs diagnostiziert worden. Schon in Kürze muss sich der 58-Jährige einer Operation unterziehen. Seinen Posten als Cheftrainer in Aachen hat Berger bereits niedergelegt. Bis auf weiteres wird Kotrainer Frank Engel das Training der Mannschaft leiten. „Wir werden ihm jetzt helfen, damit er wieder auf die Beine kommt und schon bald wieder an der Linie steht“, sagt Lämmermann.

Am Montagmorgen tritt Berger vor die Mannschaft. Die Anspannung ist ihm deutlich anzumerken. Am Nachmittag, bei einer Pressekonferenz, wirkt er hingegen ruhig und sachlich. Seine Botschaft: Ich glaube an meine eigene Stärke. Berger will offensiv mit der Krankheit umgehen. „Ich habe in meinem Leben viele Kämpfe ausgetragen“, sagt er. „Ich werde auch meinen schwersten gewinnen. Ich schaffe das.“ Die Mannschaft will ihm dabei helfen. „Mit jedem Erfolgserlebnis können wir die Gesundheit des Trainers fördern“, sagt Stürmer Josef Ivanovic.

Am Mittwoch hatte sich Jörg Berger in Aachen untersuchen lassen, am Freitagnachmittag, eineinhalb Stunden vor dem Spiel seiner Mannschaft gegen den 1. FC Union, erfuhr er die Diagnose. „Zuerst war ich schwer getroffen“, sagt Berger. „Doch dann habe ich mir gesagt: Nur wer an das Unmögliche glaubt, kann das Mögliche schaffen.“ Wie kompliziert der Krebs ist und wie lange die Genesung dauern wird, konnten ihm die Ärzte noch nicht sagen.

Unmittelbar nachdem Berger am Montag zu den Spielern gesprochen hatte, ergriff Kapitän Karlheinz Pflipsen das Wort. Das Team wisse, dass es dem Trainer sehr viel zu verdanken habe, sagte Pflipsen. Aber der Trainer wisse auch, dass er sich auf seine Mannschaft verlassen könne. Berger ist seit etwas mehr als einem Jahr Trainer des Zweitligisten. In der vorigen Saison rettete er das Team vor dem Abstieg, in dieser führte er sie bis auf Platz vier. Inzwischen träumen manche in Aachen sogar schon wieder vom Aufstieg in die Bundesliga.

„Die Nachricht war natürlich ein Schock für uns alle“, sagt Verteidiger Henri Heeren. „Mein erster Gedanke war: Verdammt, jetzt passiert wieder so was Schlimmes.“ Der Holländer stand bereits im Mai 1999 bei Alemannia unter Vertrag, als der damalige Trainer Werner Fuchs nach einem Waldlauf an Herzversagen gestorben war. Die Mannschaft spielte noch in der Regionalliga, sechs Tage nach Fuchs’ Tod machte sie durch einen Sieg in Erkenschwick den Aufstieg in die Zweite Liga perfekt.

„Das ist ein neuer Schicksalsschlag für unseren Verein“, sagt der designierte Präsident Horst Heinrichs. „Aber wir werden Jörg Berger jeden Tag spüren lassen, dass wir bei ihm sind.“ Die meisten Spieler sind davon überzeugt, dass ihr Trainer den Krebs besiegt. „Er ist ein starker Mensch mit einem starken Charakter“, sagt Willi Landgraf. Die Art, in der der Trainer zu ihnen gesprochen habe, sei beeindruckend gewesen. Kapitän Karlheinz Pflipsen sagt: „Der Trainer hat bewiesen, dass er kämpfen kann. Er wird auch diesen Kampf annehmen, da bin ich mir sicher.“

Niels Knippertz

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