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Sport: Im Interview

Manager Rudi Assauer über die besondere Schalker Mentalität, zur Europaliga und zur Entwicklung bei Hertha BSCTAGESSPIEGEL: Herr Assauer, Schalke 04 spielt drei Jahre hintereinander europäisch, vor einem Jahr wurden Sie gar UEFA-Cup-Sieger.Wann reicht es mal wieder zur Deutschen Meisterschaft?

Manager Rudi Assauer über die besondere Schalker Mentalität, zur Europaliga und zur Entwicklung bei Hertha BSC

TAGESSPIEGEL: Herr Assauer, Schalke 04 spielt drei Jahre hintereinander europäisch, vor einem Jahr wurden Sie gar UEFA-Cup-Sieger.Wann reicht es mal wieder zur Deutschen Meisterschaft?

ASSAUER: Erfolg läßt sich nur bedingt planen.Bayern München ist jetzt 20 Jahre international dabei, Borussia Dortmund sieben.Von den Potenzen dieser Klubs sind wir noch ein Stück weit weg.Wir verringern jedoch den Abstand Jahr für Jahr.Aber in den nächsten zwei Jahren sprechen wir nicht vom Titel.

TAGESSPIEGEL: Auf Schalke spielt kein wirklicher Star etwa aus Brasilien.Will von denen keiner nach Gelsenkirchen?

ASSAUER: Wir haben das bewußt so gemacht, denn diese Leute verdienen alle zuviel Geld.Wir haben bei uns ein enges Konzept geschnürt was die Spielergehälter anbelangt.Es wäre fatal, dies zu brechen.

TAGESSPIEGEL: Also gucken Sie lieber nach Holland und Belgien ...

ASSAUER: Große Künstler passen noch nicht zu Schalke.Weder wirtschaftlich noch von der Mentalität des Publikums her.

TAGESSPIEGEL: Wie ist denn die klassische Schalker Mentalität?

ASSAUER: Unsere Fans wollen Typen spielen sehen, die 90 Minuten arbeiten können.Wenn ich einen Wilmots habe, brauche ich keinen Weah.Wir haben Mulder, was soll ich dann noch mit Mijatovic?

TAGESSPIEGEL: Die Wandlung des FC Schalke.Vom skandalträchtigen Schuldenklub zum gesundeten Verein der gehobenen Gesellschaft.Sie müssen doch selbst überrascht sein, oder?

ASSAUER: Ja und nein.1993 hatten wir uns fünf Jahre gegeben.Und vorgenommen, dann so weit zu sein, wie wir es vor zweieinhalb Jahren waren, nämlich international zu spielen.Wir haben den Fans nie mehr versprochen, als wir halten konnten.

TAGESSPIEGEL: Sie haben zwar keinen Brasilianer im Team, dafür aber bald ein feines Stadion mit Dach.Wann ist eigentlich Richtfest?

ASSAUER: Spätestens im Herbst beginnt der Bau.Das wird das erste privatwirtschaftlich finanzierte Stadion in Deutschland.In drei Jahren sehen wir die ersten Spiele dort.

TAGESSPIEGEL: Und Berti Vogts laden Sie zur Eröffnung persönlich ein ...

ASSAUER: Ach hören Sie mir mit Vogts auf.Das ganze Thema interessiert mich nicht.Ich hatte kein gestörtes Verhältnis zum Bundestrainer.Ich ging nur deshalb in die Offensive, weil er Dinge ansprach, die Schalke und die Bundesliga betrafen.

TAGESSPIEGEL: Beispielsweise der Fall Olaf Thon.Seine Degradierung bei der WM muß Ihnen böse aufgestoßen sein.

ASSAUER: Was heißt aufgestoßen? Ein Bundestrainer muß sich nicht dafür erklären, wen er aufstellt oder nicht und warum.Aber wie die Sache mit Thon gelaufen ist, hat mir nicht gefallen.

TAGESSPIEGEL: Das neue Stadion soll 350 Millionen Mark kosten.Woher nehmen Sie soviel Geld?

ASSAUER: Ein Teil ist Fremdkapital, der andere Eigenkapital vom Verein und einiger Kommanditisten.Viel wichtiger ist aber, das die Hoheit immer beim Verein bleibt.

TAGESSPIEGEL: In einer Europaliga könnte man soviel Geld schneller verdienen.Sind Sie da nicht neidisch?

ASSAUER: Blödsinn.Ich habe vor 14 Tagen gesagt, daß die Europaliga eine Zirkusnummer ist.Und dabei bleibe ich, wenn es keinen Wettbewerb, also keine Qualifikation dafür gibt.Dann ist diese Liga nichts weiter als reine Geldbeschaffungsmaßnahme.

TAGESSPIEGEL: Es gibt aber Vereine, die für eine Europaliga oder eine ausgedehnte Champions League votieren, da sie Planungssicherheit verlangen.

ASSAUER: Wer so argumentiert, soll sich einen anderen Job suchen.Planungssicherheit gibt es im Fußball nicht, der Wettbewerb macht alles aus.So wie in der Bundesliga.Der Reiz besteht für den Fan doch darin, daß der Tabellenletzte Freiburg den Tabellenführer Bayern schlagen kann, oder daß er Schalke gegen Dortmund sehen kann.Und als Sahne obendrauf gibt es dann die internationalen Wettbewerbe.Wenn wir das aufgeben, wird sich der Fan irgendwann fragen, ob er denn nur noch dazu da ist, sein Geld im Stadion abzuliefern.

TAGESSPIEGEL: Sie plädieren also für eine starke Bundesliga?

ASSAUER: Fußball ist doch ein großes Schauspiel.Keiner weiß vorher genau, wie es am Ende ausgeht.Nehmen wir die Bayern.Trotz ihres Vorsprungs an Wissen, Erfahrung und Geld ist es ihnen nicht gelungen, Kaiserslautern am Gewinn der Meisterschaft zu hindern.Hoffentlich wird es immer wieder solche Überraschungen geben.Sonst spielen wir wie in Holland vor 4000 Leuten.

TAGESSPIEGEL: Morgen ist Schalke in Berlin zu Gast.Wie beurteilen Sie die Entwicklung von Hertha BSC?

ASSAUER: Das ist nicht mein Bier.Nur halte ich eine Verflechtung mit einem Unternehmen für bedenklich, wenn dieses Unternehmen auch noch mit Kontrahenten liiert ist.Und was soll ein Aufsichtsratsvorsitzender, der in, ich glaube Österreich sitzt, und per Telefon alles sprengen will? Das kann man vielleicht machen, wenn man etwas aufbauen will, aber irgendwann muß man sich überlegen, ob man nicht selbständiger werden kann.Die Autorität kann ich nicht für lange Zeit aus den Händen geben.

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