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Jacob Schopf (links) und Max Hoff sind gut drauf.

© imago images / Newspix

Im Kanu von Erfolg zu Erfolg: Das Generationenboot als großer Hoffnungsträger

Jacob Schopf ist 17 Jahre jünger als Max Hoff, trotzdem sind sie ein starkes Team. Bei den Finals freut sich Schopf auf eine besondere Kulisse.  

Für die Lacher sorgt Jacob Schopf meistens selber. Dann dauert es nur ein paar Augenblicke und es wird klar, warum Schopf, der 20-Jährige, jetzt mit Max Hoff, dem fast 37-Jährigen, in einem Kajak sitzt und um internationale Erfolge kämpfen soll. Vor einigen Wochen hatte der Deutsche Kanu-Verband zur Pressekonferenz geladen. Der Präsident ist da, der Bundestrainer, der Sportdirektor und zwei Athleten: Max Hoff, der Olympiasieger im Kajak-Vierer, und Jacob Schopf. Merkt man den Altersunterschied, Herr Schopf? „Er ist theoretisch da“, sagt er, „praktisch merke ich ihn nicht so oft. Max ist auf jeden Fall superjung im Kopf.“ Um ihn herum Gelächter.

Eine Woche später in Kienbaum, 26 Grad, Schopf hängt erschlagen auf einem Sessel im Sportler-Café, die Vormittagseinheit ist gerade durch. Sprintprogramm, Ausdauereinheit, laufen gehen. Jetzt wollen die Kanuten die Grundlagen schaffen für die WM Mitte August. Und auch die Finals sind schon Thema, für Schopf ohnehin: In Mahlsdorf ist er aufgewachsen, er fährt für den Köpenicker KC und darf nun im Rahmen der Finals auch mal die Berliner Innenstadt erkunden. Gefahren wird schließlich auf der City Spree an der Oberbaumbrücke.

„Es ist cool, dass man in der Stadt auch mal richtig paddeln kann“, sagt Schopf, „das ist sonst eigentlich verboten.“ Dass er selber dabei sein kann, ist auch so ein Zeichen: Bei den Kanuten hat er sich gerade ganz nach vorne gefahren und könnte ein Mann für die Zukunft sein.

Die ganze Kindheit war schon dem Kanufahren gewidmet, im vergangenen Jahr hat Schopf Abitur an einer Sportschule gemacht und zeitgleich den Sprung in den A-Kader der Nationalmannschaft geschafft. Nun geht es mit dem Studium weiter, was auch heißt: In der Mittagspause muss oft gelernt werden. „Es ist sehr schwer, im Trainingslager produktiv zu werden, wenn man am liebsten schlafen würde“, sagt Schopf. An der Humboldt- Universität studiert er Grundschullehramt in den Fächern Geographie und Sport, oft zu den Vorlesungen gehen kann er nicht.

Dass sich sein Leben grundsätzlich von dem der anderen Studenten unterscheidet, merkt er schon beim Start in den Tag: „Ich habe morgens Trainingsbeginn um 7.15 Uhr. Da sagen die Kommilitonen: So früh würde ich ja nicht aufstehen.“ Auch so manche Party fällt flach, aber Schopf sieht „andere Spaßquellen“: „Im Winter fliegen wir nach Florida, das hat ja auch nicht der Normalmensch.“

Das Trainingslager in den USA hat er zum ersten Mal mitgemacht, „das ist schon ein anderes Kaliber als im Juniorenbereich.“ Im Vorjahr gewann er seine erste Goldmedaille bei den Erwachsenen, im nicht mehr olympischen Kajak-Vierer über 1000 Meter. Als Junior hatte er sich drei WM-Titel erfahren, doch der Sprung zu den Erwachsenen ist ein großer Kraftakt in der Kanu-Nation Deutschland. „Im Kajak-Herrenbereich haben wir die absolute Weltspitze in der Trainingsgruppe“, sagt Schopf, „da musste ich nochmal einen Zacken drauflegen.“

Schopf fährt allen davon

Das ist ihm in diesem Jahr gelungen: Bei der nationalen Qualifikation Ende April in Duisburg fuhr er im Einer über 500 und 1000 Meter allen davon. Den Olympiasiegern und Weltmeistern und Europameistern, den Tom Liebschers, Max Rendschmidts, Max Lemkes und auch Max Hoff.

Seit Mai sitzen Hoff und Schopf zusammen in einem Boot, im Zweier über 1000 Meter kommt ihnen bei der WM die gewichtige Aufgabe zu, zwei Quotenplätze für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio zu holen. Dafür muss ein Platz unter den besten Sechs her.

Die ersten Erfahrungen der beiden waren vielversprechend. Sie siegten beim Weltcup-Auftakt und sicherten sich bei den Europaspielen in Minsk die Goldmedaille. Der Verband hat das Duo das „Generationenboot“ getauft und für Max Hoff, den Olympiasieger, ist vor allem die Leichtigkeit von Schopf ein wichtiger Faktor. „Ich bin schon jemand, der immer sehr viel grübelt“, sagt Hoff, „da kann es mir helfen, wenn ich jemanden dabei habe, der das nicht so oft tut. Und vielleicht auch mal einen Spruch bringt.“ Dafür ist auf jeden Fall gesorgt.

Saskia Aleythe

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