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Sport: „Im Hotel mit der Nato“

Trainer Stielike über Istanbul vor dem Spiel und nach dem Attentat

Herr Stielike, wie geht es Ihnen in Istanbul?

Gut, danke. Die Stimmung ist okay bei mir, auch bei den Jungs.

Sie spielen am Dienstag mit der Nationalmannschaft der unter 21-Jährigen gegen die Türkei um die Qualifikation für die Europameisterschaft. In Istanbul, wo am Samstag 24 Menschen durch zwei Autobomben starben und 300 weitere verletzt wurden.

Das soll gar nicht so weit von unserem Hotel passiert sein. Aber wenn ich jetzt aus meinem Hotelfenster schaue, dann merke ich nicht viel davon. Ich sehe nur Polizisten auf dem Parkplatz.

Wegen Ihrer Mannschaft?

Auch, ja. Sie bringen uns zum Trainingsplatz. Vorn ein Polizeiwagen, hinten einer, wir mittendrin. Aber die Polizisten sind anscheinend nicht so ortskundig, wir haben uns in Istanbul am Morgen verfahren. Ohne diese Sicherheitsmaßnahmen ginge es schneller.

Wird das Mannschaftshotel auch bewacht?

In der Lobby steht ein Metalldetektor, wie so ein Ding am Flughafen. Der piepst immer, wenn wir mit der Mannschaft da durch müssen. Ich habe gehört, die Maßnahmen sind wegen der Nato-Mitarbeiter getroffen worden, die bei uns im Hotel wohnen. Aber wir sind in anderer Mission hier.

Sie wirken sehr entspannt, Herr Stielike.

Ich hatte natürlich ein mulmiges Gefühl, so toll ist das nicht. Das war am Sonntag, als wir uns am Flughafen getroffen haben und in den Zeitungen stand: „Attentat in Istanbul“. Das war schon beklemmend, wenn du weißt: Da fliegen wir jetzt hin.

Es hat keiner Ihrer Spieler gefragt, ob er zu Hause bleiben könne?

Nein, keiner.

Die Spieler können sich auf das Spiel gegen die türkische Mannschaft konzentrieren?

Ja. Meine Jungs sind angespannt, sie spielen vor 50 000 Menschen, es ist das Rückspiel, es geht um die EM-Teilnahme. Wenn man gesehen hat, was schon am Wochenende beim 1:0 in Leverkusen los war, mit all den türkischen Fans – da konzentriert man sich so sehr auf das Rückspiel, dass nicht viel mehr in den Kopf passt. Ich glaube, das hilft uns, mit der Situation ruhig umzugehen.

Wie schalten Sie ab?

Wir vermeiden Stress. Wir haben gerade noch etwas gegessen, gleich gehen die Jungs auf ihre Zimmer und schlafen. Am Nachmittag stehen dann zwei Stunden Freizeit auf dem Programm. Karten spielen, ein Buch lesen und so.

Und was werden Sie tun?

Ich werde spazieren gehen. Aber nur einmal um das Hotel.

Das Gespräch führte André Görke.

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