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IM Gespräch: „Ich mag Rammstein“

Kroatiens Coach Bilic über Musik und Fußball

Herr Bilic,

Sie

sind nicht bloß Kroatiens Nationaltrainer, sondern auch Leadgitarrist einer Rockband. Da passt es, dass Sie den Stil der deutschen Elf mit der Musik der deutschen Band „Rammstein“ vergleichen.

Musik bedeutet mir sehr viel. Ich mag Heavy Metal, ich mag selber Rammstein. Und zur deutschen Mannschaft: Wir haben Respekt, aber keine Angst.

Ihr neuer Song heißt „Vatreno Ludilo“, was so viel bedeutet wie: „Der reine Wahnsinn". Fühlen Sie sich so?

Für Kroatien ist die EM von großer Bedeutung, und es ist von ebenso großer Bedeutung, dass wir einen Umbruch des Teams eingeleitet haben, der Früchte trägt. Nun haben wir ein Lied für die Fans geschrieben.

Gibt es auch im Fussball den Bilic-Stil?

Wir spielen offensiv, aber die Grundlage für Offensivfußball ist eine gute Verteidigung. Haben wir nicht den Ball, sind alle an der Abwehrarbeit beteiligt. Haben wir den Ball, sind es mindestens fünf, die sich mit viel Tempo am Angriff beteiligen. Das ist für mich moderner Fußball.

Neben neuen Songs erwarten die Kroaten aber mehr überzeugende Siege.

Die Euphorie ist groß, eigentlich etwas zu groß. Die Leute erwarten, dass wir Europameister werden. Das ist auch möglich, wir haben eine gute und starke Mannschaft. Aber ich kann mich nicht hinstellen und so etwas versprechen. Das erste Spiel gegen Österreich hat gezeigt, wie schwer das ist.

Am Anfang gab es Zweifel, dass der junge Trainer Bilic das Nationalteam führen kann.

Vor diesem Job war ich kein Professor an der Universität, sondern habe Fußball gespielt. Wir waren 1998 WM-Dritter, ein wenig also kannten mich die Leute. Zudem war ich Trainer von Hajduk Split und der U-21-Nationalmannschaft. Aber es war eben nur die U 21. Doch dann haben wir das Team mit jungen Spielern wie Luka Modric, Niko Kranjcar und Mladen Petric verstärkt, und es lief.

Modric wechselte jetzt für mehr als 20 Millionen Euro zu Tottenham Hotspurs.

Man wird erkennen, dass er ein unglaubliches Talent hat und bald zu den ganz Großen des Fußballs gehören kann.

So groß die Euphorie nun auch ist, bei vielen großen Turnieren war für Kroatien schon in der Vorrunde Schluss.

Auch bei der WM 2002 und 2006 und bei der EM 2004 waren die Erwartungen hoch, aber wir haben immer beim entscheidenden Spiel gepatzt. Vielleicht konnten wir mit dem Druck nicht umgehen. Ich denke, wir sind jetzt weiter. Wir hatten die schwerste Qualifikationsgruppe und konnten lernen, mit dem Druck umzugehen.

Kroatien hat nur rund vier Millionen Einwohner. Wie kommt es, dass immer wieder solche Talente auftauchen?

Wir haben eine besondere Leidenschaft für unsere Nationalmannschaft und für den Fußball, man kann sagen, für Sport im Allgemeinen.

Sind die Deutschen der große Favorit?

Deutschland ist bei solchen Turnieren immer eine Macht.

Das Gespräch führte Oliver Trust.

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