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Sport: Im Amt ohne Würden

Alles schien in bestem Einvernehmen, als Klaus Berge verkündete, er habe zum 31. Mai dieses Jahres als Manager des Fußball-Zweitligisten 1.

Von Karsten Doneck, dpa

Alles schien in bestem Einvernehmen, als Klaus Berge verkündete, er habe zum 31. Mai dieses Jahres als Manager des Fußball-Zweitligisten 1. FC Union gekündigt, weil er über dieses Datum hinaus als Beamter von der Stadtverwaltung Recklinghausen keine Freistellung mehr bekomme. Berge erklärte, ihm sei die berufliche Absicherung wichtiger als ein Job im schnelllebigen Fußballgeschäft. Irgendwie nachvollziehbar. Doch dann trat Union-Präsident Heiner Bertram auf den Plan. Der überraschte gestern mit der Mitteilung, Berge sei mit sofortiger Wirkung von seinem Amt "freigestellt".

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Von wegen tränenreicher Abschied. Bertram polterte, Berge habe "einen Vertrauensbruch begangen", und dabei habe ihm der Klub doch "eine Chance geboten, sich als Fußballlehrer auf das Terrain des Managers zu begeben, er konnte diese Chance aber nicht nutzen". Berge - ein Versager? Sein Vergehen, das Union zur sofortigen Trennung veranlasste, ist eine Lappalie: Der Manager hatte seine Kündigung einen Tag früher als vereinbart öffentlich gemacht. Unions Verantwortliche reagierten beleidigt.

Berges Trennung von Union hat eine Vorgeschichte. Aus Vereinskreisen sickerte durch, dass Unions Trainer Georgi Wassilew Mitte Februar vor dem Spiel gegen Waldhof Mannheim unmittelbar vor der Entlassung gestanden haben soll, aus einem nichtigen Anlass. Klaus Berge, mit Wassilew befreundet, machte sich angeblich beim Präsidenten für den Trainer stark. "Wassilew stand nie vor der Entlassung", kontert Bertram, "die Geschichte stimmt nicht, zu hundert Prozent nicht." Wassilew trainiert weiterhin den 1. FC Union.

Der Zweitligist hatte sich im Falle des Beamten Klaus Berge intensiv um eine Versetzung zum Bezirksamt Köpenick bemüht, damit dieser über den Mai hinaus bei Union bleiben könne. Wichtigster Fürsprecher: Klaus Ulbricht, Köpenicks Bürgermeister, zugleich Mitglied im Union-Aufsichtsrat. Es mag purer Zufall sein, dass rund eine Woche, nachdem sich Berge angeblich für Wassilew ins Zeug gelegt hatte, aus Köpenicks Amtsstuben der ablehnende Bescheid kam.

Union wird vorerst keinen neuen Manager einstellen. "Wir müssen an die Kosten denken", sagt Bertram. Und: "Die direkte Zusammenarbeit mit dem Cheftrainer hat auch ihre Vorteile." Bei Union soll es Leute geben, die diese Aussage derart deuten, dass Bertram seinen eigenen Einfluss auf die sportlichen Geschicke unter Manager Klaus Berge möglicherweise schwinden sah.

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